Jetzt anmelden!

Im Mai 2025 startet bereits unser nächster Lehrgang der Weiterbildung »Fachkraft für kommunale Verkehrsplanung« (Anmeldeschluss: 09.04.2025)

Kontakt

Michel Weyerts

  • Telefon+49 221-8275-5339

Verkehrsplanung braucht individuelle Lösungen – Michael Vieten über Quereinsteigende und Kreativität

Im Rahmen der Mobilitätswende spielen Maßnahmen zur Stärkung des nichtmotorisierten Verkehrs und des ÖPNVs zunehmend eine besondere Rolle. Vor welchen Herausforderungen stehen Quereinsteiger:innen in der Verkehrsplanung? Michael Vieten, Impulsgeber der Weiterbildung "Fachkraft für kommunale Verkehrsplanung", erläutert, wie unsere Weiterbildung hier ansetzt und was eine gute Planung ausmacht.

Die Betreuung von (Infrastruktur-)Projekten im Zuge der Mobilitätswende erfordert ein übergreifendes Verständnis von integrierter Straßen- und Verkehrsplanung, weswegen insbesondere kommunale Mitarbeiter:innen mit fachfremder Ausbildung vor Herausforderungen gestellt werden.

Die Teilnehmer:innen erarbeiten in Gruppen ein städtebaulich-verkehrliches Grobkonzept Michael Vieten im Gepräch mit Teilnehmer:innen (Bild: Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung)

Michael Vieten hat die Weiterbildung "Fachkraft für kommunale Verkehrsplanung" mitentwickelt und vermittelt den Teilnehmer:innen als Dozent praxisrelevante Kenntnisse zur Bewältigung solcher komplexen Planungsaufgaben. Als langjähriger Berater der AGFS (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e. V.) und geschäftsführender Gesellschafter der IGS Ingenieurgesellschaft Stolz mbH und der P.3 Agentur für Kommunikation und Mobilität GmbH hat sich Michael auf die Entwicklung von Mobilitätsstrategien und -konzepten sowie die Prozessgestaltung spezialisiert. Er kennt daher die Herausforderungen der Kommunen im Bereich der Mobilitäts- und Verkehrsplanung. Welche das sind und wie die Weiterbildung hier ansetzen kann, darüber haben wir mit ihm gesprochen.

Vor welchen Herausforderungen stehen Kommunen aktuell im Bereich der Mobilitäts- und Verkehrsplanung?

Die derzeit größte Herausforderung ist aus meiner Sicht der Fachkräftemangel. Über Jahre hinweg wurde zu wenig in die Infrastruktur des öffentlichen Raums investiert, während die Nachfrage nach diesem Raum kontinuierlich gestiegen ist – Autos werden größer, der Radverkehr soll gefördert werden, der öffentliche Raum soll grüner und ansprechender gestaltet werden. Gleichzeitig sind die Aufgaben in der Verkehrsplanung vielfältiger geworden, zum Beispiel im Hinblick auf Klimawandel, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Dies führt dazu, dass die Kommunen mit einer Vielzahl von Aufgaben konfrontiert sind, während oft nur eine begrenzte Anzahl an qualifizierten Mitarbeiter:innen zur Verfügung steht. Hinzu kommt, dass derzeit viele Mitarbeiter:innen in den Ruhestand gehen und nur wenige Fachkräfte nachkommen. Die Kommunen sind daher oft gezwungen, Quereinsteiger:innen einzustellen, die zwar grundlegende Ideen und Vorstellungen zur Bewältigung der Aufgaben sowie eine große Motivation mitbringen, denen aber häufig das notwendige Methoden- und Hintergrundwissen fehlt. Hier setzt unsere Weiterbildung an.

Das heißt, eine Zielgruppe der Weiterbildung sind Personen, die als Quereinsteiger:innen in der Verkehrsplanung tätig sind. Welche Qualifikationen sollen ihnen vermittelt werden?

Genau! Die Verkehrsplanung unterliegt einer Vielzahl von Regulierungen und Vorschriften. Dazu gehören beispielsweise das Straßenverkehrsrecht, aber auch andere Regelwerke, die bekannt sein und bei der Planung berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus gibt es in der Verkehrsplanung Methoden und Herangehensweisen, die Fachfremde vor Herausforderungen stellen können. Unser Ziel ist es, dieses Wissen so zu vermitteln, dass die Teilnehmer:innen beurteilen können, ob die Anwendung dieser Methoden durch Dritte den Vorgaben entspricht.

Sie beraten und begleiten seit vielen Jahren Kommunen, Unternehmen und Verbände in Fragen der Mobilitäts-, Verkehrs- und Straßenplanung. Was zeichnet Ihrer Erfahrung nach eine gute Planung aus? Vor welchen Herausforderungen stehen die Teilnehmer:innen in ihrer beruflichen Praxis? 

Eine gute Planung muss individuell sein. Es gibt keine allgemeingültigen Lösungen, die von einem Ort auf den anderen übertragen werden können. Jeder Raum ist unterschiedlich und individuell. Eine gute Planung zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf die Einzigartigkeit der jeweiligen Örtlichkeit eingeht. Darüber hinaus erfordert eine gute Planung Kreativität. Es gibt zwar viele Regelwerke und Richtlinien, diese geben jedoch lediglich einen Rahmen vor, der durch individuelle Planung ausgefüllt werden muss. Gegebenenfalls muss ich mich bei der Planung entscheiden, ob ich in den Randbereich der Vorschriften gehe oder genau in der Mitte bleibe, um die örtlichen Gegebenheiten bestmöglich zu berücksichtigen.

