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Beauftragte für Studierende mit Beeinträchtigung

Nadine Fischer

Nadine Fischer

Hochschulreferat Studium und Lehre

  • Campus Südstadt
    Claudiusstraße 1
    50678 Köln
  • Raum E1.17
  • Telefon+49 221-8275-3248

Erfahrungsberichte

Leiter vor der Wand mit Farbeimern. An der Wand steht "Possible". Das "Im" wurde überstrichen. (Bild: TH Köln)

Das Thema Beeinträchtigung ist eine sensible Angelegenheit, von der Studierende nur selten berichten. Ihre Erfahrungen und Herausforderungen sind den Mitmenschen ihrer Umgebung insofern oft nicht bewusst. Im Rahmen eines Praktikums wurden deshalb Studierende der TH Köln mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen befragt. Die Interviews führte Herr Michi Fujii, Masterstudent der Universität zu Köln.


Studierende*r mit Sehbehinderung

Können Sie etwas von Ihrer Beeinträchtigung und deren Auswirkung auf Ihr Studium berichten?
Meine Form der Beeinträchtigung ist eine visuelle, durch die ich auf beiden Augen nur noch ein begrenztes Sehvermögen von circa 10 und 20 Prozent habe. Das zeichnet sich stark in der Erkennung von Kontrasten aus. Für mich ist es zum Beispiel mehr zum Nachteil, wenn Sachen in hellblau statt schwarz geschrieben sind als wenn sie in kleiner Schrift sind. Dadurch ist es häufig schwierig auf Beamern oder Projektoren die Schrift zu erkennen. Außerdem lese ich durch meine Sehschwäche langsamer und kann nicht so einfach größere Texte überfliegen. Ich muss dann Wort für Wort lesen, was unter dem Strich länger dauert als wenn man es mit gesunden Augen macht. In Gruppenarbeiten haben wir die Aufgaben bei Problemen untereinander passend aufgeteilt, so dass ich zum Beispiel dann mehr organisatorische Sachen übernommen habe.

Wie haben Sie sich mit der Beeinträchtigung an der Hochschule zurecht gefunden?
Für mich konkret mit visueller Beeinträchtigung in meiner Form ist die Möglichkeit da, um klar zu kommen und hier zu studieren. Als es mit dem Studium losging, war es jedoch erst einmal sehr anstrengend, da ich zunächst in den konkreten Situationen an der Hochschule schauen musste, wo Hürden sind, wie diese beiseite geschafft werden können und die Lehrenden darauf eingehen können. Glücklicherweise konnte ich den Lehrenden gut mitteilen, was meine Bedarfe sind und wie man mir helfen kann. Statt das Bild des Beamers wurde mir zum Beispiel ein eigener Bildschirm bereitgestellt oder die Dozierenden haben mir vor den Veranstaltungen die Folien per Mail zugeschickt. Mir hat es auch geholfen, Kommilitonen an meiner Seite zu haben, die wussten, wie sie mir bei meiner Beeinträchtigung helfen können. Eine weitere Hilfe waren die Nachteilsausgleiche, zum Beispiel in Form einer Zeitverlängerung bei Klausuren.

Haben Sie sich einen bestimmten Umgang mit Ihrer Beeinträchtigung an der Hochschule angewöhnt?
Ich habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt und dann wurde mir auch geholfen. Die Leute wissen oft nicht, was man braucht, wenn man sagt, dass man schlecht sieht. Beeinträchtigung ist eben nicht gleich Beeinträchtigung und das wird oft über einen Kamm geschoren. Allerdings finde ich es blöd, wenn Leute über ihre Behinderung definiert werden. Es ist mir deswegen beim Kennenlernen von neuen Leuten wichtig, dass ich erst als Person kennen gelernt werde und man vielleicht erst im Nachhinein von meiner Beeinträchtigung erfährt. Ich bin auch nicht bereit, jedem meine Behinderung auf die Nase zu binden, da Behinderung generell etwas sehr Intimes ist und sie nicht jeden etwas angeht. Mir ist es daher in diversen Seminaren passiert, dass ich gar nicht gesagt habe, dass ich eine Beeinträchtigung habe, da es auch gar nicht zum Tragen gekommen ist.

