Tischtennis und Latin Beats

Neben Karibu, dem Buddy-Programm für internationale Studierende, gibt es jetzt ein weiteres Buddy-Angebot: Bei Pamoja helfen Studierende unserer Hochschule Geflüchteten, die in Deutschland studieren wollen. Was als eine Art Studien- und Lebensberatung gedacht ist, entwickelt sich auch mal zu dicken Freundschaften – wie bei Nathalie Lopez Duran und Michael Khoury.

Pamojahoch Auf Anhieb sind Nathalie Lopez Duran und Michael Khoury gute Freunde geworden und treffen sich mindestens einmal in der Woche. (Bild: Monika Probst/TH Köln)

Auf Anhieb sind Nathalie Lopez Duran und Michael Khoury gute Freunde geworden und treffen sich mindestens einmal in der Woche.

Michael Khoury ist wieder aus Homs zurückgekehrt. Einen Monat hat er in seiner syrischen Heimat verbracht und dort seine Familie und Freunde besucht. „Es hat sehr gut getan, alle wiederzusehen. Mittlerweile verläuft das Leben dort wieder ziemlich normal, auch wenn alles sehr teuer geworden ist“, sagt der 22-Jährige. Es war aber nicht in erster Linie der Bürgerkrieg, warum Michael Khoury vor zwei Jahren nach Deutschland kam. Sein Jurastudium hatte er bereits abgebrochen, das war nicht sein Ding. Stattdessen beantragte er ein Visum, um hier Bauingenieurwesen zu studieren: „Mir geht es nicht nur darum, mein Heimatland wieder aufzubauen, auch internationale Aufträge finde ich spannend.“

Auch Nathalie Lopez Duran kam für ihr Ingenieurstudium nach Deutschland. In Kolumbien sei es schwer zu studieren, sagt sie. Es gebe kaum staatliche Universitäten und die privaten Hochschulen seien sehr teuer. Neben dem Studium jobbt sie als Kellnerin. „Das ist zwar anstrengend, aber der Job macht mir viel Spaß. Ich bin gerne in Kontakt mit Menschen. Ehrlich gesagt studiere ich Maschinenbau, weil ich in Zukunft viel Geld verdienen will“, sagt sie mit einem strahlenden Lächeln. Überhaupt lacht die 27-jährige Bachelorstudentin des Allgemeinen Maschinenbaus gerne und viel. Ihr Studium steht kurz vor dem Abschluss. Anschließend will sie in der Konstruktionstechnik arbeiten.

Auf Anhieb hat's gepasst

Als Nathalie über das Buddy-Programm Pamoja die erste E-Mail von Michael las, war sie verblüfft und etwas argwöhnisch: Ein Syrer, kaum ein Jahr hier in Deutschland, der bereits fast fließend Deutsch schreibt und spricht? Das war doch Fake! Doch schon beim ersten Treffen verstanden sich die beiden so gut, dass Nathalie Michael auf ihre Geburtstagsparty einlud.

„Er verstand sich auf Anhieb gut mit meinen Freunden, und so hab ich ihn in mein Leben integriert“, sagt Nathalie. Seitdem sehen sich die beiden mindestens einmal in der Woche, gehen abends gerne Tanzen. Über Nathalie hat Michael lateinamerikanische Musik kennengelernt – das „La Latina“ auf der Friesenstraße sei hier die erste Adresse.

Pamojastart Die Wohngemeinschaft ist eines ihrer Lieblingslokale: Hier spielen Nathalie und Michael Tischtennis und besuchen Tandem Köln – die internationale Sprachschule. (Bild: Monika Probst/TH Köln)

Nach zwei Jahren wieder Student

Heute geht’s auf ein paar Runden Tischtennis in die Wohngemeinschaft. Vor allem mittwochs treffen sie sich hier, dann ist Tandem Köln – die internationale Sprachschule und die Bar voll. Doch jetzt gehört die Tischtennisplatte ihnen. Nach zwei Sätzen führt Nathalie. „Ich lasse sie natürlich immer gewinnen“, erklärt Michael freundlich und erntet lautes Gelächter. Zwischen den beiden hat es auf Anhieb gepasst. „Ich kann mit Nathalie über persönliche Sachen reden, wir sind oft gleicher Meinung. Und wir haben immer viel Spaß zusammen“, beschreibt Michael ihre Freundschaft.

Die Wohngemeinschaft ist eines ihrer Lieblingslokale: Hier spielen Nathalie und Michael Tischtennis und besuchen Tandem Köln – die internationale Sprachschule.

Sie wiederum schätzt seine Zuverlässigkeit, seine durchweg positive Art und seine Offenheit. „Ich bin sehr stolz auf ihn!“ Denn jetzt, nachdem er nach zwei Jahren Sprachtraining fast akzentfrei Deutsch spricht, geht Michaels Wunsch in Erfüllung: Er hat gerade sein Studium an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik begonnen. Ein wenig Sorge hat er wegen der Mathematik. „Die Schule ist ja schon eine Weile her“, räumt er ein. Und das erste Jahr soll richtig schwierig sein, das hat er schon mehrfach gehört. Weil Michael keinen der Mathe-Vorkurse besucht hat, die unsere Hochschule anbietet, gab es von Nathalie auch schon einen Rüffel.

Im Job Sauerkraut, zuhause Hummus

Eigentlich ist das Buddy-Programm dazu da, dass Studierende der TH Köln Geflüchteten helfen; eine Art Starthilfe zu Studium und Leben in Deutschland. „Das hat sich aber zu keinem Zeitpunkt so angefühlt“, sagt Nathalie. „Ich wollte ihn wie einen Freund behandeln und nicht wie jemanden, der neu im Land ist. Michael kam ohne Deutschkenntnisse hierher und hat sich alles selbst erarbeitet.“ Wie seinen jetzigen Job. In einem Brauhaus am Alter Markt hat er als Spüler angefangen, mittlerweile ist er Beikoch. Schweinshaxe mit Sauerkraut? Kein Problem, das Rezept hat er im Kopf. Zuhause kocht Michael aber lieber traditionell syrisch, zum Beispiel Hummus mit Hähnchenbrust und Reis. „Ja, das schmeckt sehr lecker“, bescheinigt Nathalie.

Das Buddy-Programm ist ausgelegt auf ein halbes Jahr gemeinsamer Treffen. „Doch einige kameradschaftliche Pärchen verabreden sich auch nach Ablauf der sechs Monate weiter“, sagt Diandra Preiß, die als studentische Hilfskraft das Pamoja-Programm im International Office organisiert. Nathalie und Michael planen schon fürs nächste Jahr. Eine Tour oder vielleicht einen Urlaub. Und in den nächsten Wochen geht’s zum zweiten Mal ins Phantasialand. Noch so eine Gemeinsamkeit der beiden: Sie fahren gerne Achterbahn.

Text: Monika Probst

März 2018

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