Initiative Refugees Welcome 2016
Die Mitglieder*innen der Fakultät 01 haben auf der diesjährigen Kollegialen Klausur im Dezember 2015 beschlossen, das Thema „Flucht und Flüchtlingspolitik“ auch im kommenden Jahr als Themenschwerpunkt der Fakultät fortzuführen. Damit können erfolgreich begonnene Initiativen aus diesem Jahr weiter entwickelt und neue Ideen und Aktivitäten aufgenommen werden.
Es wurde und ist weiterhin deutlich wie globale Fragen im Umgang mit Flüchtlingen, Armut, Krieg und Verfolgung, aber auch europapolitische Maßnahmen als Reaktion auf steigende Flüchtlingszahlen nun in den konkreten Kommunen Widerhall finden. Dies äußert sich u.a. in Fragen der Versorgung, der sozialen Integration und Anerkennung der Menschen auf lokaler Ebene. Flüchtlingspolitik sowie Migrationspolitik und ihre gesellschaftlichen, kommunalpolitischen und lebensweltlichen Auswirkungen sind originäre Themen der Sozialen Arbeit. Die Lebensbedingungen von Menschen, die zunächst von den sozialen Sicherungssystemen ausgeschlossen sind, sowie Fragen von Armut und Integration in die Teilsysteme des Wohlfahrtsstaates sind zentrale Fragen der Lehre in allen Studiengängen unserer Fakultät.
Damit ist sich die Fakultät ihrer gesellschaftlichen Verantwortung als zivilgesellschaftlicher Akteur und ihres Bildungsauftrages bewusst und möchte dies mit dem Schwerpunktthema in diesem Jahr nach innen und außen deutlich machen. Wir denken, dies trägt zur Profilbildung einer Bildungsinstitution in gesellschaftlicher Verantwortung Rechnung und dient darüber hinaus der Herausbildung eines professionellen Selbstverständnisses Sozialer Arbeit. Durch die kritische Auseinandersetzung mit kommunalpolitischen und gesellschaftspolitischen Gestaltungsfragen im Rahmen der Initiative „Refugees welcome“ möchte die Fakultät dazu beitragen, dass die Diskussionen in Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit nicht unhinterfragt veränderten gesellschaftspolitischen Normen folgen, sondern weiterhin bestrebt sind, aus der eigenen Fachlichkeit heraus Antworten zu finden und Positionen zu bestimmen. Mit der Frage der Öffnung von Gesellschaft und ihrer Institutionen richtet die Fakultät zudem ihren Blick auf ihre eigenen strukturellen Schließungen und Verfasstheiten und fragt nach den eigenen Möglichkeiten der Öffnung, Einmischung und Mitgestaltung lokaler Verhältnisse und ihrer Bildungsangebote.
Aktivitäten und Initiativen
Die Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften beteiligt sich aktiv an der Öffnung der Hochschule für Geflüchtete. Dies führte dazu, dass seit diesem Jahr ein kostenfreier Gasthörerstatus für geflüchtete Menschen zu Verfügung steht. Darüber hinaus beteiligt sich die Fakultät aktuell an der Ausgestaltung von Maßnahmen der Hochschule um Geflüchteten – auch ohne Nachweise ihrer schulischen und ggf. akademischen Bildung – die Teilhabe an der Hochschulbildung zu ermöglichen.
Kommunalpolitisch beteiligt sich die Fakultät seit diesem Jahr am runden Tisch für Flüchtlingsfragen der Stadt Köln. Dies ist eine wichtige Gelegenheit an kommunalpolitischen Entwicklungen mitzuwirken und die Expertisen unserer Fakultät in die Diskussionen einzubringen. Die verschiedenen Themen und Probleme, die an dieser Stelle diskutiert werden, werden von uns auch in unseren Aktivitäten aufgegriffen.
Dies geschieht beispielsweise in Form von Film- und Diskussionsveranstaltungen, Vorträgen, Praxisbesuchen, Lehrveranstaltungen und studentischen Projekten in verschiedenen Seminaren. Jede/r Interessierte (Studierende, Mitarbeiter_innen der Fakultät, aber auch außenstehende Akteure aus der Sozialen Arbeit oder der Bürgerschaft) kann sich hier anschließen und mit und gemeinsam eine Aktivität planen. Die in diesem Jahr begonnene und noch laufende Veranstaltungsreihe wird auch im nächsten Jahr fortgeführt. Hier geht es uns darum die Expertise aus der Praxis und Forschung in öffentlichen Veranstaltungen Raum für Gespräch und Diskussion zu geben. Ein besonderes Anliegen ist uns hier die Kooperation mit der Praxis und den Willkommensinitiativen in Köln.
Wir sehen uns als Teil der Stadtgesellschaft verpflichtet, die „Willkommenskultur“ aktiv mitzugestalten und unsere fachliche Expertise nicht nur den Studierenden, sondern auch der Öffentlichkeit, den Organisationen Sozialer Arbeit und den Geflüchteten selbst zur Verfügung zu stellen.
Die Fakultät kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie sich als Ansprechpartnerin mit ihrem Fachwissen zur Verfügung stellt und Anlässe schafft für öffentliche Diskussionen flüchtlingspolitischer Anliegen. Dies schließt auch ein, dass wir als Fakultät Stellung beziehen zu tagesaktuellen Fragen und Diskussionen in Form von öffentlichen Stellungnahmen und Erklärungen, wie beispielsweise geschehen bei der Problematik der Unterbringung von Geflüchteten in Zelten.
Die zunehmenden rechtspopulistischen Äußerungen über Menschen, die hier Schutz suchen, befeuern Ressentiments in der Bevölkerung, schüren Vorurteile und Rassismen und liefern rechten Gruppierungen Argumentationen, die mit der Pauschalkriminalisierung von Flüchtlingen ihr Alltagsgeschäft betreiben. Gerade in solchen Zeiten wird es zunehmend wichtig, auch unsere Studierenden zur kritischen Auseinandersetzung einzuladen und zu ermutigen sich (fach-)politisch zu äußern und einzubringen und rechten Argumentationen etwas entgegensetzen zu können. Dies stellt eine wichtige Kompetenz zur Professionsbildung Sozialer Arbeit dar.
Dezember 2015