Zirkuläre Wertschöpfung
Zahlreiche Fakultäten, Institute und Studiengänge der TH Köln beschäftigen sich mit Teilaspekten des Zukunftsthemas „Zirkuläre Wertschöpfung“ – also der Vision einer nachhaltigen Wirtschaft, in der es so gut wie keine Abfälle mehr gibt, bzw. diese als Rohstoffe für neue Produkte genutzt werden.
Wie sich diese Kompetenzen strategisch und synergetisch zusammenführen lassen, beraten Vertreterinnen und Vertreter von zehn Fakultäten bei einem Symposium am Lehr- und Forschungszentrum :metabolon am 13. Oktober 2020. Prof. Dr. Klaus Becker, Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer, erläutert im Interview die Bedeutung des Themas für die Hochschule.
Herr Prof. Dr. Becker, welche Rolle spielt die zirkuläre Wertschöpfung aus Ihrer Sicht?
Ganz grundsätzlich ist die zirkuläre Wertschöpfung neben Big Data und künstlicher Intelligenz eines der großen Themen, mit denen wir uns in den nächsten Jahren befassen werden. So setzt etwa die Europäische Union in Strategiepapieren wie dem European Green Deal stark auf diesen Bereich. Auch Fördermittelgeber wie der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung, kurz EFRE, haben die Kreislaufwirtschaft aufgegriffen und arbeiten auf ein grüneres und CO²-armes Europa hin. So sollen im Förderprogramm EFRE 2021-2027 neue Schwerpunkte in den Bereichen Klimaanpassung, Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz gelegt werden.
Das Thema treibt aber nicht nur die Politik um, sondern auch Initiativen im ganzen Land. So gibt es das Prosperkolleg in Bottrop, in Minden-Lübbecke soll eine Modellregion für geschlossene Stoffkreisläufe und Kreislaufwirtschaft entstehen und das Rheinische Revier soll zur Modellregion für nachhaltige Bioökonomie aufgebaut werden. In Köln hat die Industrie- und Handelskammer gemeinsam mit dem VDI und VDE die Initiative „Umweltdialog“ gestartet, die sich ebenfalls mit der zirkulären Wertschöpfung befasst.
Was bedeutet das für die TH Köln?
Es stellt sich die Frage, ob und in welcher Form wir uns als Hochschule positionieren möchten. Wir sind bereits gut aufgestellt und haben „Nachhaltiges Wirtschaften und Ressourcen“ in unserem Forschungsprofil als einen unserer drei Profilbereiche fest verankert. Die damit verbundenen Kompetenzen sind über alle Fakultäten und alle Standorte verteilt. Zu nennen ist dabei natürlich das :metabolon Institut in Lindlar, wo bereits Konzepte für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft entwickelt werden. Aber wir verfügen auch über ausgewiesene Verfahrenskompetenzen am Campus Leverkusen, im Institut für Anlagen- und Verfahrenstechnik am Campus Deutz, im Masterstudiengang Produktdesign und Prozessentwicklung am Campus Gummersbach sowie im Bereich des nachhaltigen Designs am Campus Südstadt. Es geht jetzt darum, ob wir diese Kompetenzen in komplementärer Form zusammenführen wollen, um Synergieeffekte zu erzielen.
An welche Synergieeffekte denken Sie?
So gut wie jeder Bereich unserer Hochschule könnte profitieren. In der Lehre könnte man das Thema zum Beispiel in bestehende Studiengänge integrieren, Mehrfachnutzung von bestehenden Modulen ermöglichen oder fakultätsübergreifende Studienangebote auf den Weg bringen. In der Forschung müssten wir die Kompetenzprofilierung vorantreiben und die zirkuläre Wertschöpfung zu unserem Thema machen, so dass klar ist: Dafür steht die TH Köln! In diesem Zusammenhang sollten wir uns sehr aktiv an den entsprechenden Ausschreibungen der EU, des BMBF, des Landes NRW oder anderer Fördermittelgeber beteiligen. Im Transferbereich ist die Bergische Rohstoffschmiede eines der großen Vorzeigeprojekte der Regionale 2025 und das Bergische RheinLand hat herausragende Potenziale, um sich zu einer Modellregion für zirkuläre Wertschöpfung zu entwickeln. Dort gibt es sehr viele Unternehmen, die sich mit dieser Materie beschäftigen, aber auch vor großen technologischen Herausforderungen stehen. An deren Lösung könnten wir uns mit unseren Kompetenzen beteiligen. Strukturell ist über die Einrichtung von Schwerpunktprofessuren und den Aufbau eines Kompetenzzentrums „Zirkuläre Wertschöpfung“ nachzudenken.
Was erwarten Sie von dem Symposium?
Es geht bei unserem Treffen zunächst darum, dass sich alle Akteurinnen und Akteure an der Hochschule noch besser kennenlernen und vernetzen. Und wir müssen gemeinsam überlegen, in welche Richtung wir gehen möchten. Das optimale Ergebnis wäre, wenn eine Arbeitsgruppe mit einem konkreten Auftrag entsteht, die das Thema zeitnah weiter vorantreibt. Wichtig wäre auch, dass wir uns darauf verständigen, die Ausschreibungen gemeinsam zu sichten und abzustimmen, wer sich an welchem Programm beteiligt.
Oktober 2020