Zehn Jahre Spieleforschung am Cologne Game Lab

Prof. Björn Bartholdy (links) und Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth   (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)

Das Cologne Game Lab (CGL) hat sich seit seiner Gründung vor etwas mehr als zehn Jahren zu einer renommierten Forschungseinrichtung im Bereich digitaler Spiele entwickelt. Die Institutsdirektoren Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth und Prof. Björn Bartholdy haben das CGL seinerzeit ins Leben gerufen und blicken auf die Entwicklung der Einrichtung zurück.

Viele große Erfolgsgeschichten fangen ganz klein an: Gleich mehrere berühmte Softwareunternehmen haben ihre ersten Schritte in kleinen Garagen, in Kinderzimmern oder Studierendenwohnheimen gemacht. Eine hochschuleigene Erfolgsgeschichte hat ihren Anfang in der Claudiusstraße genommen – im einstigen Gymnastikraum im Dachgeschoss. Dort startete im Wintersemester 2010/11 der Weiterbildungsstudiengang „Game Development and Research“ des Cologne Game Lab (CGL) mit gerade einmal fünf Studierenden. Betreut wurden diese von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie den Institutsdirektoren Prof. Dr. Gundolf S. Freyermuth und Prof. Björn Bartholdy.

Die Professoren lehrten und forschten ursprünglich an anderen Einrichtungen: Freyermuth an der ifs internationale filmschule köln und Bartholdy an der Köln International School of Design (KISD). „Der Weg in die Spieleforschung war aus meiner Sicht unausweichlich“, sagt Bartholdy rückblickend. „Ich habe mich viel mit audiovisuellem Design in Film und Fernsehen beschäftigt und hatte irgendwann den Eindruck, dass diese Bereiche nahezu ausdefiniert sind. Im Feld der digitalen Spiele dagegen gibt es noch mehr weiße Flecken und ganz neue Technologien und Ästhetiken zu entdecken.“ Während Bartholdy die gestalterische Seite von Spielen reizte, war es bei Freyermuth die Möglichkeit des experimentellen Erzählens: „Ich habe in den 70er-Jahren Literaturwissenschaft studiert und über einen amerikanischen Austauschstudenten zufällig von Text-Adventures erfahren, die hierzulande noch nicht verbreitet waren. Als ich dann zum ersten Mal eines gespielt habe, war ich von Spielen als Erzählmedium sofort begeistert.“

Meilensteine

Lange blieb das Cologne Game Lab nicht im Gymnastikraum in der Claudiusstraße: 2012 zog das Institut zunächst in Räumlichkeiten am Ubierring und startete dort im Wintersemester 2014/15 den Bachelorstudiengang „Digital Games“. Wenig später ging der Expansionskurs weiter: Zum Sommersemester 2015 begründete das CGL gemeinsam mit der ifs internationale filmschule köln in der Schanzenstraße 28 den heutigen Standort Mülheim. Zeitgleich erhielt das CGL neue Professuren und richtete den Masterstudiengang „Digital Games“ ein. „Damals ging alles sehr schnell“, so Bartholdy heute. „Dennoch ist es uns gelungen, viele international anerkannte wissenschaftliche und künstlerische Persönlichkeiten für das CGL zu gewinnen.“ Ein weiterer Meilenstein in der Historie des Instituts war die Einrichtung des heutigen Mini-Inkubators Mülheim zum Wintersemester 2017/2018.

Zehn Jahre nach der Gründung sind 2021 mehr als 350 Studierende am Cologne Game Lab eingeschrieben. Hinzu kommen insgesamt zehn Professorinnen und Professoren sowie rund 20 wissenschaftliche Mitarbeitende und ein gutes Dutzend Doktoranden. Neben dem Weiterbildungsmaster „Game Development and Research“ und dem Bachelor- und Masterstudiengang „Digital Games“ bietet das CGL in Kooperation mit der ifs mittlerweile auch den Weiterbildungsstudiengang „3D-Animation for Film & Games“ an.

Serious Games und künstliche Intelligenz in Spielen

„Die Erforschung von digitalen Spielen zu etablieren, war zunächst nicht leicht, weil das Thema im öffentlichen Diskurs vor zehn Jahren eher negativ behaftet und mit Begriffen wie ,Gewalt‘ oder ,Sucht‘ verknüpft war“, berichtet Bartholdy. „Anfang der Dekade rückten Serious Games – also Spiele, die nicht nur unterhalten, sondern auch Informationen und Bildung vermitteln wollen – in den Fokus der Forschung. Dadurch konnten wir das Thema Videospiel noch einmal anders besetzen.“ Heute sind Serious Games sowohl fester Bestandteil des Curriculums als auch regelmäßiges Thema von Forschungsprojekten des Instituts. „Spiele sprechen eine Sprache, die junge Menschen gut verstehen können. Serious Games haben da ein enormes Potenzial, etwas zu bewirken“, so Bartholdy.

Und was sind die großen Themen der Zukunft? „In vielen Bereichen haben sich die technischen Möglichkeiten im Laufe der vergangenen Jahre sukzessive weiterentwickelt. Das gilt zum Beispiel für Augmented und Virtual Reality, aber auch für die Grafik – hier ist das Maximum, also der Fotorealismus, nahezu erreicht“, so Freyermuth. „Der nächste große Entwicklungsschub wird im Bereich der künstlichen Intelligenz in digitalen Spielen kommen. Hier erwarte ich in den kommenden zehn bis 15 Jahren eine Entwicklung, die einer Zäsur ähnelt und vergleichbar mit der Einführung des Tons im Film nach 1930 ist.“ Wenn künstliche Intelligenz in Videospielen besser zuhöre und sich besser daran erinnere, was Spielerinnen und Spieler getan haben, dann werde das ganz neue Möglichkeiten des multilinearen Erzählens schaffen, sagt Freyermuth.

März 2021

Studiengänge am Cologne Game Lab

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