Jugendliche mit Migrationshintergrund erleben in unserer Gesellschaft häufig Benachteiligungen und strukturelle Barrieren. So weisen Untersuchungen darauf hin, dass sie überproportional häufig die Hauptschule besuchen – unabhängig von ihrer Lernleistung. Auch der Weg in eine berufliche Ausbildung ist für sie deutlich schwieriger. In einem einsemestrigen Praxisseminar im Wintersemester 2014/15 hat Prof. Dr. Schahrzad Farrokhzad mit ihren Studierenden untersucht, wie diese Zielgruppe mehr Selbstbestimmungen erfahren kann. Dafür erhielt die Professorin vom Institut für interkulturelle Bildung und Entwicklung den Lehrpreis 2015 der TH Köln. Dieser wird verliehen für herausragende, bereits erprobte Lehrkonzepte, bei denen das Forschende Lernen im Mittelpunkt steht.
Seminar „Praxisforschung"
An dem Seminar „Praxisforschung – Empowerment von Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ nahmen Studierende des fünften Semesters aus dem Bachelorstudiengang Soziale Arbeit teil. Unterstützt von ihrer Professorin und einer Tutorin erforschten sie die Lebenswelten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Köln-Mülheim. Unter anderem entwickelten sie qualitative Befragungen. So ergab eine Befragung unter muslimischen Jugendlichen, dass diese sehr unter islamophoben Tendenzen in unserer Gesellschaft leiden.
Miriam Lehmacher war an einer Wirkungsanalyse des Mentoringsprogramms „Me 4 You“ beteiligt. Gemeinsam mit ihren Kommilitonen untersuchte sie Informationsmaterialien der Initiative wie die Internetpräsenz oder Flyer und organisierte Befragungen der Mentoren. „Ich habe in dem Projekt gelernt, wie man an die Konzeption eines Forschungsprojektes herangeht und wie verschiedene Befragungsmethoden funktionieren. Auch die Einblicke in die Integrationsarbeit vor Ort fand ich sehr interessant“ sagt Lehmacher. „Unsere Studierenden konnten in der Wirkungsanalyse eine ganze Reihe von positiven Effekten des Projekts auf die Mentees nachweisen. Die Mentees erleben ihre Mentorinnen und Mentoren oft als sehr hilfreiche Begleiter oder betrachten sie sogar als Vorbilder“, ergänzt Farrokhzad.
"Solche Lehrforschungsprojekte leisten einen wertvollen Beitrag dazu, dass Studierende empirisches Forschen nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis lernen. Für das kommende Semester ist deshalb ein Projekt mit ähnlichem Zuschnitt geplant. Zusammen mit der Stabstelle für Integration der Stadt Bonn untersuchen wir dann ein Projekt an sechs Bonner Grundschulen“, so Farrokhzad.
Weitere Lehrpreisgewinner
Ebenfalls mit dem Lehrpreis 2015 ausgezeichnet wurden das Lehrendenteam „Pharmazeutische Chemie“ der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften für ein Planspiel zur Entwicklung eines Arzneimittels und Prof. Dr. Michael Frantzen vom Institut für Fahrzeugtechnik für ein Praxismodul zur Produktentwicklung im Bereich Fahrzeugtechnik und Mobilität. Der Lehrpreis der TH Köln ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Das Schreiblabor von zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Fakultät für Kulturwissenschaften erhielt 2015 einen Sonderpreis.