Gibt es etwas, dass Ihnen wichtig wäre für die Zukunft an der Hochschule im Hinblick auf die Beeinträchtigung?
Ich finde es wichtig, dass man sich vor den eigenen Lehrenden im Hinblick auf die Behinderung nicht „ausziehen“ muss. Es sind eben, wie gesagt, sensible Themen und da finde ich es zum Beispiel sinnvoll, wenn es an der Hochschule generell ein paar Personen gibt, denen man die Informationen für mögliche Belange gibt. Somit könnte vermieden werden, dass die beeinträchtige Person sich immer wieder rechtfertigen und erklären muss, was genau ihre Bedürfnisse sind und weswegen sie Ausgleiche in Anspruch nehmen muss. Sozusagen, dass es eine Stelle an der Hochschule gibt und es nicht von Fakultät zu Fakultät unterschiedlich ist und verschiedene Leute zum Beispiel über Ausgleiche entscheiden.

Was möchten Sie anderen Studierenden oder Studieninteressierten mit Beeinträchtigung abschließend noch mit an die Hand geben?
Ich würde ihnen konkret an die Hand geben, dass sie versuchen, sich Gehör zu verschaffen und klar definieren und beschreiben können, was ihnen hilft. Wenn man das Gespräch an der eigenen Fakultät sucht, lernt man schnell, wer einen unterstützen könnte und bei wem man vielleicht eher nicht vorsprechen sollte, um Ausgleiche zu erhalten. Ich bin wirklich dafür mit offenen Karten zu spielen, wobei ich auch gut nachvollziehen kann, dass man es einfach nicht bei jeder Beeinträchtigung publik machen möchte. Ich glaube, am schwierigsten haben es hier die, deren Beeinträchtigung man nicht direkt sieht und die nicht gleich verständlich ist. Viele sind auch gar nicht über ihre Rechte informiert beziehungsweise wissen gar nicht, dass es die Möglichkeit gibt, Nachteilsausgleiche in Anspruch nehmen zu können. Wenn man sich also ein bisschen informiert und die richtigen Leute anspricht, dann erfährt man auch Solidarität. Dann wird den Leuten auf die Finger geklopft, die einem Steine in den Weg legen, da sich diese Hochschule schließlich auch als inklusive Hochschule begreift.


Studierende*r mit körperlicher Beeinträchtigung

Wie wirkt sich Ihre Beeinträchtigung auf Ihr Studium aus?
Am Anfang war es für mich echt hart, weil ich mich von der Schule zum Studium komplett umorientieren musste. Ich musste mir dann erstmal ein eigenes System anlegen, wie ich vorgehen soll, damit ich das ordentlich hinbekomme. Durch meine hohe Muskelspannung verbrenne ich deutlich mehr Energie, weshalb ich mich zum Beispiel nicht so lange konzentrieren kann. Mit den Augen kann ich auch nicht so gut sehen und deswegen brauche ich auch mehr Zeit, um mir die Sachen zu erschließen. Ich brauche außerdem immer eine Assistenz, die mich unterstützt. Das macht alles komplizierter. Ansonsten haben Leute manchmal Schwierigkeiten mich akustisch zu verstehen, weil die meine Aussprache nicht gewohnt sind. Das dauert dann seine Zeit, aber funktioniert letztendlich ziemlich gut.

Wie gehen Sie mit Ihrer Beeinträchtigung im Hochschulalltag um?
Mittlerweile finde ich mich ganz gut zurecht und fahre das System, dass ich mir weniger vornehme als in der Regelstudienzeit vorgesehen. Das nimmt einfach diesen Leistungsdruck raus. In Klausuren und Hausarbeiten bekomme ich eine 50 Prozent längere Bearbeitungszeit. Das ist gut, weil es besonders am Anfang viel Zeit in Anspruch genommen hat, mir ein System zurecht zu legen. Zu Hause habe ich einen großen Bildschirm, wo ich die Texte zum Lesen vergrößern kann. Wirklich gut ist, dass die TH viele Online-Versionen der Texte anbietet, die ich dann einfach ganz entspannt auf dem PC lesen kann. Was Barrieren angeht, bin ich eigentlich sehr zufrieden mit der Barrierefreiheit an meiner Fakultät, da ich überall hinkomme. Zum Glück sind meine Kommilitonen und Dozenten auch sehr hilfsbereit und kooperativ.

