Was gegen die Folgen von Dürren helfen kann

Vertrocknetes Maisfeld (Bild: Isabel B. Meyer/AdobeStock )

Abgebrannte Wälder, verdorrte Wiesen, ausgefallene Ernten und Trinkwasserknappheit: Extreme Trockenheit hat in diesem Sommer nicht nur mediterrane Regionen, sondern auch Deutschland vor massive Herausforderungen gestellt. Aber wie kann man sich künftig auf Dürren vorbereiten? Darüber spricht Prof. Dr. Alexander Fekete vom Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr im Interview.

Prof. Fekete, die extreme Trockenheit hat in zahlreichen deutschen Kommunen für große Probleme gesorgt. Kam der Dürresommer für viele überraschend?

Das ist leider richtig. Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren nicht unbedingt gut auf solche Ereignisse vorbereitet. Es gab zwar häufig Hitzewellen und vereinzelte Waldbrände im Sommer; weil Deutschland aber bisher stets als sehr wasserreich galt, ist die Dürre-Problematik nicht unbedingt in der gesellschaftlichen Wahrnehmung angekommen. Dabei verliert das Land jährlich große Mengen an Wasser und trocknet immer weiter aus, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. Dürren sind ein schleichender, langfristig andauernder Prozess und werden daher häufig erst spät als Gefahr wahrgenommen. Für die Risiken, die Dürren mit sich bringen, muss demnach deutlich mehr sensibilisiert werden als bisher.

Portrait Alexander Fekete Prof. Dr. Alexander Fekete (Bild: privat)

Welche Gefahren können von Trockenheit und Hitze ausgehen?

Böden sowie Vegetation werden in Mitleidenschaft gezogen, das Waldbrandrisiko steigt und in der Landwirtschaft kann es zu Ernteausfällen und Pflanzenkrankheiten kommen. Langanhaltende Hitze wirkt sich zudem auf die Produktivität und zusammen mit Wasserknappheit auch auf die Lieferketten aus, beispielsweise wenn Schifffahrt aufgrund von Niedrigwasser nicht mehr möglich ist. Nicht zuletzt stellen extreme Temperaturen eine Gefahr für die Gesundheit dar, vor allem bei bereits geschwächten Menschen. Ein weiteres Risiko folgt nach der Dürre: Je länger Böden austrocknen, desto schlechter nehmen sie Wasser auf. Dadurch kann der Regen, den man ja erst einmal herbeisehnt, noch höhere Überschwemmungen und Flutereignisse verursachen.

Gibt es Methoden, um diese Gefahren frühzeitig zu erkennen?

Landwirtinnen und Landwirte können zum Beispiel den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, kurz UFZ, nutzen, um sich rechtzeitig auf extreme Temperaturen vorzubereiten. Darüber hinaus lassen sich einzelne Gefahren mit Hilfe eines guten Monitorings frühzeitig erkennen. So arbeiten wir im Risk & Rescue GIS-Labor gemeinsam mit dem Institut für Technologie und Ressourcenmanagement in den Tropen und Subtropen zum Beispiel daran, anhand von Geoinformationen Waldbrandverdachtsflächen zu identifizieren und entsprechende Karten zu erstellen. Diese kombinieren wir etwa mit Anfahrtswegen und Wasserkapazitäten und erfassen so nicht nur Risiken, sondern liefern auch einsatztaktische Informationen für den Fall eines Waldbrandes.

Wie kann man sich in Zukunft besser an Dürren anpassen?

Im Grunde sind es viele kleinere Maßnahmen, die getroffen werden müssten, um die Resilienz, also die Vorbereitungs- und Anpassungsfähigkeit, zu erhöhen. So muss dringend an Möglichkeiten der Wasserspeicherung und -verfügbarkeit in Dämmen sowie in der Landwirtschaft gearbeitet werden. Zudem sollten langfristig andere Sorten angebaut werden, die besser mit den sich verändernden Umständen umgehen können. Das gleiche gilt für die Vegetation in unseren Wäldern und Stadtparks: Auch hier bedarf es neuer Baumarten, die deutlich hitzeverträglicher sind. Um Waldbrände besser zu bekämpfen, müssen zudem mehr Löschteiche und Schneisen angelegt werden.

Ein spannendes Konzept der nachhaltigen Stadtplanung ist darüber hinaus das der so genannten Schwammstadt, auch Sponge City genannt. Dabei wird anfallendes Regenwasser in Städten lokal über Elemente grüner Infrastruktur – also Bäume, Fassaden-, oder Dachbegrünung – aufgenommen und gespeichert statt lediglich kanalisiert und abgeleitet zu werden. Bei Starkregen wird so das Kanalnetz entlastet und bei langanhaltender Trockenheit sorgt das gespeicherte Wasser durch Verdunstung für Abkühlung.

Welche Hürden bestehen bei der Realisierung dieser Maßnahmen?

In der Gefahrenabwehr gibt es verschiedene Akteurinnen und Akteure, die gefragt sind – von den Tiefbauämtern, die sich lokal etwa mit Hochwasserschutz auskennen, bis zu den überregionalen Behörden für Zivil- und Katastrophenschutz, die Evakuierungskonzepte entwickeln. Hier müssen Zuständigkeiten sowie Aufgaben klar verteilt werden und verlässliche Informationskanäle geschaffen werden, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.

Darüber hinaus muss es einen allgemeinen Mentalitätswandel geben. Es reicht nämlich nicht aus, die Verantwortung nur an die Behörden zu übergeben – am Ende kann und muss jede einzelne Person einen Beitrag leisten. Dass das tatsächlich funktioniert, zeigt der so genannte Day Zero in Kapstadt. Dort kam es ab 2015 aufgrund von Dürre zunehmend zu einer extremen Wasserknappheit. Die Stadt berechnete angesichts der schwindenden Wasserreserven, dass es im April 2018 zum Aussetzen der kommunalen Wasserversorgung kommen werde und veröffentlichte Anfang 2018 einen Aktionsplan für den Day Zero. In diesen wurde auch die Bevölkerung eingebunden und zum Wassersparen aufgerufen – etwa mit Hilfe von Visualisierung zu Wasserständen oder speziellen Radio-Jingles, welche die Duschzeit vorgegeben haben. Der Aktionsplan ist aufgegangen und die ,Stunde Null‘ eines Zusammenbruchs der Wasserversorgung wurde vermieden. Dieses Beispiel zeigt, dass sich eine Krise als Gemeinschaftsanstrengung durch die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung bewältigen lässt.

September 2022

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