Weihnachtsstimmung trotz Corona – Praktikum in einem Übersetzungsbüro in Lyon

Place des Jacobins in Lyon (Bild: Monja Jannet, Studentin am ITMK)

Monja Jannet, Studentin der Mehrsprachigen Kommunikation, hat ihr obligatorisches Auslandssemester in Form eines viermonatigen Praktikums bei der KERN AG, Sprachendienste in Lyon, Frankreich, absolviert. Wir haben sie interviewt:


Frau Jannet, wieso haben Sie sich für Frankreich entschieden?

Für Frankreich als Ziel meines Auslandssemesters habe ich mich schon seit Beginn meines Studiums interessiert, da ich meine Französischkenntnisse vor Ort verbessern wollte. Meine Entscheidung für Frankreich stand fest, als ich die Zusage von meinem Arbeitgeber für eine Praktikumsstelle in Lyon bekommen habe.

Geben Sie uns einen kurzen Einblick in den Tätigkeitsbereich Ihres Arbeitgebers?

Die KERN Group ist ein internationaler Sprachdienstleister mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, der Sprach- und Übersetzungsdienstleistungen an über 60 Standorten weltweit anbietet. Übersetzungen, Dolmetscheinsätze, interkulturelles Training, (Online-)Sprachunterricht, E-Learning sowie weitere Sprachdienstleistungen für Firmen- und Privatkunden gehören zum Serviceangebot.

Was waren Ihre Aufgaben als Praktikantin?

Als Praktikantin hatte ich sowohl linguistische Aufgaben als auch Aufgaben im Projektmanagement. Hauptsächlich habe ich Korrekturlesungen von Übersetzungen aus verschiedenen Sprachen ins Deutsche durchgeführt. Dabei habe ich Texte aus vielen Bereichen, in denen die KERN AG tätig ist, kennengelernt. Die Spannweite reichte von juristischen Texten über Marketingtexte bis hin zu Urkunden. Auch das Transkribieren von Audioaufnahmen und die Erstellung von Untertitelungen gehörten zu meinen Aufgaben.

Ein weiterer Teil des Praktikums war das Projektmanagement. Hier geht es um die Organisation von Übersetzungsprojekten – vom Kostenvoranschlag über die Beauftragung von ÜbersetzerInnen und der Korrekturlesung bis hin zur Lieferung der fertigen Übersetzung an die KundInnen.

Welche Kenntnisse, die Sie in Ihrem bisherigen Studium am ITMK erworben haben, konnten Sie während Ihres Praktikums anwenden/vertiefen?

Bei meinen Aufgaben im Rahmen des Praktikums haben mir vor allem Kenntnisse aus den sprach- und übersetzungsbezogenen Fächern am ITMK geholfen und auch Kurse zu Übersetzungstechnologien sind hilfreich, da ich bei der KERN AG mit Programmen gearbeitet habe, die ich am Institut schon kennengelernt hatte. Kurse zur interkulturellen Wirtschaftskompetenz helfen dabei, auf die Besonderheiten des Arbeitslebens vor Ort vorbereitet zu sein.

Welche Kenntnisse haben Sie neu erworben?

Vor allem im Aufgabenbereich des Projektmanagements konnte ich Neues lernen, weil ich den Ablauf von verschiedenen Übersetzungsprojekten vom Anfang bis zum Abschluss der Projekte miterleben konnte. Ich habe auch neue Textsorten kennengelernt und gesehen, was bei Fachübersetzungen in verschiedenen Fachbereichen wichtig ist.

Wie war das Arbeitsklima in der Firma?

Das Arbeitsklima bei der KERN AG ist sehr freundlich. Obwohl der Kontakt zu anderen MitarbeiterInnen von Lyon aus nur über E-Mail und Telefon stattfindet, war es immer sehr nett und locker, mit den KollegInnen aus anderen Filialen zu kommunizieren.

Die KERN-Filiale in Lyon ist sehr klein, so dass dort nur die Filialleiterin und gegebenenfalls ein/e PraktikantIn arbeitet. Mit meiner Chefin habe ich sehr gerne zusammengearbeitet, da sie mir Einblicke in viele Aufgabenbereiche der KERN AG gegeben hat.

