Großes Interesse an Diskussion zum Thema "Salafismus - (k)ein Thema für die Soziale Arbeit?“
Rund 60 Interessierte nahmen am 7.6.2017 an der Veranstaltung „Salafismus – (k)ein Thema für die Soziale Arbeit?“ teil. Das große Interesse, die zahlreichen Nachfragen an die Referentin und den Referenten und die fachliche Diskussion im Anschluss verdeutlichten eine positive Resonanz auf die thematische Schwerpunktsetzung dieser Veranstaltung.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Prof. Dr. Schahrzad Farrokhzad über die Kompetenzplattform „Migration, Interkulturelle Bildung und Organisationsentwicklung“ und Prof. Dr. Andreas Thimmel über den Forschungsschwerpunkt Nonformale Bildung der TH Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften organisiert.
Die Teilnehmenden kamen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen – neben Kolleginnen und Kollegen aus der TH Köln und der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften waren u.a. Interessierte aus der Schulsozialarbeit, der Jugendarbeit, der Polizei, aus den Islamwissenschaften und Beraterinnen und Berater aus Programmen wie „Wegweiser“ vertreten, die u.a. eine Begleitung zum Ausstieg aus der Salafismus-Szene und Beratung für Eltern junger Salafistinnen und Salafisten anbieten.
In einem einführenden Vortrag zum Thema „Salafismus als Jugendkultur“ erläuterte Prof. Dr. Ahmet Toprak, Salafismusforscher und Dekan des Fachbereichs Angewandte Sozialwissenschaften an der FH Dortmund die verschiedenen Strömungen des Salafismus und stellte Thesen zu Ursachen für die Attraktivität des Salafismus für manche junge Männer und Frauen auf. Saloua Mohammed, MBE-Beraterin bei der Caritas, freiberufliche Familienberaterin, Referentin und Studentin des Studiengangs „Management und Pädagogik der Sozialen Arbeit“ an der TH Köln, beleuchtete das Thema des Salafismus aus professionstheoretischer Perspektive, stellte Forderungen auf nach einer Entwicklung von Handlungskonzepten für die Soziale Arbeit auf und berichtete aus ihrer eigenen Beratungserfahrung.
(Bild: Dr. Veronica Fernandez)Deutlich wurde vor allem, dass es sowohl bezogen auf die Datenlage als auch auf die Motive für den Einstieg in den Salafismus in Deutschland noch große Forschungslücken gibt. Prof. Toprak und sein Team leisten derzeit über ein durch das Land NRW gefördertes Forschungsprojekt einen Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke. Zudem zeigte der Vortrag von Saloua Mohammed, dass sich die Soziale Arbeit bisher zumindest in Teilen nicht oder kaum für die Thematik der Salafismusprävention und Interventionsmöglichkeiten zuständig fühlt.
Im Anschluss an die Vorträge wurden u.a. die Entstehung und Entwicklung des Salafismus aus islamwissenschaftlicher Perspektive, Interventionsmöglichkeiten und Konzepte wie die Verankerung des Salafismus als Thema der politischen Bildung im Kontext der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit diskutiert. Zudem beschäftigte sich das Publikum mit Fragen der Thematisierung des Salafismus in Studiengängen der Sozialen Arbeit und im Bereich der Aus- und Fortbildungen für Fachkräfte der Sozialen Arbeit in der Praxis.
Kontrovers diskutiert wurde über die Frage, ob und welche Strömungen eines (nicht gewaltbereiten) Salafismus mit dem Verweis auf Religionsfreiheit in Deutschland gewissermaßen „hingenommen“ werden müssen oder ob der Salafismus nicht in all seinen Strömungen als Ideologie betrachtet werden muss, die zentralen (auch im Grundgesetz festgehaltenen) Werten widerspricht und damit per se im Kontext der Sozialen Arbeit kritisch thematisiert werden muss.
Sowohl Schahrzad Farrokhzad als auch Andreas Thimmel betonten die Bereitschaft und das Interesse dieses Thema in Forschung und Lehre an der TH Köln weiter zu verfolgen.
Juni 2017