Studierende der Sozialen Arbeit entwickeln Lernvideos zu Antisemitismus und Verschwörungstheorien
In einer Kooperation mit dem Seminar „Videoarbeit in der Sozialen Arbeit“ (geleitet von Ute Emmerich) des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit wurden Lernvideos zu den Themen Antisemitismus und Verschwörungstheorien entwickelt.
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Die Studierenden wurden von Ute Emmerich in die professionelle Videoarbeit (vom ersten Drehbuch bis zum finalen Schnitt) eingeführt. Mitarbeiter*innen des DiPolBAs Projektes vermittelten Grundlagen zu Antisemitismus und Verschwörungstheorien und begleiteten die Filmideen, die unter hohem Engagement von den Studierenden entworfen und umgesetzt wurden. In nur einem Semester entstand so eine Bandbreite an Lernvideos für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die unterschiedliche Aspekte der Phänomene beleuchten. Wir sind beeindruckt von der Leistung der Studierenden, die diesen methodischen und inhaltlichen Herausforderungen kreativ und engagiert begegnet sind. Im Folgenden werden die Videos, bei denen die Studierenden ihr Einverständnis gegeben haben, auf dieser Seite veröffentlicht:
Antisemitismus in Deutschland
Ein Film von Natalie Handwerk, Charlotte Steurenthaler, Daniel Kotov und Lino Magdeburg
In dem Video wird die Diskrepanz zwischen der geringen Wahrnehmung von Antisemitismus in der weiß-christlichen Dominanzgesellschaft und dessen Virulenz in der Gegenwart anhand von Erfahrungsberichten über und Dokumentation von antisemitischer Gewalttaten aufgezeigt. Zudem wird ein lokales Jugendprojekt des Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte vorgestellt und David Klapheck, der Geschäftsführer der Synagogen Gemeinde, interviewt. Das Video eignet sich als Einstieg, um die Relevanz von (Alltags-)Antisemitismus zu verdeutlichen und kann beispielsweise mithilfe des Methodenkoffer MALMAD von SABRA als Einstieg für eine vertiefende Auseinandersetzung mit jüdischen Perspektiven oder mit Erscheinungsformen von Antisemitismus, aber auch zur Anregung der Recherche von lokalen Projekten gegen Antisemitismus genutzt werden.
Spiegelbild
Ein Film von Filiz Das, Madita Apel, Colin Sigmund und Florian Wunram
In dem Video stehen die Auswirkungen antisemitischer Gewalt auf die Identitätsbildung und Handlungsfähigkeit (junger) Juden*Jüdinnen im Fokus. Die innere Zerrissenheit, die antisemitisches Othering zur Folge haben kann, wird aufgezeigt. Bei den Zuschauenden kann hierdurch Empathie für Juden*Jüdinnen und Empörung über Antisemitismus gefördert werden. In der Bildungsarbeit mit dem Video kann bspw. (Alltags-)Antisemitismus aufgegriffen und die teilweise unbewusste Reproduktion (ggf. chiffrierter) antisemitischer Narrative thematisiert sowie die strukturelle und institutionelle Verankerung, der im Video angesprochenen Erfahrungen, vermittelt werden. Dafür eignen sich beispielsweise die Materialien von KIgA e.V. Da in dem Video antisemitische Erfahrungen wiedergegeben werden, sollte genügend Raum zur Vor- und Nachbereitung eingeplant werden und Betroffenen von antisemitischer Gewalt freigestellt werden, inwiefern sie den Film anschauen möchten.
make Real news Great again
Ein Film von Leon Grieschat, Nils Löhr, Annika Helling und Luca Moresco
In dem Video wird die PLURV Methode vorgestellt. Anhand der fünf Aspekte Pseudo-Expert*innen, Logikfehler, unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei und Verschwörungsmythen sollen die Zuschauenden für typische Merkmale von Desinformation geschult werden. Zum Abschluss wird zudem auf den Umgang mit Mitmenschen, die Verschwörungsideologien reproduzieren, eingegangen. Das Spannungsfeld, das Gegenüber ernst zu nehmen und auf die hinter den Narrativen liegenden Bedürfnisse einzugehen, bei gleichzeitig klarer Haltung gegen menschenfeindliche Auswirkungen der Narrative, wird angesprochen. In der Bildungsarbeit mit dem Video können die Überschneidungen, aber auch Unterschiede zwischen Fake-News und Verschwörungstheorien thematisiert und beispielsweise die am Ende des Videos aufgeführten Quellen diesbezüglich miteinander verglichen werden.
Fake News
Ein Film von Lydia Decker und Nicole Perzborn
In dem Video wird nachgezeichnet, wie schnell Personen aufgrund persönlicher und gesellschaftlicher Krisen in einen Verschwörungssumpf abtauchen können. Typische Elemente des Verschwörungsdenkens werden dabei aufgegriffen und mit dem Schulsetting alltagsnah an die Lebensrealität von Jugendlichen angeknüpft. In der Bildungsarbeit können die Bedürfnisse, die Verschwörungsideologien befriedigen sowie die im Video ersichtliche emotionale Dynamik herausgearbeitet werden. Es kann thematisiert werden, wie die Adressat*innen mit eigenen Krisen und Frustrationen umgehen und wie auf geäußerte Verschwörungstheorien reagiert werden kann. Letzteres bspw. mithilfe der Strukturierung der Methode 5 des Bildungsmaterials der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung.
Mitte des Jahres 2024 werden unsere für den Schulunterricht konzipierten Bildungsmaterialien zu Verschwörungstheorien als Open Educational Ressources erscheinen und können sehr gerne ebenfalls mit den Videos kombiniert werden.
Januar 2024