Wie gehen Sie mit Ihrer Beeinträchtigung in Bezug auf Lehrende und Kommiliton*innen um?
Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, sehr offen damit umzugehen, weil die Leute sonst auch nicht wissen, wie man damit umgehen soll. Wenn ich Leute anspreche, merken die Leute auch, dass ich intelligent bin und dass die Behinderung nicht das ist, was mein Selbst bestimmt. Dass ich quasi ein ganz normaler Gesprächspartner bin, der im Rollstuhl sitzt. Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass man zu mir sehr offen und bereit ist, sich darauf einzulassen. Ich glaube allerdings auch, dass ich an meiner Stelle eigentlich ziemlich gut wegkomme, weil ich nur eine Körperbehinderung habe. Bei Studierenden mit anderen Beeinträchtigungen ist das, glaube ich, für die nochmal eine deutliche andere und teilweise größere Herausforderung.

Was könnte Ihrer Meinung nach an der Hochschule verbessert werden?
Da fällt mir tatsächlich etwas ein. Ich hatte letztes Semester eine Veranstaltung, zu der es mir geholfen hätte, wenn es da nochmal ein paar vertiefende Seminare zu gegeben hätte. Also eine Unterstützung beim Lernprozess quasi, wo man schaut, wie man mit dem Stoff richtig arbeitet.

Gibt es etwas, dass Sie anderen Studierenden und Studieninteressierten mit Beeinträchtigung anhand Ihrer Erfahrungen mit an die Hand geben möchten?
Ich würde ihnen auf jeden Fall an die Hand geben, dass es wichtig ist, sich ein System zu überlegen, wie man sein Studium machen möchte und gestalten will. Dazu gehören zum Beispiel Fragen, wie „Wie will ich lernen?“ oder „Wie kann ich mir die Dinge erschließen?“. Ich glaube, wenn man so ein System hat, dann ist der Einstieg ins Studium auch deutlich leichter. Das alles ist auch ein Prozess, bei dem jeder für sich selber herausfinden muss, was für einen der richtige Weg ist.


Studierende*r mit einer Störung aus dem Autismus-Spektrum

Wie erleben Sie Ihr Studium an der TH mit Beeinträchtigung?
Auch wenn man es mir nicht ansieht oder anmerkt, sehe ich mich schon als sehr stark beeinträchtigt. Im Gegensatz zu „normalen“ Leuten kann ich mich schwer auf einzelne Dinge fokussieren, sondern nehme stattdessen eigentlich alles auf allen Sinnen gleichzeitig wahr. Dadurch bin ich oft bereits durch die Anfahrt zur Hochschule reizüberflutet und gestresst. Wenn sich Studierende während einer Vorlesung zum Beispiel untereinander unterhalten, kann ich der Veranstaltung kaum noch folgen. Ebenfalls fällt es mir schwer, zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem zu unterscheiden. Mein Verstand nimmt die Dinge oft wortwörtlich wahr. Je reizüberfluteter ich bin, desto schwieriger fällt es mir an der Hochschule und anderswo zurechtzukommen. Das äußert sich beispielsweise im sozialen Umgang bei Regeln und mit anderen Studierenden. Auch komplexe Dinge zu organisieren, wie die Stellung von Anträgen, ist für mich deshalb sehr herausfordernd.

Was hilft Ihnen im Studium bei Ihrer Beeinträchtigung?
Vor den Veranstaltungen halte ich mich aufgrund der Lautstärke in ruhigen Räumen oder außerhalb der Hochschule auf. In Vorlesungen sitze ich oft in der ersten Reihe. Das hilft aber in der Regel nicht. Wirklich hören und mich auf die Vorlesung konzentrieren, kann ich oft nur mit so einem FM-Gerät. Das verstärkt für mich sozusagen das Gesagte des Dozenten, auch wenn es leider nicht immer funktioniert. Ansonsten habe ich es mir angewöhnt, auf meinen innerlichen Zustand zu achten und mich aus schwierigen Situation vielleicht auch mal rauszuziehen. Ich nutze auch den Ruheraum und nehme für Prüfungen die Nachteilsausgleiche in Anspruch. Sehr geholfen hat es mir auch, mit der Behindertenbeauftragen unserer Fakultät über die Möglichkeiten zur Bewältigung des Studiums zu sprechen.

