Studentischer Wettbewerb „Zeiträume“: Vielfältige Ideen für den Löwenbrunnen ausgezeichnet
Von der Verhüllung über eine Inszenierung mit Live-Performance bis hin zu Klangfragmenten: Im studentischen Wettbewerb „Zeiträume“ haben 16 Teams aus verschiedenen Fakultäten vielfältige Ideen zur Gestaltung und Nutzung des Löwenbrunnens im Hauptgebäude der Hochschule entwickelt. Die besten Konzepte wurden nun ausgezeichnet und mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 3.000 Euro bedacht.
Der Löwenbrunnen im Treppenhaus der Claudiusstraße blickt ebenso wie das Hauptgebäude selbst auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurück. Als Zierbrunnen 1907 in der deutschen Kaiserzeit erbaut, wurde der Brunnen in der NS-Zeit zu einem „Opfertisch“ umfunktioniert, bevor er überbaut und im Laufe der Jahrzehnte fast vergessen wurde. Nach 75 Jahren wurde der Brunnen wiederentdeckt, freigelegt und saniert. Im studentischen Wettbewerb „Zeiträume“ haben rund 100 Studierende aus den Bereichen Design, Architektur, Medientechnologie, Code & Context, Terminologie und Sprachtechnologie sowie Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften Konzepte zur Gestaltung und Nutzung des Brunnens entwickelt.
Bildergalerie
Im studentischen Wettbewerb „Zeiträume“ haben 16 Teams aus verschiedenen Fakultäten vielfältige Ideen zur Gestaltung und Nutzung des Löwenbrunnens im Hauptgebäude der Hochschule entwickelt. (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)
Der Jury-Vorsitzende Dr. Ulrich Soénius, Geschäftsführer der IHK Köln, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln und Mitglied im Kuratorium der TH Köln, lobte die kreativen Beiträge der Teams. (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)
v.l. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe des „Zeiträume“-Wettbewerbs Prof. Dr. Carolin Höfler, Prof. Nicole Russi, Prof. Dr. Peter Kozub und Prof. Dr. Daniel Lohmann erklärten die Intention des Wettbewerbs und gingen auf die Eindrücke bei der Umsetzung ein. (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)
Die Teammitglieder des Projekts „Auf den Spuren der Zeit“ erhielten eine besondere Anerkennung. Laudatorin Dr. Johanna Gummlich (rechts) lobte die Idee einer Webseite zur Wissensvermittlung. (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)
Mit dem dritten Platz wurde die Arbeit »frequencies of fragments« bedacht. Laudator Prof. Dr. Klaus Neuberg (links) würdigte insbesondere die originelle Form der Vermittlung historischer Zusammenhänge durch Klangfragmente. Susanne Fabry (rechts), Vorsitzende des Vereins der Freunde & Förderer der Technischen Hochschule Köln e.V., übergab dem Team das Preisgeld in Höhe von 500 Euro. (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)
Der zweite Platz ging an das Konzept „(un)erzählt“, das eine Inszenierung mit Live-Performance im Mevissen-Saal vorsieht. Laudatorin Prof. Gabi Schwab-Trapp (links) lobte die Idee, mit der Inszenierung verschiedene Biographien und Schicksale von Menschen vorzustellen. Das Team wurde mit einem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro bedacht. (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)
Den ersten Platz, der mit 1.500 Euro bedacht wurde, erhielt das Team „Time Cube“. Die Idee, den Löwenbrunnen zu verhüllen und dadurch verstärkt zur Wahrnehmung zu bringen, hielt Laudator Peter Füssenich (links) für besonders geeignet, um die Geschichten des Hauses zu erzählen. (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)
„Zusammen mit seiner baulichen Umgebung stellt der Löwenbrunnen ein eindrucksvolles Zeugnis politischer Geschichte dar“, sagt Prof. Dr. Stefan Herzig, Präsident der TH Köln. „Im Zuge der Aktivitäten, die unsere Hochschule in ihrem 50. Jubiläumsjahr unternimmt, soll der Brunnen und seine unmittelbare Umgebung zukünftig ein Ort der Reflexion und des Diskurses über die interessante und wechselvolle Geschichte des Gebäudes sein. Die prämierten Konzepte haben diesen Gedanken besonders gut aufgegriffen und eignen sich hervorragend dazu, die Historie des Brunnens sowie des Gebäudes einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Preisträgerinnen und Preisträger
1. Platz: „Time Cube“
Den ersten Platz, der mit 1.500 Euro bedacht wurde, erhielten Ivan Falkenstern, Ann-Kristin Heiser, Jasmin Strauch und Arwin Yousefein für ihre Idee „Time Cube“. Das Konzept schlägt eine Black Box vor, die den Brunnen verhüllt und dadurch verstärkt zur Wahrnehmung bringen soll. An einigen Stellen erhalten Betrachterinnen und Betrachter Einblicke in den Kubus, welche die Aufmerksamkeit auf Details lenken und die damit verbundenen geschichtlichen Ereignisse erzählen sollen. „Die Jury hält den Entwurf für sehr geeignet, die Geschichten des Hauses zu erzählen und die Dimensionen sichtbar zu machen, die sich mit dem Löwenbrunnen als Objekt und der Geschichte dieses Hauses verknüpfen“, sagt Laudator Dombaumeister und Alumnus Peter Füssenich.