Wie hat sich das Thema Corona auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Leider gab es während meines Aufenthalts in Lyon einige Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Die Infektionszahlen in Frankreich und besonders auch in der Region um Lyon waren im Herbst und Winter 2020 sehr hoch, was zu einem strengen landesweiten Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen geführt hat. Obwohl das Arbeiten im Homeoffice, wo es möglich war, von Unternehmen favorisiert werden sollte, konnte ich glücklicherweise weiterhin vor Ort im Büro der KERN AG arbeiten und mein Praktikum fortsetzen.

Hat Sie das Praktikum in Sachen Berufs-/Masterstudiengangswahl weitergebracht?

Ja, das Praktikum hat mein Interesse für die Übersetzungsbranche verstärkt. Gerne möchte ich im Master Fachübersetzen mehr über das Übersetzen in den verschiedenen Fachbereichen lernen.

Wie hat Ihnen der Ort/die Umgebung gefallen?

In Lyon gibt es viel zu entdecken, was die Stadt für einen längeren Aufenthalt perfekt geeignet macht. Da sie mit mehreren Universitäten eine Studentenstadt ist, in der viele StudentInnen leben, gibt es dort auch viele Angebote für StudentInnen. Besonders interessant ist die Lage der Innenstadt von Lyon zwischen den zwei Flüssen Rhône und Saône. Auch die verschiedenen Stadtviertel von Lyon sind einen Besuch wert, weil sie alle einen ganz eigenen Charme haben.

Was sollte man in Lyon unbedingt gesehen oder erlebt haben und inwiefern waren Freizeitaktivitäten in Coronazeiten für Sie überhaupt möglich?

Bekannt ist Lyon vor allem für seine Gastronomie. Man nennt die Stadt auch die kulinarische Hauptstadt Frankreichs, man sollte also auf jeden Fall die vielen Restaurants und typischen Bäckereien besuchen. Besonders das Stadtviertel Croix-Rousse ist einen Besuch wert, da es auf einem Hügel gelegen ist und man viele schöne Aussichten auf die Stadt finden kann. Wenn man im Dezember in Lyon ist, kann man das Lichterfestival „Fête des Lumières“ miterleben, bei dem die ganze Stadt mit Illuminationen geschmückt wird.

Natürlich hatte ich aufgrund der Beschränkungen durch Corona leider nicht die Möglichkeit, so viel in Lyon zu unternehmen, wie ich es mir vorgenommen hatte, allerdings wurde der strenge Lockdown nach anderthalb Monaten Mitte Dezember wieder beendet, so dass ich den Großteil meiner Zeit in Frankreich doch ohne allzu große Einschränkungen verbringen konnte. Freizeitaktivitäten waren für mich besonders an der frischen Luft möglich, so dass ich viele Spaziergänge in Lyon gemacht und so die Stadt erkundet habe.

Gab es für Sie spürbare kulturelle Unterschiede?

Kulturelle Unterschiede habe ich vor allem im Arbeitsleben in Frankreich mitbekommen. Es gibt dort häufig eine längere Mittagspause als in Deutschland, die viele Leute gerne in Restaurants verbringen. Ich hatte eine Mittagspause von einer Stunde, die ich dank der zentralen Lage der KERN AG in der Innenstadt von Lyon verbringen konnte.

Wir freuen uns auch über eine kleine Anekdote:

Ich habe Weihnachten und die Vorweihnachtszeit in Lyon verbracht, wobei mir einige Unterschiede zu Deutschland aufgefallen sind. In Frankreich werden Weihnachtsbäume zum Beispiel viel früher (schon Anfang Dezember) gekauft, als es in Deutschland üblich ist. Sie werden dann auch häufig viel ausgiebiger geschmückt.

Ihr Fazit:

Ich kann sehr positiv auf meine Erfahrungen in Lyon zurückblicken. Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie habe ich eine sehr schöne Zeit in Frankreich verbracht und viel von der Kultur und dem Arbeitsleben kennengelernt. Gerade Lyon kann ich als Stadt auf jeden Fall empfehlen und auch die KERN AG würde ich als Unternehmen für ein Praktikum für StudentInnen weiterempfehlen, die Interesse am Übersetzen und am Projektmanagement im Übersetzungsbereich haben.

April 2021

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