Wie gehen Sie mit Ihrer Beeinträchtigung im Hochschulalltag um?
Für mich ist es sehr schwierig zu zeigen, dass ich diese Beeinträchtigung habe. Natürlich versuche ich, offen damit umzugehen, wenn man mich darauf anspricht, weil ich glaube, dass das für eine positive Veränderung in der Gesellschaft wichtig ist. Trotzdem fällt es mir besonders aufgrund vergangener ausgrenzender Erfahrungen sehr schwer, mit anderen Studierenden in Kontakt zu treten. Dadurch, dass ich mich, wie es vielleicht für anderen Menschen mit Autismus-Störung nicht üblich ist, sehr gut an meine Umgebung anpassen kann, sind meine Mitstudierenden dann sehr überrascht, wenn ich es mitteile. Die Menschen sehen dann auch nicht die Anstrengungen und Anpassungen, die ich bereits wegen meiner Beeinträchtigung habe.

Haben Sie Anregungen für den zukünftigen Umgang mit Beeinträchtigungen an der TH Köln?
Ich selber möchte in Zukunft eben versuchen, offener mit meiner Beeinträchtigung umzugehen. Nur so haben Leute, die diese Beeinträchtigung nicht haben die Chance, die Beeinträchtigung zu verstehen. Ansonsten würde ich mir wünschen, dass die Dinge beziehungsweise Probleme mit dieser Beeinträchtigung nicht so hinterfragt werden würden. Gerade bei nicht sichtbaren Beeinträchtigungen würde ich es gut finden, wenn hier ein besseres Bewusstsein wäre. Auch würde ich es cool finden, wenn einige Veranstaltungen, wie Vorlesungen, online zu verfolgen wären. Eine super Sache wäre auch eine an die Hochschule angebundene Studienassistenz bzw. Leute, die einem bei den konkreten Problemen an die Seite gestellt werden würden.

Wenn Sie noch anderen Studierenden oder Studieninteressierten mit Beeinträchtigung etwas mit auf den Weg geben könnten, was wäre das?
Ich würde ihnen sagen, dass man aufhören muss, sich mit anderen Studierenden zu vergleichen, die keine Beeinträchtigung haben. Das ist bestimmt nicht immer einfach, aber dieses Vergleichen zieht letztendlich Energien, die man dann für das Studium nicht mehr hat. Man muss sich eingestehen, dass man bestimmte Schwierigkeiten hat, die andere nicht haben. Das heißt, man muss individuelle Wege finden zurecht zu kommen und vielleicht auch versuchen, in manchen Fällen die Dinge mit ein bisschen Humor zu sehen.


Studierende*r mit Hörbehinderung

Können Sie etwas von den Auswirkungen Ihrer Beeinträchtigung auf das Studium berichten?
Ich trage auf beiden Seiten ein Hörgerät. Das ist schon sehr gut, aber ich verstehe nicht immer alles, denn das ist von der Situation abhängig. Am besten klappt es, wenn mir die Leute gegenüber sind. Nebengeräusche hingegen können nicht rausgefiltert werden, ich höre sozusagen alles und gleich laut. Seminarsituationen sind deswegen einfach schwierig, weil da so viel Bewegung ist. Zum Beispiel, wenn hinten und vorne jemand spricht. Dann müsste ein Mikro herumgegeben werden, damit ich das verstehen kann. Es kann auch in Vorlesungen schwer sein, wenn sich andere Studierende untereinander unterhalten, weil mein Hörgerät diese Nebengeräusche eben nicht herausfiltern kann. Ich kann das Gerät zwar lauter stellen, aber dann höre ich alles gleich laut, so metallisch und hart an der Grenze, dass es kaum zu ertragen ist. Das ist dann schon anstrengend.

