TH Köln berät Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat einen wissenschaftlichen Beirat ins Leben gerufen. Zwölf Forscher*innen aus ganz Deutschland sollen künftig das Amt beraten. Mit dabei ist auch Prof. Dr. Alexander Fekete vom Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr. Im Interview erläutert er seine Arbeit in dem Gremium.

Herr Prof. Fekete, herzlichen Glückwunsch zu dieser neuen Aufgabe. Was soll der Beirat leisten?

Unser Auftrag ist die wissenschaftliche Beratung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Themen können Naturgefahren wie Hochwasser und ihre möglichen Folgen wie Stromausfälle und Lieferkettenengpässe sein, aber auch andere Arten von Krisen und Katastrophen wie eine weitere Pandemie oder Cyberangriffe. Die zwölf Mitglieder des Beirats beraten zu Sachverhalten, die von Seiten des Amtes eingebracht werden, und können eigene Schwerpunkte setzen.

Der wissenschaftliche Beirat des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe während seiner konstituierenden Sitzung. Der wissenschaftliche Beirat des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe während seiner konstituierenden Sitzung. (Bild: BBK)

Was möchten Sie in den Beirat einbringen?

Wir beschäftigen uns am Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr mit vielen Aspekten, die für das BBK relevant sind. Ein gutes Beispiel sind sogenannte multiple Risiken oder Polykrisen, die sich teilweise überlagern – denken Sie etwa an eine Hochwasserlage, eine gleichzeitige Pandemie und Versorgungsengpässe durch den Krieg in der Ukraine. Dies bearbeiten wir aktuell im Forschungsprojekt INCREASE. Dort versuchen wir, diese Risiken zu analysieren und verschiedenen Akteur*innen aus Behörden, Einsatzorganisationen und Bevölkerung besser miteinander zu vernetzen.

In der Region Köln sind wir aktuell mit dem Projekt Co-Site aktiv. Dabei untersuchen wir, wie die grün-blaue Infrastruktur wie Flüsse und Naherholungsflächen dazu beitragen kann, unsere kritische Infrastruktur und lebenswichtige Dienstleistungen besser an den Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen anzupassen.

Auch Erfahrungen aus anderen Ländern sind für die Arbeit des Beirats interessant. Deshalb werden wir unsere Ergebnisse aus dem EU-Projekt NBSINFRA einbringen, das sich mit naturbasierten Lösungen im Umgang mit Hochwasser und Hitzeinseln befasst und aus dem EU-Projekt RETIME zur besseren Gebäudeplanung für verwundbare Personengruppen bei steigenden Temperaturen und entsprechender Hitze in Städten und ländlichen Regionen.

Was sind Fragestellungen, denen sich Deutschland gegenübersieht?

Die Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz sind sehr vielfältig. Die angesprochenen Multi-Krisen verbinden übergreifende Themen wie den Klimawandel und den damit verbundenen Anstieg von extremen Ereignissen durch Hochwasser und Dürre mit vollkommen anderen Krisen. Ein immer ernster zu nehmendes Problem sind unterschiedliche Formen von kriegerischen Aktivitäten, die sich auch zunehmend auf Deutschland beziehen. In unserem Fachbereich ist es eine immer wiederkehrende Aufgabe, sich nicht nur auf die gerade geschehenen Katastrophen einzustellen, sondern vor allem auch auf das, was etwas in Vergessenheit geraten ist und aktuell noch unrealistisch erscheint.

Dafür benötigt es einen breiten Blick und der neue Beirat soll dem Bundesamt und damit vor allem der Bevölkerung helfen, verschiedenste Arten von Krisen und Katastrophen auf dem Schirm zu haben und auch solche zu berücksichtigen, die noch nicht erforscht oder angegangen werden. Dafür wird eine Art systematische Krisenvorschau betrieben, die international auch unter den Begriffen Forecasting oder Horizon Scanning bekannt ist.

Februar 2024

M
M