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Katrin Wittstadt

Katrin Wittstadt

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

  • Telefon+49 221-8275-5538

Glasmalerei

Vom Kölner Dom zum CICS - Interview mit Dr. Katrin Wittstadt

Katrin Wittstadt in der Werkstadt (Bild: Patrick Schwarz / TH Köln)

Dr.Katrin Wittstadt ist nicht nur Leiterin der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte – seit dem 01.01.2024 lehrt sie auch den neuen Studienschwerpunkt Glasmalerei am CICS. Im Interview erzählt sie uns, wie es dazu kam und warum es so wichtig ist, die Arbeit am Kölner Dom mit der Ausbildung am CICS zu verbinden.


Starten wir mit einem Rückblick: Sie sind Restauratorin für Glasmalereien und arbeiten am Kölner Dom. Wie kamen Sie dazu? 

Wittstadt: Nun, geplant war das nicht! Aber es hat sich wunderbar gefügt. Ich empfinde Glas in jeder Hinsicht als einen spannenden und sehr ästhetischen Werkstoff. Glas ist nicht einfach da, sondern erfordert vielerlei Anstrengungen dabei, es herzustellen, zu verarbeiten und zu gestalten. Als junge Restaurierungsstudentin lernte ich an der FH-Erfurt Spurenlesen – sichtbare und versteckte Hinweise an Glasobjekten zu erkennen, die Aussagen zur Technik, zum Gebrauch und auch zur Alterung erlauben. Ich hatte immer viele Fragen! Aus diesem Grund suchte ich bereits während des Studiums den Kontakt mit der Arbeitsgruppe Kulturgüterschutz am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung und bin tiefer in die Glaschemie eingestiegen. Die Themen Glaskorrosion und Konservierungsmöglichkeiten waren sowohl Bestandteil meiner Diplomarbeit als auch der anschließenden Dissertation am Fraunhofer ISC. Dort bin ich für etliche Jahre Mitglied und schließlich auch fachliche Leiterin des Teams gewesen, das Glasrestaurierung und Wissenschaft verbindet. Verschiedene Forschungsprojekte führten mich immer wieder auch an die Kölner Dombauhütte. Vor knapp vier Jahren wurde mir angeboten, die wissenschaftliche Leitung der Glasrestaurierungswerkstatt zu übernehmen, was ich als neue Herausforderung sehr gern annahm. So bin ich nun immer ganz nah dran an den Glasmalereien des Kölner Doms und den Fragen der Restaurierung.         

Bei 8000 m2 Fensterfläche im Dom gibt es sicherlich immer zu tun. Dennoch wurde Ende letzten Jahres zwischen der Kölner Dombauhütte und der TH Köln eine Kooperation zum Aufbau eines Studiums der Glasrestaurierung auf den Weg gebracht. Warum?

Wittstadt: Das ist ganz wichtiger Schritt im Hinblick auf den fachlichen Nachwuchs! Denn mit der diesjährigen Schließung des Fachbereiches Konservierung und Restaurierung an der Fachhochschule Erfurt steht die Spezialisierung „Glasmalerei und Objekte aus Glas“ künftig in Deutschland nicht mehr zur Verfügung. Das steht im krassen Gegensatz zum fortwährenden Bedarf an hochqualifizierten Glasrestaurator*innen. Nicht nur bei uns am Dom, sondern natürlich auch in privaten Werkstätten und Museen werden Spezialisten benötigt. Das Material Glas mit all seinen Facetten – sei es als Fenster oder als geformtes Glasobjekt – zu erforschen und zu schützen, die Bedeutung bzw. Aussage wahrzunehmen oder zu erarbeiten – all das gilt es letztlich zu bewahren und auch weiterzugeben. Deshalb ist der Fortbestand einer Ausbildungsrichtung mit der Spezialisierung auf Glas so wichtig. Wir brauchen eine nächste Generation an Glasrestauratorinnen und Glasrestauratoren!

Erste Überlegungen, eine Vertiefungsrichtung zum Material Glas an der TH Köln einzurichten, laufen schon über einen längeren Zeitraum. Warum hat es genau jetzt geklappt?

Wittstadt: Wie so oft müssen viele Dinge zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammenkommen, damit etwas klappt und Wirklichkeit werden kann. Dass der Fachbereich Konservierung und Restaurierung an der FH Erfurt geschlossen wird, steht seit mehreren Jahren fest. Die Sorge um das Wegfallen qualifizierten Nachwuchses teilen wir an der Kölner Dombauhütte natürlich. Wir wollen unterstützen, wo möglich: das bezieht sich gleichermaßen auf die hochkarätigen Glasmalereien und natürlich das Knowhow. Der Start für die Etablierung der neuen Vertiefungsrichtung gelang jedoch erst durch das Programm Plan_CV, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Förderung der Gewinnung und Qualifizierung von Professor*innen eingerichtet wurde. Ich habe einen der begehrten Plätze im sogenannten Tandemprogramm erhalten, und jetzt wird es konkret!

Und was genau bedeutet das?

Wittstadt: Das Tandem besteht darin, dass ich weiterhin für die Dombauhütte arbeite und gleichzeitig für die TH Köln, also in der Praxis und in der Lehre tätig bin. Letztlich gelingt so der Wissenstransfer aus dem Arbeitsalltag in die Lehre und zurück, dabei eng verknüpft mit Forschungsfragen. Über eine Kooperationsvereinbarung wurden die Rahmenbedingungen dafür geregelt. Der Dom ist nun also formalen und über meine Person mit dem CICS verbunden.    

Wie sehen nun die nächsten Schritte aus? Und wann können denn die ersten Studierenden im Bereich Glas loslegen?

Die geplante Vertiefungsrichtung Glas wird die ebenfalls anorganischen Materialien Wand bzw. Stein erweitern. Wenn wir an Glasfenster denken, gibt es hier etliche unmittelbare Berührungspunkte zur Wand bzw. zum Stein. Denn schließlich sind die Fenster von Mauerwerk umgeben und häufig sind diese Wände farbig gefasst. In das bestehende Curriculum müssen glasspezifische Vorlesungen, Seminare und praktische Übungen eingepasst werden. Auch die Werkstätten an der TH Köln brauchen eine etwas erweiterte, angepasste Ausstattung. Nun ist auch klar, wann die ersten Studieninteressenten im Bachelor starten können: bereits im Wintersemester 2025/2026! Und erste konkrete Fragestellungen zum Thema Glas, die sich nebenbei an einem aktuellen Studienobjekt einer Studentin auftaten, haben wir auch schon besprochen. Es fühlt sich rundherum gut an!

Mehr Informationen zum Bachelor- und Masterstudiengang am CICS

November 2024

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