Neues Stipendienprogramm: Sozial-ökologischen Wandel und Regeneratives Wirtschaften voranbringen

Die Verwertung von Braunalgen, die Beratung von Kommunen bei der Integration von Gemeingütern und die Evaluation eines Fahrrads, dessen Bauteile teilweise aus recyceltem Plastik bestehen: Neun Studierende der TH Köln und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) erhalten eine Förderung für die Ausarbeitung ihrer eingereichten Projekte zu diesen Themen.

Neben den beiden Hochschulen haben der VDI Kölner Bezirksverein e.V. und die Organisationsberatung rethinking organisations das neue Stipendienprogramm initiiert. Die Gothaer Stiftung und der VDI unterstützen das Projekt mit jeweils 15.000 Euro.

„Die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit, insbesondere die Klimakrise, erfordern neue Ansätze des Wirtschaftens und des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Mit dem neuen Stipendienprogramm fördern wir Studierende, die ihre Ideen und ihr Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenführen, um regenerative Wirtschafts- und Geschäftsmodelle oder Technologien zunächst theoretisch und anschließend auch praktisch zu entwickeln und voranzutreiben“, fasst Prof. Dr. Till Meinel vom Institut für Bau- und Landmaschinentechnik der TH Köln die Ziele des Förderprogramms zusammen. „Das Stipendium ist ein gemeinschaftliches Projekt der Hochschulen und ihrer Partner. Der VDI Bezirksverein Köln und rethinking organisations engagieren sich im Bereich der Kreislaufwirtschaft und die Gothaer Stiftung unterstützt Forschung und Lehre für gesellschaftlich relevante Entwicklungen wie Klima- und Umweltschutz“, berichtet Suanne Weisheit, Mentorin im Rahmen des Stipendiums und Gründerin von rethinking organisations.

Drei Ideen für den sozial-ökologischen Wandel

Eine Fachjury mit mehreren Professor*innen der TH Köln, H-BRS sowie Beteiligten der Projektpartner wählte aus den eingereichten Exposés drei Ideen aus, die in den nächsten Monaten von interdisziplinär zusammengesetzten Studierendenteams bearbeitet werden. Das erste Team erstellt eine Potenzialanalyse zur Verwertung von Braunalgen. Bei der Zersetzung der vor den Küsten Mexikos und der karibischen Inseln angespülten Algen entsteht unter anderem Schwefelwasserstoff, der in hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich ist und den Klimawandel anheizt. Die Studierenden wollen ein bestehendes technisches Verfahren zur Nutzung der Pflanzen als Biomassequelle analysieren. Außerdem soll die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Verwertungskette im Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen untersucht werden. Dazu will das Team Kontakte zu internationalen Entwicklungshilfeorganisationen wie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit knüpfen, um lokale Stakeholder zu erreichen.

Das zweite Team beschäftigt sich mit Gemeingütern (engl. Commons). Hierbei handelt es sich um gemeinsam genutzte Ressourcen wie Luft, Wasser, Wald, Wissen, Kunst oder öffentlicher Raum. Zu jedem Commons gehört auch eine soziale Praxis, das so genannte Commoning. Diese regelt, wie die Ressourcen gemeinsam produziert, genutzt und verwaltet werden. Die Arbeit der Studierenden beschäftigt sich mit der Frage, wie die Wirksamkeit dieses Prinzips visualisiert und genutzt werden kann, um einen sozial-ökologischen Wandel voranzutreiben. Gemeinsam mit drei untersuchten Kölner Organisationen wollen die Studierenden ihre Ergebnisse öffentlich präsentieren und eine Plattform für den Austausch und Wissenstransfer mit Kommunen und Bürgerinitiativen schaffen.

Nachwuchsförderung und Vernetzung

Ein bereits existierendes Produkt, das Igus Bike, ist Gegenstand des dritten Projekts. Das Fahrrad besteht komplett aus Kunststoff, rund 50 Prozent der Bauteile werden aktuell aus recyceltem Kunststoff hergestellt. Ziel des Unternehmens ist es, diesen Anteil kontinuierlich zu erhöhen. Die Studierenden untersuchen zunächst Möglichkeiten, neue Kunststoffrezyklate für das Igus Bike zu entwickeln. Dazu stellen sie Prüfkörper her und führen Versuche zur Materialbeständigkeit durch. Zudem betrachten sie die Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus und vergleichen das Kunststoffrad mit einem typischen Fahrrad aus Aluminium und Stahl. Des Weiteren wird eine Studie zur gesellschaftlichen Akzeptanz durchgeführt, die sowohl Einzelinterviews als auch eine quantitative Befragung umfasst.

„Die drei Projektideen sind vielversprechend und wir sind gespannt auf den weiteren Verlauf und die konkreten Ergebnisse. Darüber hinaus dient das Stipendium der Nachwuchsförderung und der Vernetzung zwischen den Studierenden und den beteiligten Partnern aus Wirtschaft, Kommunen und internationalen Organisationen“, sagt Prof. Dr. Rainer Herpers, Zweiter Vorsitzender des VDI Köln und Professor für Informatik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Über das Stipendium

Die neun Stipendiat*innen erhalten jeweils 500 Euro monatlich, die Förderdauer beträgt sechs Monate. Begleitet werden die Projektgruppen von Professor*innen beider Hochschulen. Seitens der TH Köln sind Forscher*innen der Lehrstühle Landmaschinentechnik, Green Building, Soziale Arbeit und Kreislaufwirtschaft beteiligt. Die Wissenschaftler*innen der H-BRS kommen von den Lehrstühlen Digitalisierung/KI und Nachhaltige Ingenieurwissenschaften. Darüber hinaus können die Studierenden sich ihre Arbeiten als Prüfungsleistung anrechnen lassen.

April 2024

Ein Beitrag von

Daniel Schäfer

Team Presse und Öffentlichkeitsarbeit


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