50 Jahre TH Köln

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"Ein Hauch von Feuerzangenbowle"

Karl Wilhelm Krause (Bild: privat)

Das Studium an der Staatlichen Ingenieurschule Köln, die möblierte Bude im Hinterhof, Aufbruchs- und Wachstumsstimmung der 60er Jahre, die unbegrenzten Berufschancen für Techniker: Die Erinnerungen von Karl Wilhelm Krause sind ein Stück Zeitgeschichte.


"Meine Verbindung zur Kölner Ingenieur-Schule begann Ende der 50er Jahre auf einem Bauernhof (mit langsam beginnender Technisierung) in Ostwestfalen, wo wir als Ost-Vertriebene gestrandet waren. Ein älterer Jugendfreund gab mir angesichts meiner Technik-Affinität sowie der eklatanten Studienplatz-Knappheit der damaligen Zeit in diesem Sektor den Rat, für ein von mir angestrebtes Maschinenbau-Studium doch die damals nicht gerade überlaufene Landmaschinen-Fakultät auszuwählen – und da kam in NRW eben nur Köln in Frage. Also startete ich zunächst nach dem Realschulabschluss mit der damals noch bevorzugten Facharbeiter-Ausbildung in einem Industriebetrieb, bevor ich mich um einen Studienplatz bewarb.

Die Aufnahme an der Staatlichen Ingenieurschule Köln war, wie andernorts auch, in den 60er Jahren strikt per Zulassung geregelt – mit einigen Besonderheiten. Letzteres kam mir zugute: Ich musste zwar pünktlich frühmorgens zum Prüfungstermin aus meinem Wohnort anreisen, aber nur um dann erleichtert zur Kenntnis zu nehmen, dass mir als Kriegs-Halbwaisen so viele Sozialpunkte zustünden (zusätzlich zum guten Notendurchschnitt der Fachhochschul-Reife, erlangt mit Mittlerer Reife plus „Fachtheoretischer Überhöhung“ an der Berufsaufbauschule plus Schlosserlehre), dass mir ein Studienplatz sicher sei.

Als gerade mal 19-Jähriger vom Lande zog ich so in die total fremde und recht weit entfernte Großstadt ohne jegliche persönliche Bekanntschaft, ausgestattet mit den geringsten finanziellen Mitteln (das BAFÖG-System war noch nicht geboren) für die Miete der möblierten „Bude“ bei der Kriegerwitwe Ottilie Heine in einem City-Hinterhof, Lebensmittel, Studienkosten und knappem Taschengeld, mit drei Heimfahrten pro Jahr.

Das Studium war bei uns so ziemlich reine Männersache.

Die weibliche Community fand sich damals eher in der am Ubierring benachbarten Werkkunst-Schule zusammen, die in unserem Jargon auch „Musenschule“ (und meistens auch „Busenschule“) hieß. Ebenso kann ich mich nur an männliche Dozenten erinnern, die sich zu einem großen Teil aus dem Expertenkreis des ortsansässigen KHD-Konzerns rekrutierten. Über allem lag damals noch etwas ein Hauch und Duft von „Feuerzangenbowle“ im Flair der 60er Jahre.

Unsere Schule hatte seinerzeit den Zusatz „Nikolaus-August-Otto-Ingenieur-Schule“ und mein engerer Fachbereich den Untertitel „Kraft- und Arbeitsmaschinen“. Die anfängliche Spezialisierung auf Landmaschinentechnik hatte ich dann doch schnell zugunsten der Generalisierung nur als Türöffner genutzt. So ging das Studentenleben in der damaligen Zeit seinen straffen, absolut zielorientierten und viel auf möglichst schnellen Abschluss fixierten Gang – schließlich lockte mit einer allgemeinen Aufbruchs- und Wachstumsstimmung der 60er Jahre „draußen“ in der Wirtschaft für Techniker die unbegrenzten Möglichkeiten und Chancen.

Unser Blick war damals auch noch nicht so global ausgerichtet, die nationale Stellenauswahl reichte ja schließlich zur Genüge.

Ich gehörte zum Maschinenbau-Konstruktion-Abschluss-Semester Sommer 1966. Der offizielle Festakt der Verabschiedung traf mit dem Tag der des Fußball-WM-Endspiels England-Deutschland zusammen. Fragmente der Radio-Übertragung konnte ich am Kölner Hbf bei der Heimfahrt nach Bielefeld mitbekommen.

Mein Berufsleben begann ich in der Vor-EDV/CAD-Zeit, als der Konstrukteur-Generalist noch gefragt war. Und diese Rolle behielt ich als Ingenieur auch den gesamten Berufsweg bei. Nach meiner Entwickler-Laufbahn am Brett bis in die 70er Jahre war ich Vertriebs-Ingenieur und schließlich Berater im Handwerk bis zum Ruhestand 2007.

Besonders in Erinnerung ist der von mir konstruierte „freefall grab sampler“ für Pazifikeinsätze zur Exploration der Manganknollen-Vorkommen. Ein kleines Exemplar, das aus etwa 5000 Metern Meerestiefe südlich von Hawaii geborgen wurde, ist noch in meinem Besitz. Weiterhin erwähnenswert sind meine Beratereinsätze während der Vor- und Nachwendezeit im Auftrag der Handwerkskammer Hannover bei der Stettiner Partnerkammer und auf der Posener Messe sowie als Teilnehmer an diversen Gesprächen von unseren Mittelstandsbetrieben mit der Treuhand-Anstalt im Zuge der DDR-Transformation. Dazu gehört auch, dass ich als Mitverfasser einer EU-Studie über die Rolle des Mittelstands in Polen auf dem technischen Produktionssektor beauftragt wurde.

Fazit: Im Zusammenspiel mit der Aufbruchstimmung der 60er Jahre ermöglichte mir das solide Rüstzeug der Ingenieurschule seinerzeit einen erfolgreichen Start und Fortgang des beruflichen Werdegangs. Dieser Verlauf entsprach in vollem Umfang meinen Erwartungen und den Ansprüchen an Zufriedenheit über erreichte Berufsziele auch zum Ende meiner etwa 45 Berufsjahre."

Dipl.-Ing. Karl Wilhelm Krause (Jahrgang 1944)

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