Interdisziplinärer Beratungsansatz an der Technischen Hochschule Köln
Lies hier, wie wir unseren Beratungsauftrag verstehen, welche Schwerpunkte wir legen und wie unser Beratungangebot strukturiert ist.
Orientierende Beratung vor dem Studium
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit der Zentralen Studienberatung ist die Beratung von studieninteressierten Schüler*innen und beruflich qualifizierten Interessent*innen. Die TH Köln bietet als größte Fachhochschule in Deutschland ein vielfältiges Angebot mit Studiengängen in den Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Sprachwissenschaften sowie den Informationswissenschaften, der Informatik, den Natur- und Ingenieurswissenschaften an. Bedenken hinsichtlich einer Fehlentscheidung, vielseitige Interessen und Fähigkeiten, Druck aus dem sozialen Umfeld oder das fehlende Bewusstsein der eigenen Wünsche können die Studien- und Berufsentscheidung mitunter zu einer emotionalen Belastung werden lassen. Auch die fehlende Planungssicherheit auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt, eine sich stetig verändernden Hochschullandschaft und ein immer ausdifferenzierteres Studienangebot mit verschiedenen Zulassungsbeschränkungen und Zugangswegen in die einzelnen Studiengänge erschweren den Studienorientierungsprozess zunehmend. Die Zentrale Studienberatung nimmt hier eine Art Lotsenfunktion ein und bietet den Ratsuchenden eine Vielzahl von Orientierungs- und Beratungsmöglichkeiten für eine individuelle Entscheidungsfindung an. Das Ziel ist es, Informationslücken zu schließen und den Prozess der fundierten Entscheidungsfindung personenzentriert und neutral zu begleiten. Hierbei agiert die ZSB der TH Köln nicht nur als Botschafter der eigenen Hochschule, sondern berät ergebnisoffen und unter Berücksichtigung der individuellen Bildungswerdegänge und Anforderungen der Ratsuchenenden an eine spätere berufliche Tätigkeit. Daraus können durchaus auch Entscheidungen für ein Studium an einer anderen Hochschule als der TH Köln oder für Bildungswege abseits der Hochschule entstehen.
Mittlerweile wurden auch in den meisten Schulen Maßnahmen zur Studien- und Berufsorientierung curricular fest verankert. Das liegt unter anderem an dem gewachsenen Bewusstsein, dass Schulen und Hochschulen gemeinsam die Verantwortung tragen, Schüler*innen bestmöglich bei der individuellen Entscheidungsfindung zu unterstützen und zu begleiten. Der durch Kooperationsvereinbarungen bestehende langjährige und rege Kontakt zwischen der TH Köln und zahlreichen Schulen im Regierungsbezirk Köln und darüber hinaus ist durch die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ nachhaltig intensiviert und auf weitere Partner*innen der Schullandschaft ausgedehnt worden.
Mit dem Projekt „Talentscouting“ steht die Zentrale Studienberatung an Kooperationsschulen zudem besonders für viele Schüler*innen aus Nicht-Akademiker-Familien als Anlaufstelle vor Ort zur Verfügung.
Die Zentrale Studienberatung steht aber auch Eltern und Lehrkräften im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung zur Seite und bezieht so alle Beteiligten in Hinblick auf eine Studienentscheidung mit ein.
Orientierende Beratung während des Studiums und danach
Viele Studierende treffen im Laufe ihres Studiums auf unterschiedliche Hürden, die zu Unsicherheiten, Verzögerungen im Studienverlauf und gegebenenfalls zu Zweifeln an der eigenen Studienentscheidung führen können. Die Bandbreite an möglichen Gründen hierfür variiert von inhaltlichen Verständnisschwierigkeiten über Herausforderungen im Privatleben bis hin zu psychosozialen und psychologischen Belastungen. Daher liegt ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Zentralen Studienberatung in der Unterstützung und Beratung von Studierenden der Hochschule. Im Rahmen eines Früherkennungssystems werden Student*innen zu verschiedenen Zeitpunkten im Verlauf ihres Studiums auf Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten an der Hochschule hingewiesen.
