Wissensaustausch in Mosambik über Ernährungsstrukturen
Die Versorgung der mehr als 32 Millionen Einwohner*innen von Mosambik mit Lebensmitteln wird vom Klimawandel stark beeinflusst. Dies wirkt sich unterschiedlich auf die verschiedenen Teile des Landes aus. Das Forschungsprojekt „FEMOZ“ untersucht die Ernährungsunsicherheiten vor Ort in den Distrikten Moamba (Provinz Maputo), Ribaué (Provinz Nampula) und Buzi (Provinz Sofala).
Nach rund einem Jahr tauschte sich das Team im Rahmen eines Symposiums in Mosambik mit 70 Teilnehmer*innen von internationalen Institutionen und Organisationen über methodische Ansätze, Hypothesen und erste Arbeitsergebnisse aus.
„Das Projekt hat zum Ziel, das Ernährungsumfeld in den verschiedenen ländlichen Regionen Mosambiks zu bewerten und zu analysieren, wie sich potenzielle Maßnahmen effektiv auf die Ernährung der Bevölkerung auswirken würden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand, bisherige Hypothesen und Erkenntnisse mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu diskutieren“, sagte Projektkoordinator Dr. Rui Pedroso vom Institut für Technologie und Ressourcenmanagement in den Tropen und Subtropen (ITT).
Selbstversorgung ist wichtiger Bestandteil der Ernährung
In vier Panels standen jeweils unterschiedliche Themenblöcke im Vordergrund. Das erste Panel beschäftigte sich mit der Messung von akuter Ernährungsunsicherheit und der angewandten Methodik. Das im Projekt angewandte Verfahren weist zum Teil ein weit höheres Maß an Ernährungsunsicherheit der ländlichen Haushalte aus, als die zeitgleich durchgeführten Erhebungen des Sekretariats für Ernährungssicherung des mosambikanischen Landwirtschaftsministeriums. Die Diskussion zeigte den hohen Bedarf an weiterer Vertiefung des Themas mit den zuständigen mosambikanischen Einrichtungen.
Das zweite Panel betrachtete die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln aus der Perspektive von Wertschöpfungsketten. In den untersuchten Gebieten Moamba (Provinz Maputo), Ribaué (Provinz Nampula) und Buzi (Provinz Sofala) hat die landwirtschaftliche Selbstversorgung, auch Subsistenzproduktion genannt, einen wichtigen Stellenwert für die Ernährungssicherung ländlicher Haushalte. „Auffällig ist die hohe Diversität der Nahrungsprodukte, wie Mais, Hirse, Bohnen, zahlreiche Gemüsesorten, Obst aber auch wildwachsende Produkte sowie Wildfleisch und Fisch. Landwirtschaftliche Subsistenzproduktion und ein insgesamt geringer Grad an Marktintegration vieler ländlicher Gebiete sind Gründe, warum extreme Wetterereignisse die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln weniger stark beeinflussen als angenommen“, erläuterte Pedroso. Auch die Nahrungsmittelhilfe in Folge extremer Wetterereignisse wie Zyklone und Überschwemmungen scheint wenig, beziehungsweise nur lokal und zeitlich begrenzten Einfluss auf Preisentwicklungen zu nehmen.
Thema des dritten Panels waren lokale Nahrungsprodukte, sogenannte „Neglected and Underutilized Species“ (NUS). Hierzu zählen diverse Getreidesorten, Knollenfrüchte, Gemüsearten, Medizinalpflanzen oder auch Pflanzen und Bäume, die eine kulturelle Bedeutung innehaben. Der Stellenwert vieler NUS für eine gesunde Ernährung wird häufig unterschätzt. Die Wissenschaftler*innen sind zu der Erkenntnis gekommen, dass in allen drei Untersuchungsdistrikten eine Vielzahl dieser Produkte bekannt ist, vor allem dort, wo extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen eine stabile Versorgung mit Nahrungsmitteln beeinträchtigen. Nutzung, Ernährungswert und mögliche Verbreitungsformen verschiedener Produkte wurden von Produzent*innen und Aktivist*innen in der Diskussion dokumentiert.
Das vierte Panel beschäftigte sich mit der Bedeutung der institutionellen Kooperation und Koordination zwischen Akteur*innen der Ernährungssicherung und des Katastrophenrisikomanagements. Diese Debatte kam zu dem Ergebnis, dass eine funktionierende Zusammenarbeit als wichtiger Baustein für die Resilienz von Nahrungssystemen, speziell in Zeiten extremer Wetterereignisse, gilt. Während auf nationaler und regionaler Ebene die Koordination zwischen den staatlichen Akteur*innen untereinander gut entwickelt ist, führt die fehlende Dezentralisierung zu erheblichen Engpässen der Krisenbewältigung auf der lokalen Ebene.
Eine Posterausstellung und ein Markt mit nachhaltig und lokal produzierten Produkten ergänzten die Panels. Präsentiert wurde außerdem die Nutzung von Dashboards für das Management von Daten zur Ernährungssicherung unter Bedingungen von Katastrophenrisiken. Die vorläufigen Arbeitsergebnisse werden in den folgenden Forschungsphasen vertieft.
Über FEMOZ
Das Projekt „Stärkung der Widerstandsfähigkeit des ländlichen Ernährungsumfelds im Kontext des Katastrophenrisikos und des Klimawandels in Mosambik“ (FEMOZ) wird vom Institut für Technologie und Ressourcenmanagement in den Tropen und Subtropen (ITT) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informationswissenschaft (IWS) der TH Köln und der Frankenförder Forschungsgesellschaft (FFG) durchgeführt. Zu den internationalen Projektpartnern gehören die Eduardo-Mondlane-Universität in Maputo, die Universität Rovuma in Nampula, das Technical Secretariat for Food Security and Nutrition (SETSAN) in Maputo, das National Institute of Disaster Management (INGD), das Network of Food Sovereignty Organizations (ROSA), die Rural Association for Mutual Aid (ORAM) und die Solar Power Stores Mosambiks. Das Projekt läuft bis Februar 2024 und wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mit über einer Million Euro gefördert.
November 2022