Donnant donnant – Praktikum bei einem Möbeldesigner in Frankreich

Mitarbeitende vor dem Firmengebäude von AKANTE (Bild: Gilles Michaelides)

Mbo Olivia Tutu, Studentin der Mehrsprachigen Kommunikation, hat ihr obligatorisches Auslandssemester in Form eines fünfmonatigen Praktikums bei AKANTE in Wasquehal im Norden Frankreichs absolviert. Wir haben sie interviewt:


Frau Tutu, wieso haben Sie sich für Frankreich entschieden?

Zu Beginn war Frankreich nicht meine erste Wahl; der Grund, weshalb es mich in ein französischsprachiges Land gezogen hat, ist die Sprache. Ich liebe die französische Sprache, sie ist für mich eine wahre Melodie der Romantik. Nach langem Suchen hat es mich doch nach Frankreich gebracht.

Geben Sie uns einen kurzen Einblick in den Tätigkeitsbereich Ihres Arbeitgebers?

Meine Vorgesetzten sind sehr sympathisch. Das Herzstück der Firma ist die Herstellung von Keramik. Es werden Keramiktische in verschiedenen Designs und Ausführungen angeboten. Neben Tischen umfasst das Sortiment auch andere Möbelkollektionen aus Stoff. Zurzeit arbeitet die Firma mit Kunden in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Japan und weiteren Ländern zusammen.

Was waren Ihre Aufgaben als Praktikantin?

Während meines Praktikums war ich sowohl im Export- als auch im Kommunikationsbereich tätig. Meine Aufgaben umfassten die Bearbeitung und Aufnahme von Bestellungen aus verschiedenen Regionen, darunter Nord- und Süddeutschland, die BeNeLux-Staaten sowie das Vereinigte Königreich. Zudem war ich für die Übersetzung von Newslettern, Webseiten und Produktinformationsblättern vom Französischen ins Deutsche verantwortlich.

Welche Kenntnisse, die Sie in Ihrem bisherigen Studium am ITMK erworben haben, konnten Sie während Ihres Praktikums anwenden/vertiefen?

Das Studienfach Grundzüge Fachtextübersetzen Technik hat mir sehr geholfen. Mit der Zeit habe ich gelernt, die firmeninternen Begriffe richtig zu nutzen. Durch gezielte Internetrecherche und ein besseres Verständnis der Unternehmensprozesse konnte ich meine Übersetzungen erheblich verbessern.

Welche Kenntnisse haben Sie neu erworben?

Ich habe gelernt, Texte wie Newsletter so zu übersetzen, dass sie optimal zur Firma passen. Dabei habe ich lernen müssen, den richtigen Ton und den Stil der Firma zu beachten, um sicherzustellen, dass die Inhalte präzise und entsprechend vermittelt werden.

Wie war das Arbeitsklima in der Firma?

Das Arbeitsklima war sehr entspannt, und die Kollegen gaben mir nie das Gefühl, dass meine Kenntnisse nicht ausreichten, um mit ihnen zu sprechen. Ich konnte mich gut einbringen, verstand mich hervorragend mit ihnen und teilte ihren Humor. Ich nutzte die Zeit auch, um von einem Kollegen aus dem Designbereich das Zeichnen zu lernen, während ich ihm im Gegenzug Deutsch beibrachte – Donnant donnant (eine Hand wäscht die andere). Auch außerhalb der Arbeit habe ich einiges mit meinen Kollegen unternommen, und wir stehen bis heute in Kontakt. Schon vor meinem Beginn hatte ich nur Positives über ihre Freundlichkeit gehört, und ich kann bestätigen, dass dies keine Übertreibung war. Ich habe viel von ihrer Gastfreundschaft lernen können.

Wie hat Ihnen der Ort/die Umgebung gefallen?

Lille ist eine wunderschöne Stadt. Was ich an Lille besonders liebe, ist die Erhaltung der Geschichte. Wenn man durch das Viertel Vieux-Lille spaziert, bemerkt man sofort, dass die Gegend nicht durch moderne Gebäude ersetzt wurde. Dieser Stil erzählt seine Geschichte und versetzt einen zurück in die Vergangenheit. Die kleinen Cafés, Restaurants mit köstlichen Gerichten aus verschiedensten Ländern, Boutiquen, schmalen Straßen und sogar die farbenfrohen Bäume in Vieux-Lille schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Man fühlt sich anders, kleidet sich anders und möchte durch Sprache und Aussehen den Charme der Vergangenheit wiedergeben.

Was sollte man in Wasquehal/Lille unbedingt gesehen oder erlebt haben?

Man sollte unbedingt die Restaurants, Boutiquen und Theater besuchen sowie durch das charmante Viertel Vieux-Lille spazieren. Es ist auch möglich, in nur einer Stunde am Meer zu sein, was sehr cool ist. Besonders hervorzuheben ist, dass in Dunkerque die Busfahrten kostenlos sind. Auch in Lille sind die Fahrpreise sehr günstig, sodass man schnell und einfach von einem Ort zum nächsten gelangen kann.

Gab es für Sie spürbare kulturelle Unterschiede?

Ich habe nicht viele spürbare kulturelle Unterschiede wahrgenommen: was mir sehr aufgefallen ist, sind die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit der!

Aber jeder wird seine eigene Erfahrung machen müssen.

Wir freuen uns auch über eine kleine Anekdote:

Es gibt ein Restaurant, das einfach wunderbares Essen anbietet. Long story short, der Besitzer sah mich und wusste sofort: „Sie will Butter Chicken mit Reis und 2x Cheese Naan.“ Manchmal dachte ich, selbst wenn ich es über Uber Eats bestelle, weiß er, dass ich es bin. Ich habe mich sogar bei ihm verabschiedet. Ob es dieses leckere Essen auch in Deutschland gibt?

Ihr Fazit:

Ich bin mehr als zufrieden mit meinem Praktikum bei AKANTE. Ursprünglich hatte ich nach einer Stelle im Süden gesucht, wo ich auch die Möglichkeit gehabt hätte, zum Strand zu gehen. Doch ich hätte nicht falscher liegen können. Niemals hätte ich gedacht, dass es mir hier so viel Spaß und Freude bereiten würde, zur Arbeit zu gehen. Daraus habe ich gelernt, dass es nicht darauf ankommt, wo man ist, sondern auf die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundschaften und das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. Diese Werte sind viel wichtiger und bedeutsamer. Man sollte auch immer offen sein, etwas Neues kennenzulernen. Entweder liebt man es oder man liebt es nicht, aber man versucht es, und das ist bereits etwas Gutes.
Außerdem lernt man sehr viel allein nur vom Zuhören, Wörter oder Sätze wie: je suis matte, impeccable, la poisse, la crique, tampons, indispensable, t’as la pêche, se déplacer pour le cacahuète, au pif, alarme incendie, minuscule – majuscule und vieles mehr.

Juli 2024

M
M