2. Platz: „(un)erzählt“
Mit dem zweiten Preis in Höhe von 1.000 Euro wurden Malou Tremblay, Anna Marie Schulze-Ardey, Alina Bertacca, Olivia Emefiele und Lisa Blömeke für ihren Entwurf „(un)erzählt“ ausgezeichnet. Die Idee: Eine Inszenierung mit Live-Performance im Mevissen-Saal greift 19 Biographien von Menschen auf und beleuchtet deren Schicksal in der Zeit von 1919 bis 1933. „Durch die Inszenierung wird Menschen eine Stimme gegeben, die ihnen im Nationalsozialismus genommen wurde. Durch das Aussprechen ihrer Namen und ihrer Geschichte, werden ihre Schicksale gehört und die Erinnerung an sie wird bewahrt und erneuert – ganz in der Hoffnung, dass wir aus der Geschichte lernen, Wiederholungen unmöglich werden“, lobt Laudatorin Prof. Gabi Schwab-Trapp von der Hochschule Düsseldorf.
3. Platz: "Frequencies of Fragments"
Der dritte Platz ging an Anncatrin Arbeiter, Florian Fuchs, Zher Hassan, Mariana Prado, Martin Van Elten und Max Schlopp. Sie erhielten für ihre Arbeit "frequencies of fragments" ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro. Der Entwurf sieht vor, Besucherinnen und Besuchern im Treppenhaus des Gebäudes mit Klängen zur Reflexion über die Geschichte des Ortes zu verhelfen. Dazu hat das Team eine Dramaturgie entwickelt, in der Klangfragmente mit dem Ort des Löwenbrunnens interagieren sollen. „Gerade diese auditiv-sinnliche Ansprache der Besucherinnen und Besucher wurde von der Jury als originelle Form der Vermittlung historischer Zusammenhänge angesehen. Sie schafft einen niederschwelligen und sehr individuellen Zugang zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes. Der Raum wird so zum Resonanzkörper für die persönliche Interpretation und Reflexion“, unterstreicht Laudator Prof. Klaus Neuberg von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Besondere Anerkennung: „Auf den Spuren der Zeit“
Eine besondere Anerkennung sprach die Jury dem Entwurf von Christine Isabel Barreto Müller, Michelle Lakke, Sanae Motos und Oliver Wahn aus. Im Projekt „Auf den Spuren der Zeit“ haben diese eine Webseite angelegt, auf der mit Hilfe von Fotografien, leichter Sprache, einer virtuellen Tour sowie einer Concept Map mit Hintergrundinformationen die Historie rund um den Brunnen vermittelt wird. „Die Webseite ist in ihrer Struktur und durch das Angebot der leichten Sprache nicht nur inklusiv, sondern unter Verwendung der gleichen Technologie auch multilingual erweiterbar“, betont Laudatorin Dr. Johanna Gummlich, Leiterin des Rheinischen Bildarchivs.
Der Wettbewerb
Der Wettbewerb „Zeiträume“ wurde von der Hochschule gemeinsam mit dem Verein der Freunde und Förderer der Technischen Hochschule Köln ausgelobt. Eingereicht werden konnten ausgearbeitete Konzepte zu temporären oder permanenten, statischen oder wandelbaren sowie physischen oder digitalen Installationen und Anwendungen.
Die Jury
Der Jury gehörten an: Peter Füssenich (Dombaumeister Dombauhütte Köln), Dr. Johanna Gummlich (Leiterin des Rheinischen Bildarchivs), Sigrun Heinen (LVR – Amt für Denkmalpflege), Dr. Werner Jung (Leiter des NS-Dokumentationszentrums Köln), Milena Karabaic (LVR – Kultur und Landschaftliche Kulturpflege), Prof. Klaus Neuburg (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften), Dr. Nadine Oberste-Hetbleck (Direktorin des ZADIK, Universität zu Köln), Prof. Gabi Schwab-Trapp (Hochschule Düsseldorf), Dr. Ulrich Soénius (Geschäftsführer der IHK Köln, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln und Mitglied im Kuratorium der TH Köln) und Dr. Thomas Werner (Stadtkonservator Köln).
Oktober 2021