Welche Möglichkeiten gibt es für Sie, um mit der Beeinträchtigung umzugehen?
Im Moment bin ich zufrieden. Vor dem Studium habe ich lange gesucht, welche Möglichkeiten es für mich zum Studieren geben könnte, weil ich auch andere Beeinträchtigungen im Studium habe. Als ich angefangen habe, ist es dann alles besser gelaufen als ich gedacht habe. Nur die Seminarsituation hat sich für mich als unerwartet schwierig gezeigt. Bei den Schwierigkeiten im Seminar konnte ich mich an die Behindertenbeauftragte unserer Fakultät wenden. Die ist wirklich super nett und sehr engagiert. Sie hat zum Beispiel bei den Professoren veranlasst, dass sie ein Mikrophon verwenden. Dass die Dozenten versuchen mir entgegen zu kommen, ist glücklicherweise selbstverständlich. Da wir nicht richtige Klausuren schreiben, brauche ich eigentlich keine anderen Nachteilsausgleiche. Das meiste kann ich in Ruhe von zu Hause am Tisch machen. Demnächst kriege ich auch eine neue Hörgeräthilfe von der Hochschule. Dadurch wird der Sound noch verstärkt und geht direkt in mein Hörgerät. Ich hoffe, dass sich dadurch die Seminarsituation verbessert.

Was für einen Umgang haben Sie an der Hochschule im Hinblick auf die Beeinträchtigung für sich gefunden?
Ich möchte meine Beeinträchtigung erstmal nicht offen zeigen. Zum Beispiel versuche ich, erst einmal zu schauen und selber klar zu kommen und Dinge erst dann anzusprechen, wenn es nicht mehr anders geht. Ich finde es ansonsten überflüssig total offen mit meiner Beeinträchtigung umzugehen. In Vorlesungen mache ich mich manchmal aber unbeliebt, wenn ich Studierende doch anspreche, ob sie leiser sein können, wenn sie sich hinter mir unterhalten. Zum Glück habe ich meine Freunde außerhalb der Hochschule, die mich so akzeptieren, wie ich bin. Das wäre ansonsten schwerer. Es hat auch ein bisschen gedauert, bis ich den Mut gefunden habe, mich bei der Behindertenbeauftragten unserer Fakultät zu melden. Das musste ich erst einmal lernen. Ich möchte die Hilfen letztendlich nicht überstrapazieren und nicht immer eine Extrawurst bekommen, weil ich auch finde, dass meine Beeinträchtigung nicht riesengroß ist. Geholfen hat es im Umgang mit der Beeinträchtigung, mich mit anderen hörgeschädigten Studierenden, die ich glücklicherweise nur durch Zufall kennengelernt habe, auszutauschen.

Haben Sie eine Idee, was Ihnen ansonsten im Studium noch helfen könnte?
Also was für mich wäre es ganz toll, wenn es von den Vorlesungen so ein Skript gäbe. Das heißt, dass die Vorlesungen in einem Buch stehen, das man kaufen kann. Dann könnte ich besser nachvollziehen, was der Professor erzählt hat. Wenn man anfragt, stellen die Professoren auch die PowerPoint-Präsentationen vor der Vorlesung bei Ilias ein. Das hilft mir auch. Ansonsten wäre es vielleicht noch gut, wenn die Behindertenbeauftragte zwei Mal in der Woche Sprechzeiten hätte. Sonst ist es auch möglich, einen Termin außerhalb der Sprechzeiten zu vereinbaren.

Was möchten Sie anhand Ihrer Erfahrungen noch anderen Studierenden und Studieninteressierten mit Beeinträchtigung mitteilen?
Auf jeden Fall, dass sie den Mut haben, zu der Behindertenbeauftragten der Fakultät zu gehen. Sie müssen auch selber aktiv werden. Ich sage mir immer, dass es ganz viele Möglichkeiten an der TH gibt für alle Beeinträchtigungen. Man muss eben den Mut finden und nicht immer nur meckern, sondern auch einfach selber etwas machen. Man darf auch nicht alles erwarten und muss versuchen, eine Kompromisslösung zu suchen. Wie man mit seiner Beeinträchtigung umgeht, muss letztendlich aber jeder für sich selbst entscheiden, glaube ich.


