Neue Technologien für die juristische Ausbildung: Rechtsreferendar*innen testen virtuelle Vernehmung
Die Befragung von Zeug*innen ist eine große Herausforderung in Gerichtsverfahren und für angehende Richter*innen oder Staatsanwält*innen nur schwer zu üben. Eine neue digitale Trainingsmethode erprobte Prof. Dr. Simon Heetkamp vom Institut für Versicherungswesen jetzt am Landgericht Köln.
„Rechtsreferendar*innen haben nur selten die Gelegenheit, Zeugenvernehmungen real zu üben. Oft werden sie ins kalte Wasser geworfen. Die Entwicklungen in den Bereichen Virtuelle Realität und Künstliche Intelligenz eröffnen uns nun völlig neue Möglichkeiten für die juristische Ausbildung, aber auch für die Hochschullehre“, so Heetkamp. Grundlage des neuen Trainingsprogramms ist ein virtueller Gerichtssaal, in den die Proband*innen mittels VR-Brille eintauchen. Dort treffen sie auf einen Avatar, den sie als Zeugen eines Verkehrsunfalls befragen können.
„Der Avatar ist mit der Künstlichen Intelligenz von ChatGPT gekoppelt und wurde zuvor durch umfangreiche Prompts zu einem fiktiven Unfall und zu seiner Zeugenrolle instruiert. Ihm können per Spracheingabe Fragen gestellt werden, auf die er entsprechend der Voreinstellungen antwortet. So sind lange Dialoge möglich, die jenen im realen Gerichtssaal recht ähnlich sind“, erläutert Heetkamp. Dieses Verfahren präsentierte er Mitte März zehn Rechtsreferendar*innen am Kölner Landgericht, die die Übungsmöglichkeit direkt nutzten. Studierende können mit der gleichen Technologie die Grundzüge des Zivilprozesses kennenlernen und sich ein Bild von den Herausforderungen einer Zeugenvernehmung machen.
Das Projekt wird gefördert über das TransferING-Programm der TH Köln.
März 2024