Wohin ist weg?
Beim Camp :metabolon blicken Studierende der TH Köln dahin, wo viele aktiv wegschauen: in die Restmülltonne. Angehende Ingenieur*innen und Designer*innen nehmen weggeworfene Produkte auseinander und gestalten sie so um, dass sie in bestehende (oder auch neue) Kreisläufe eingeführt werden können.
Designer*innen sind meist nur zu Beginn des Lebenszyklus eines Produktes involviert. Sie beschäftigen sich mit Form, Funktion und Produktion. Auch wenn sie versuchen, den Produktlebenszyklus ganzheitlich zu verstehen, fehlen ihnen doch oft die Kenntnisse, was mit Produkten und Materialien an ihrem Lebensende geschieht. Beim Camp :metabolon beschäftigen sich Studierende der TH Köln aus verschiedenen Disziplinen gemeinsam mit unserem Restmüll: Studierende der KISD (Köln International School of Design) zusammen mit Studierenden und Lehrenden des :metabolon Institut, geleitet von Prof. Dr. Miriam Sartor.
Beim Camp :metabolon untersuchen Designstudierende den Restmüll und gestalten Produkte so um, dass sie in bestehende Kreisläufe eingeführt werden können (Bild: Theresa Tropschuh, TH Köln)
Sie entwickelten deshalb einen DIY-Prototypen, bei dem das Fahrrad mit dem Kind mitwachsen kann (Bild: Theresa Tropschuh, TH Köln)
Ein Rad, das mitwächst
Beim Stöbern in den Restmüllcontainern am Lehr- und Forschungszentrum :metabolon fanden die Studierenden zum Beispiel ein Laufrad für Kleinkinder. Wieso ist es kaputtgegangen: Liegt es an den Materialien oder an der Konstruktion? Oder ist das Kleinkind bereits zu groß? Oder wurde das Laufrad durch eine schickere Version ersetzt? Die Studierenden haben sich beruhend auf diesen Fragen ein Konzept für ein neues Produkt überlegt: Alle Einzelteile bestehen aus Komponenten aus dem Baumarkt – im Sinne des Do it Yourself-Gedanken. Durch das eigenständige Zusammenbauen entsteht eine emotionale Bindung zwischen Produkt und Mensch, das den Zeitpunkt des Wegwerfens hinauszögern soll. Das Fahrrad soll außerdem mit dem Kind mitwachsen: durch einfache Steckverbindungen lässt es sich beliebig vergrößern und erweitern. So kann aus einem Laufrad mit wenigen Handgriffen ein Tretroller gemacht werden.
Eine Filtermatte aus Luffaschwamm
In den Containern fanden die Studierenden auch eine Teichfiltermatte. Diese besteht aus ineinander gewebten Kunststofffäden, die gröbere Störstoffe aus Teichen entfernen soll. Solche Filtermatten werden selten bis gar nicht gereinigt und wiederverwendet, sondern landen im Restmüll und damit in der thermischen Verwertung. Die Studierenden stellten sich die Frage, ob Kunststoff für dieses Produkt wirklich die Lösung ist. Dabei stießen sie auf Luffa, ein Schwammkürbis, der u. a. als Badeschwamm verwendet wird. Die Struktur ähnelt der einer Filtermatte und eignet sich hervorragend als Ersatzprodukt: Eine Filtermatte braucht nicht die mögliche Lebensdauer von über 100 Jahren, die Kunststoff bietet, sondern sollte regelmäßig ausgetauscht werden. Als Alternativ-Rohstoff kann Schwammkürbis in bereits verwendete Filtersysteme eingebaut werden. Der Luffaschwamm zersetzt sich nach einigen Monaten in Biomasse und schafft Platz für einen neuen Luffafilter.
Ausstellung bei der Nacht der Technik
Insgesamt fünf Prototypen haben die Studierenden während des zweiwöchigen Camps entwickelt. Ausgestellt wurden die Ideen bei der Nacht der Technik Oberberg auf :metabolon in Lindlar und werden auch darüber hinaus im Bergischen Energiekompetenzzentrum weiterhin zu besichtigen sein.
April 2023