Eine gute Planung zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf die Einzigartigkeit der jeweiligen Örtlichkeit eingeht. Darüber hinaus erfordert eine gute Planung Kreativität.

Im Rahmen des vierten und siebten Blocks findet jeweils eine Planungswerkstatt statt, in der die Teilnehmer:innen ihre Kenntnisse in den Bereichen Verkehrs- und Mobilitätsplanung sowie Straßenplanung zur Anwendung bringen. Heute leiten Sie die erste Planungswerkstatt. Was sollen die Teilnehmer:innen hier für ihre Praxis lernen?

Die beiden Planungswerkstätten bieten den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, das in den Lehrgangsblöcken vermittelte Wissen zu vertiefen, zu reflektieren und an einem konkreten Fall anzuwenden. Deshalb befasst sich die erste Planungswerkstatt mit einer Quartiersplanung, die zweite mit einer Straßenplanung. Für die heutigen Planungswerkstatt haben wir ein Quartier ausgewählt, das prototypisch für die vielfältigen Probleme und Herausforderungen steht, die im Verkehrswesen auftreten können. In Kleingruppen sollen die Teilnehmer:innen ihre unterschiedlichen beruflichen Perspektiven und Erfahrungen austauschen und mit Hilfe von Plänen und Kartenmaterial die bestehende Situation analysieren und bewerten, um anschließend gemeinsam ein städtebauliches und verkehrliches Gesamtkonzept zu erarbeiten. Ziel der Planungswerkstatt ist es, den Teilnehmer:innen mehr Sicherheit im Fachgebiet zu vermitteln und ihre Kompetenzen in der Vorbereitung von effektiven Planungen zu stärken. Insbesondere sollen sie lernen, eine Ausschreibung für eine Planung präzise zu formulieren, um Dritte mit der Lösung des Problems beauftragen zu können.

Die Teilnehmer:innen sollen also auch gegenüber Auftragnehmern sprachfähiger werden. Inwieweit unterstützt die Weiterbildung die Teilnehmer:innen generell dabei?

Als Dozent:innen versuchen wir bewusst, in den Lehrveranstaltungen Diskussionen anzuregen und kritische Nachfragen zu stellen. Die Teilnehmer:innen zeigen sich oft sehr kreativ und präsentieren schnell Lösungsvorschläge. In der Lehre hinterfrage ich Lösungen oft kritisch - manchmal wohl wissend, dass meine Kritik inhaltlich nicht gerechtfertigt ist, da die Lösungen bereits gut durchdacht sind. Die Teilnehmer:innen sollen dadurch mehr Sicherheit im Bereich der Verkehrsplanung gewinnen und mit Auftragnehmern, Bürger:innen und politischen Akteuren selbstbewusst kommunizieren können. Aus meiner Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Kommunen und kommunalpolitischen Akteuren geht es nicht immer nur um Inhalte, sondern auch um Positionen. Allerdings muss hier auch berücksichtigt werden, dass unsere Teilnehmer:innen bereits gewisse Erfahrungen im Umgang mit der Politik und Bürger:innen mitbringen, wenngleich aus einem anderen Kontext.

Im Anschluss an die Planungswerkstatt erfolgt eine kurze Prüfung, in der die Teilnehmer:innen eine Leitidee zur Verkehrsplanung für das vorgegebene Untersuchungsgebiet als Kleingruppe ausarbeiten. Viele Weiterbildungsteilnehmer:innen haben großen Respekt vor den Prüfungen in unseren Weiterbildungen. Können Sie kurz skizzieren, wie die Prüfung abläuft und wie Sie diese aus Ihrer Dozentenperspektive wahrnehmen?

Sobald ich selbst das Wort „Prüfung“ höre, steigt bei mir der Puls und ich frage mich, ob ich der bevorstehenden Herausforderung gewachsen bin. In der Weiterbildung versuchen wir von Anfang an einzuordnen, dass das Bestehen der Prüfung nicht der Hauptfokus ist, sondern vielmehr die Verankerung des vermittelten Wissens. Die Prüfung nach der ersten Planungswerkstatt, also die Entwicklung einer Leitidee zur Verkehrsplanung für ein vorgegebenes Untersuchungsgebiet, stellt ein reales Szenario aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmer:innen dar. Auch das abschließende Fachgespräch simuliert eine Teambesprechung, wodurch die Teilnehmer:innen gut auf bevorstehende reale Besprechungen in ihrem beruflichen Kontext vorbereitet werden. Ich bin zuversichtlich, dass alle Teilnehmer:innen die Prüfung erfolgreich absolvieren werden, da sie intensiv mit uns gearbeitet haben. Fairerweise muss ich jedoch auch sagen: Sollten sie das Gelernte nicht verstanden haben, haben auch wir als Dozent:innen Fehler gemacht.

Vielen Dank für das Gespräch, Michael!

Januar 2025

Weiterbildungen, die Sie auch interessieren könnten

Jetzt anmelden!

Im Mai 2025 startet bereits unser nächster Lehrgang der Weiterbildung »Fachkraft für kommunale Verkehrsplanung« (Anmeldeschluss: 09.04.2025)

Kontakt

Michel Weyerts

  • Telefon+49 221-8275-5339


M
M