Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften gegen die Zeltunterbringung von Flüchtlingen
Die Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der TH Köln schließt sich der Erklärung des Runden Tischs für Flüchtlingsfragen vom 01.09.2015 zur Zeltunterbringung von Flüchtlingen an. „Ziel muss die Unterbringung in festen Unterkünften bleiben, eine Absenkung der Standards ist nicht hinnehmbar, so lange nicht alle Mittel ausgeschöpft sind“, fordert die Prodekanin Prof. Dr. Sigrid Leitner.
Zelte waren in Köln lange keine Option. Als Fakultät der TH Köln positionieren wir uns daher weiterhin für alternative Unterbringungen. Die Diskussion des Besseren im Schlechten und die damit einhergehende beständige Abwärtsbewegung der Unterbringungsstandards sollte hier ihre Grenze erreicht haben. Die weiterhin steigende Anzahl von Flüchtlingen, die in Köln Schutz suchen, erfordert gerade auch angesichts der bevorstehenden Wintermonate menschenwürdige Unterkünfte.
Dazu ist unseres Erachtens eine systematische Eruierung und Heranziehung von privaten und gewerblichen Leerständen notwendig. Die Stadt Köln sollte hier ihre juristischen Möglichkeiten ausschöpfen und Beschlagnahmungen nicht mehr ausschließen.
Die bisherige Fokussierung auf ein Krisenmanagement, das sich notwendigerweise der Bewältigung der neu ankommenden Flüchtlinge widmet, lässt auf der anderen Seite eine langfristige Strategieplanung vermissen, die die perspektivische Unterbringung von Flüchtlingen in Angriff nimmt. Es bedarf konkreter Wohnmöglichkeiten für die Menschen - außerhalb von Notunterkünften und Wohnheimen. Wir fordern deshalb den Einsatz einer strategischen Planungsgruppe unter Beteiligung aller wichtigen Akteure, die sich Fragen der langfristigen Unterbringung in unserer Stadt widmet und mit konkreten politischen Maßnahmen unterfüttert.
Der Fokus auf die Schaffung von Unterbringungsmöglichkeiten muss unseres Erachtens dringend um die Perspektive der sozialen Betreuung und Beratung von Flüchtlingen erweitert werden. Die vielen Willkommensinitiativen in Köln sind wichtig, dürfen jedoch nicht alleine stehen. Wir fordern daher eine professionelle und systematische Unterstützung der ehrenamtlichen Initiativen. Dies darf nicht in Konkurrenz stehen zu einem zwingend notwendigen Ausbau der professionellen Flüchtlingsarbeit durch die Soziale Arbeit. Angesicht dessen, dass der Bedarf an Begleitung und Integrationsarbeit für die Menschen auch in den nächsten Jahren andauern wird, erscheint der Ausbau der professionellen Begleitung unabdingbar.
September 2015