Unterstützung für ukrainische Wissenschaftler*innen
Über die Alexander von Humboldt-Stiftung organisiert können nun 124 geflüchtete oder gefährdete Forscher*innen aus der Ukraine in europäischen Gasteinrichtungen weiterarbeiten. Am Auswahlprozess der insgesamt 400 Bewerber*innen war auch Prof. Dr. Igor V. Shevchuk vom Institut für Allgemeinen Maschinenbau am Campus Gummersbach beteiligt.
„Einmal Humboldtianer, immer Humboldtianer!“ Für Igor Shevchuk ist das Netzwerk der Alexander von Humboldt-Stiftung eine große Familie und der Kontakt und Austausch mit den anderen Wissenschaftler*innen nach wie vor intensiv. „Dank der Humboldt-Stiftung konnte ich meine wissenschaftliche Karriere vor 20 Jahren in Deutschland fortsetzen. Heute freue ich mich und bin stolz darauf, dass ich als Gutachter angefragt wurde, damit ich etwas zurückgeben kann.“ Der Professor für Thermodynamik musste also nicht lange überlegen, als er die Anfrage erhielt, kurzfristig einzuspringen, um sich in einem kleinen Zeitfenster intensiv auf eine Reihe von Gutachten zu konzentrieren.
Die Liste der Gutachter*innen, in dem Shevchuk Mitglied war, bestand aus etablierten Wissenschaftler*innen aus EU-Mitgliedstaaten und mit Horizon Europe assoziierten Ländern, die Erfahrung mit der Unterstützung von gefährdeten Forschenden haben.
124 Forscher*innen verteilt auf 21 europäische Länder
Im Fokus liegt bei der Begutachtung und Auswahl der Bewerber*innen die wissenschaftliche Qualität. Dass 26 und damit die meisten der insgesamt 124 geflüchteten oder gefährdeten Forscher*innen in einer deutschen Gasteinrichtungen weiterarbeiten können, freut Shevchuk: „Der Austausch und die wissenschaftliche Zusammenarbeit während ihres Aufenthalts kommt uns sicher ebenfalls zu Gute.“
Die 111 Postdocs und erfahrene Forscher*innen sowie 13 Promovierende verteilen sich auf 21 Länder. Die deutschen Gasteinrichtungen sind die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft und Institute der Leibniz-Gemeinschaft. Das europaweite Hilfsprogramm „MSCA4Ukraine“ wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit Scholars at Risk Europe als federführendem Partner sowie der European University Association (EUA) durchgeführten. Für die Umsetzung stellt die Europäische Union 25 Millionen Euro zur Verfügung.
Humboldt-Stiftung ist wie ein großes Familiennetzwerk
Igor Shevchuk war von 2003 bis 2005 Humboldt-Forschungsstipendiat an der TU Dresden. Die damalige Betreuung hat ihn beeindruckt: So konnten er und seine Frau beispielsweise an einem viermonatigen Deutschkurs des Goethe-Instituts Dresden teilnehmen, um sich auf das Leben in Deutschland vorzubereiten.
Bereits während des Stipendiums war für den gebürtigen Ukrainer klar, dass er weiterhin in Deutschland arbeiten und forschen möchte, da sich ihm in seinem Forschungsbereich mehr Möglichkeiten eröffnet hatten als in seiner Heimat. Über Stuttgart führte ihn sein Weg an den Campus Gummersbach, wo er seit 2017 zu Thermodynamik und Wärmeübertragung lehrt und forscht. Zu seinen ehemaligen Kolleg*innen an dem Institut für technische Wärmephysik der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Kiew hat Igor Shevchuk nach wie vor persönlichen Kontakt. Sie wollen fast alle bleiben, teils aufgrund der familiären Situation, aber auch weil sie in leitenden Positionen Verantwortung für ihre Mitarbeiter*innen tragen. Und noch lässt das Kriegsgeschehen eine Weiterarbeit in Kiew zu.
Engagement durch Schülerlabore
Am Campus Gummersbach engagiert sich der Professor außerdem für geflüchtete Jugendliche aus der Ukraine: Gemeinsam mit Prof. Dr. Denis Anders hat er ein zweitägiges MINT-Schülerlabor für Schüler*innen entwickelt, das bereits auf große Nachfrage trifft.
März 2023