Un/Sichtbarer Terror. Orte rechter Gewalt in Deutschland – Ausstellung des NS-Dok
Im Rahmen eines Seminars an der TH Köln hatten Studierende der Sozialen Arbeit die Gelegenheit, an der Ausstellung mitzuwirken. Mit Unterstützung der Mitarbeitenden des NS-Dok, Hans-Peter Killguss und Lara-Maria Myller sowie der Leiterin des Seminars, Prof.‘in Dr. Birgit Jagusch, erstellten die 10 Studierenden zu zwei Tatorten rechter Gewalt in Köln eigene Werkstücke und Photographien.
Ausstellung/Presse
Das NS Dokumentationszentrum Köln hat in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung eine Ausstellung über rechten Terror nach 1945 erarbeitet. Die Ausstellung wird vom 16. März bis 13. August 2023 auf der Sonderausstellungsfläche des NS Dokumentationszentrum präsentiert. Ziel der Ausstellung ist es, an die lange Geschichte rechter Gewalt in Deutschland und vor allem an die vielen unbekannten Gewalttaten und die Menschen die ihnen zum Opfer wurden, zu erinnern.
Im letzten Jahrzehnt ist rechter Terror (erneut) in das breite gesellschaftliche Bewusstsein gerückt. Die Mord- und Anschlagsserie des selbsternannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), die erst mit dessen Selbstenttarnung im Jahr 2011 bekannt wurde, markierte scheinbar eine neue Qualität rassistisch und extrem rechts motivierter Gewalt. Der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 sowie die Ermordung von neun Menschen in Hanau im Februar 2020 belegen auf erschütternde Weise die Gewaltförmigkeit extrem rechter Gewalt.
Im Jahr 2022 und 2023 Jahr jähren sich zahlreiche Attentate und Brandanschläge vom Beginn der 1990er Jahre zum 30. Mal. Zu Beginn der 1990er eskalierte die rassistisch motivierte Gewalt. Ein massiver Anstieg extrem rechter Angriffe und über Tage andauernde rassistisch motivierte Pogrome im gesamten Bundesgebiet wurden verzeichnet. Zu einem medialen Ereignis wurden beispielsweise die Bilder des brennenden Sonnenblumenhauses in Rostock-Lichtenhagen.
Die Ausstellung lenkt nun einen Blick auf Orte extrem rechten Terrors, die bisher nicht so präsent im kollektiven Gedächtnis sind und setzt sich mit Aspekten von Erinnerung, (Un)Sichtbarkeit und den Geschichten auseinander. Die Fotographien von Mark Mühlhaus sind bewegende Dokumente, die einen neuen Blick auf Orte extrem rechten Terrors werfen. Um auch den Kontext in Köln in den Blick zu nehmen, beleuchtet ein eigener Ausstellungsraum Orte rechten Terrors in Köln. Dieser Raum wurde maßgeblich durch die Studierenden der TH Köln sowie eine Gruppe Schüler*innen gestaltet und erarbeitet.
Studierende des Bachelor Soziale Arbeit konnten im Rahmen eines Seminars im Modul 4 „Transdisziplinäres Modul: Diversität, Intersektionalität, Inklusion“ an der Ausstellung mitwirken. Mit Unterstützung der Mitarbeitenden des NS-Dok erarbeiteten die 10 Studierenden zu zwei Tatorten rechter Gewalt in Köln eigene Werkstücke und Photographien. Bei den Orten handelt es sich um folgende Kontexte:
1993 wurden in Köln Weidenpesch und Köln Bilderstöckchen mehrere mit Sprengstoff präparierte Gegenstände (u.a. ein Winkelschleifer und ein Staubsauger) öffentlich zugänglich auf der Straße abgelegt und von Personen mitgenommen. Als diese die Geräte anschließen wollten, explodieren die Gegenstände. Alfred O und Recep S. überlebten die Anschläge, beide sind aber schwer verletzt. Ein*e Täter*in wird nie gefasst, die Polizei ermittelt nicht in Richtung eines extrem rechten Hintergrunds, auch wenn die Anschläge in zeitlichem Zusammenhang mit anderen tödlichen Anschlägen extrem rechter Gewalt der 1990er standen.
Bei dem zweiten Ort handelt es sich um Köln-Mülheim. Dort wurde 2016 ein Anschlag auf eine Unterkunft, in der Menschen mit Fluchtgeschichte leben, verübt. Dabei wurden zwei brennende Bengalos, die mit den Worten Pegida NRW beschriftet waren, in die Fenster eines Hauses in der Bruder-Klaus-Siedlung geworfen. Es entstand erheblicher Sachschaden. Menschen wurden physisch nicht verletzt. Allerdings sind die psychischen Folgen eines Anschlags auf Menschen, die sich auf der Flucht befinden, ebenso dramatisch. Es wurden Tatverdächtige gefasst.
Die Ausstellung zeigt durch die Photographien sehr eindrücklich die Präsenz und gleichzeitige Unsichtbarkeit extrem rechten Terrors. Durch die Werke der Studierenden wird es möglich, neben dem Blick auf die bundesweiten Orte auch einen Fokus auf Kölner Geschichte zu legen. Für die Studierenden war die Beteiligung an der Ausstellung eine einmalige Gelegenheit, sich sowohl fachwissenschaftlich als auch in Bezug auf erinnerungspädagogische Aspekte mit dem Thema der extrem rechten Gewalt auseinanderzusetzen. Durch die intensive Begleitung und die Durchführung eines Fotoworkshops gelang es den Studierenden, eindringliche Werke zu kreieren, die in der Ausstellung präsentiert werden.
Die Ausstellung ist Di-So geöffnet. Sie kann während der Öffnungszeiten besucht werden. Außerdem gibt es noch ein Begleitprogramm.
März 2023