Mit dem Format der 360 Grad-Beratung gibt es an der TH Köln ein Beratungsformat, das individuell an die Bedürfnisse, Wünsche und Anforderungen der Einzelnen angepasst werden und bei Bedarf sowie auf Wunsch der zu beratenen Person hin auch zu einer längerfristigen Begleitung und Unterstützung führen kann. Das Projekt „next career“ vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft richtet sich darüber hinaus gezielt an Studienzweifelnde, um gemeinsam die individuelle Situation der Ratsuchenden zu betrachten und nach Lösungen für etwaige Probleme zu suchen.
Weiterhin bietet die Zentrale Studienberatung besondere Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für Studieninteressierte und Studierende mit Beeinträchtigung sowie studieninteressierte und studierende Spitzensportler*innen an.
Beratungsverständnis
Die orientierende Beratung erfolgt im persönlichen und vertraulichen Einzelgespräch, telefonisch oder schriftlich. Sie wird sowohl von Studieninteressierten in der Orientierungsphase vor dem Studium als auch von Studierenden zur Überwindung von Hürden im Studium oder zur Klärung von Fragen zu einem sich nach dem ersten Hochschulabschluss anschließenden Studium genutzt.
Eine allgemeine Beratung durch die Zentrale Studienberatung basiert in der Regel zunächst auf Informationen zum Studienangebot der Hochschule, zu Zulassungsvoraussetzungen, Studienbedingungen und -inhalten. Ferner bieten wir Hilfestellungen bei Fragen zur Studienfinanzierung und zum Hochschul- oder Studiengangswechsel an und unterstützen bei sozialen und psychosozialen Anliegen. Hier liegt der Fokus sehr stark auf der Klärung von Sachfragen.
Beratung in der Zentralen Studienberatung der TH Köln bedeutet jedoch noch deutlich mehr als reine Informationsvermittlung. Unser Beratungsverständnis zielt darauf ab, die individuellen Voraussetzungen der Einzelnen sowie die Interessen und Bedürfnisse mit den Gegebenheiten eines Studiengangs und seinen Inhalte in einem kommunikativen Prozess aufeinander abzustimmen. Eine Beratung wird als erfolgreich wahrgenommen, wenn sie zu einer kommunikativen Begleitung des Verarbeitungsprozesses von Informationen wird. In diesem Sinne arbeitet die Zentrale Studienberatung prozess- und nicht ergebnisorientiert.
Unsere Beratungsmethode - Das KompetenzModell (KomM)
Unsere Beratungsmethode - Das KompetenzModell (KomM)
Eine Studienberatung ist ein komplexes Setting, dessen Gelingen von zahlreichen Faktoren, zum Beispiel einem gut durchdachten Beratungsmodell, didaktischen Vermittlungskompetenzen und dem Mitwirken der Ratsuchenden abhängt.
Wir Berater*innen ziehen aus dem Engagement und der Aufmerksamkeit, aus Körpersprache und Leistungen Rückschlüsse über den möglichen Verlauf und das Gelingen der Studienberatung. Wir treffen häufig Annahmen darüber, wer die Ratsuchenden sind, wie sie lernen, sich vorbereiten und welche Motivation sie antreibt. Tatsächlich jedoch gibt es viele Dinge, die wir nicht von den Ratsuchenden wissen, die jedoch für den Verlauf einer Studienberatung wichtig sein könnten.
Hilfreich bei der Gestaltung einer personenzentrierten Studienberatung in Sprechstundensituationen kann die Unterteilung in Beratungsphasen und die Berücksichtigung von Kompetenzdimensionen sein. Diese Phasen werden durch verschiedenen Kommunikationsmodi, also Fragetechniken, aktives Zuhören, Feedback etc., charakterisiert gesetzt. Dann identifizieren wir mit Hilfe des Kölner Kompetenzmodells (KomM) Ansätze, die für den Lernprozess (inhaltlich, methodisch, selbstvergewissernd oder stabilisierend) förderlich sind.
Somit werden vier Kompetenzdimensionen der Ratsuchenden in einer Beratung adressiert: Fachwissen, Arbeitssystematik, Selbstverständnis sowie psychische und physische Belastbarkeit. Diese differenzierte Betrachtung der Beratungsanliegen durch Einordnung in die passende Dimension beziehungsweise die passenden Dimensionen des KomM hilft dabei, den Kern eines Anliegens freizulegen und die Beratung passgenau zuzuschneiden.