Internationale Migrationskonferenz: Migration – Medien – Öffentlichkeit
Unter dem Motto „Migration – Medien – Öffentlichkeit“ wird vom 21. bis 23. Juni 2018 an der TH Köln die 18. Internationale Migrationskonferenz ausgerichtet. Prof. Dr. Markus Ottersbach, einer der Organisatoren, im Interview.
Die Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften organisiert seit vielen Jahren gemeinsam mit der Schweizer Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, dem Centre de Documentation sur les Migrations Humaines CDMH aus Luxemburg und dem Institut für Regional- und Migrationsforschung Trier eine Internationale Migrationskonferenz, die jährlich wechselnd bei einem der Partner stattfindet.
In diesem Jahr übernehmen Prof. Dr. Markus Ottersbach von der Kompetenzplattform Migration, Interkulturelle Bildung und Organisationsentwicklung und Prof. Dr. Angela Tillmann vom Forschungsschwerpunkt Medienwelten die Organisation.
Weitere Informationen
Prof. Ottersbach, die Internationale Migrationskonferenz verknüpft in jedem Jahr das Thema Migration mit einem oder mehreren weiteren Themenfeldern. Sie haben sich für Medien und Öffentlichkeit entschieden. Warum?
Digitale Medien haben eine große Bedeutung in modernen, globalisierten Gesellschaften. Sie entscheiden ganz wesentlich darüber, welche gesellschaftlich relevanten Themen auf welche Weise in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Ein solch relevantes Thema ist in Deutschland und auch in den europäischen Nachbarländern die Migration – spätestens seit der verstärkten Zuwanderung im Jahr 2015. Die öffentliche Meinung wurde über viele Jahrzehnte vor allem von professionellen Medienschaffenden beeinflusst. Seit dem Aufkommen von Social Media verbreiten auch immer mehr Privatpersonen ihre Meinungen und Kommentare und das mit teils beeindruckenden Reichweiten. Das hat den Diskurs stark verändert. Darum schien uns jetzt der richtige Zeitpunkt, diesen Aspekt auf der Konferenz zu behandeln.
Was werden die Themen sein?
Etwa 60 Expert*innen aus der ganzen Welt diskutieren folgende Fragestellungen: Wie werden Menschen mit Migrationshintergrund repräsentiert, d.h. welche Bilder von Migration werden in der Öffentlichkeit vermittelt? Wie ist diese Bevölkerungsgruppe in die Medienproduktion eingebunden – in der Moderation, der journalistischen Aufbereitung, der Produktion oder der Technik? Welche Medien konsumieren Menschen mit Migrationshintergrund in Abhängigkeit von ihrem Alter, ihrem Geschlecht oder ihrer Bildung? Und welche Medien aus ihrem Herkunftsland spielen in ihrem Alltag noch eine Rolle? Die Keynotes zu den vier Plenumssitzungen halten renommierte Wissenschaftler*innen. In zwölf Workshops werden aktuelle Erkenntnisse zu Teilbereichen der Thematik von einschlägigen Expert*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen präsentiert.
Wie beurteilen Sie die mediale Aufbereitung des Themas Migration in Deutschland?
Zunächst muss man leider festhalten, dass wir eine starke Verkürzung des Migrationsbegriffes feststellen: Die meisten Medien setzen Menschen mit Migrationshintergrund mit Geflüchteten gleich. Dabei ist Migration deutlich vielschichtiger und umfasst auch die Auswanderung, die Einwanderung anderer Migrationsgruppen, die temporäre Migration, Studierende aus anderen Ländern oder das breite Feld der Arbeitsmigration. Hier wäre eine detaillierte Betrachtung wünschenswert. An der Verkürzung zeigt sich ein weiteres Problem: Migration ist ein äußerst kompliziertes und vielschichtiges Phänomen. In vielen Medien wurde das Thema in den letzten Jahren vereinfacht dargestellt. Natürlich ist die Reduktion der Komplexität eine Kernaufgabe der Medien. Aber ein bedeutender Teil der Berichterstattung, z.B. in den politischen Talkshows, beinhaltet im besten Fall populärwissenschaftliche und im schlechtesten Fall populistische Botschaften. Es wäre es sehr wünschenswert, wenn mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und vor allem mehr kritische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Wort kommen würden. Dies wäre auch eine geeignete Maßnahme, der Ausbreitung rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien Einhalt zu gebieten und demokratische Vorstellungen zu stärken.
8. Juni 2018
Juni 2018