Studierende*r mit chronischer Erkrankung

Können Sie etwas von den Auswirkungen Ihrer Beeinträchtigung auf das Studium erzählen?
Ich habe Epilepsie in zwei Ausprägungsformen seit ich 13 Jahre alt bin. Die eine äußert sich durch Bewusstseinsstörungen, so einer Art Absenz. Bei der anderen verkrampft klassisch der ganze Körper. Im Rahmen meines vorherigen Studiums hat sich das durch Überforderung oder übermäßigen Stress insoweit ausgewirkt, dass ich wirklich in den Prüfungssituationen oder davor zusammengeklappt bin. Danach war ich erstmal nicht in der Lage, die Prüfung nachzuholen, sondern brauchte eine Regenerationsphase. Wenn ich Pech hatte, war der gelernte Stoff auch zur Hälfte weg. Das war für mich immer sehr demotivierend gewesen. Durch die Medikation, die ich nehme und vielleicht auch die Krankheit, habe ich manchmal auch Schwierigkeiten Gesichter und Namen zu behalten. Das ist dann etwas doof, wenn man an einer Person vorbeiläuft und die einen kennt, aber ich die einfach nicht erkenne. Die Medikamente machen auch sehr müde, da die relativ stark sind bei mir.

Welche Hilfen nehmen Sie in Anspruch, damit Sie sich mit der Beeinträchtigung im Studium zurechtfinden können?
Das Bewusstsein, dass ich Sonderrechte habe und diese Rechte auch nutzen kann, hatte ich in meinem vorherigen Studium noch nicht. Mir war auch gar nicht klar, dass ich bestimmte Veranstaltungen schieben kann. Das hätte mich wahrscheinlich selbst entlastet und nicht so stark unter Druck gesetzt. Da kommt es mir jetzt sehr zu Gute, das Angebot eines Teilzeitstudiums zu nutzen. Ich habe eben festgestellt, dass ich darauf angewiesen bin. Ansonsten habe ich, glaube ich, noch keine Zusatzhilfe in Anspruch genommen beziehungsweise war ich noch nicht drauf angewiesen. Es ist allerdings gut möglich, dass ich vielleicht noch auf die eine oder andere Hilfestellung angewiesen sein werde, auch wenn ich mich freuen würde, wenn das nicht der Fall sein wird.

Welchen Umgang haben Sie sich mit der Beeinträchtigung angewöhnt?
Ich finde es wichtig und gut, die Epilepsie zu thematisieren, um eben diesen sachlichen Rahmen zu schaffen, damit Menschen wissen, wie man diese Krankheit im schlimmsten Fall handhaben kann oder sollte und natürlich, um Missverständnissen vorzubeugen. Ständig immer wieder drauf zu sprechen zu kommen, ist allerdings blöd. Wenn man sich näher kennenlernt, zum Beispiel über Gruppenarbeiten, haben die Menschen aber auch schnell eine Perspektive und es wird dann über die Krankheit gar nicht mehr nachgedacht. Mit den Dozierenden habe ich es so gut wie gar nicht thematisiert, weil es noch nicht nötig war. Da reicht es, wenn der Lernkreis das weiß.

Gibt es etwas, dass Sie sich im Hochschulalltag im Hinblick auf Ihre Beeinträchtigung wünschen würden?
Ich möchte keine Privilegien haben, sondern im Gegenteil ganz normal behandelt werden. Mir ist es viel sympathischer, wenn es den Leuten „egal“ ist, dass ich Epileptiker bin und ich nicht bemitleidet werde. Auch wenn es ambivalent ist und ich in bestimmten Fällen Unterstützung brauche, möchte ich eben ein Leben leben, bei dem ich nicht auf eine Sonderbehandlung angewiesen bin. Schön wäre es, wenn diese Unterstützungen für Beeinträchtigte eine Selbstverständlichkeit wären und nicht immer thematisiert werden würden. Was ich sonst auch immer ärgerlich finde, sind gut gemeinte Ratschläge in Bezug auf meine Krankheit, die aus nicht vorhandenem Fachwissen gemacht werden.

Was möchten Sie abschließend anderen Studierenden oder Studieninteressierten mit Beeinträchtigung mit an die Hand geben?
Sei dir der Krankheit und deines gesundheitlichen Status bewusst und nutze die Möglichkeiten, die dir gegeben werden, um dir persönlich das Studium zu erleichtern. Mach dich also für deine Recht stark, die dir gegeben wurden. Einen bewussten Umfang hatte ich da am Anfang auch nicht. Welche Möglichkeiten das konkret sind, ist ja individuell. Im Grunde ist man eben beeinträchtigt und sollte da alles annehmen, was einem geboten wird und hilfreich sein könnte. Natürlich immer auch mit dem Gedanken, dass man keine Sonderbehandlungen möchte. Also dass man auch nicht auf Händen getragen werden, sondern dazu gehören möchte.

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