Ansprechpartnerin

Susanne Gotzen

Susanne Gotzen

Zentrum für Lehrentwicklung

  • Campus Südstadt
    Claudiusstraße 1
    50678 Köln
  • Raum E1.03
  • Telefon+49 221-8275-3811

Schreiben(d) forschen

Wie kann das wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben dem Erkenntnisprozess nutzen? Das Writing Lab von Daniela Meinhardt und Vanessa Mai wurde 2015 mit einem Sonderpreis am Tag für die exzellente Lehre ausgezeichnet.

Drei Fragen an Daniela Meinhardt und Vanessa Mai:

+Forschendes Lernen: Was ist der größte Unterschied zu anderen Veranstaltungen?

Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn was sind denn »andere« Veranstaltungen? Wenn Studierende ermuntert werden, neugierig zu sein, Fragen zu stellen und systematisch nach Antworten zu suchen, sind schon wesentliche Elemente des Forschenden Lernens gegeben und das lässt sich in ganz unterschiedlichen Formaten erreichen.

+Bringt Forschendes Lernen eher Persönlichkeitsbildung mit sich oder ist es eher das Erlernen von Skills für die Zukunft?

Wir würden in diesem Fall gar keine Gewichtung treffen wollen. Am Anfang jedes Forschungsprozesses stehen für uns immer die Neugier auf ein Themengebiet und der Wunsch, zu neuen Erkenntnissen zu kommen – zuallererst für den Forschenden selbst und dann auch für andere. Das Forschende Lernen bietet einen Rahmen, um diese intrinsische Motivation zu fördern oder überhaupt zu wecken. Es setzt einen Prozess in Gang, der zumeist nicht nur neue Erkenntnisse, sondern auch Schwierigkeiten und Frustrationen mit sich bringt. Lernende bekommen damit die Gelegenheit sich weiterzuentwickeln – persönlich ebenso wie fachlich. Ein Wort, das in diesem Zusammenhang als neue Schlüsselkompetenz gehandelt wird, ist »Verunsicherungsfähigkeit«. Sie bezeichnet weniger einen erlernbaren Inhalt, sondern eine Haltung. Das bedeutet, zu zweifeln und mit seinen Zweifeln umzugehen. Fragen zu stellen statt »richtige« und »falsche« Antworten zu geben. Unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven einnehmen zu können. In zirkulären Prozessen zu arbeiten. Genau das wird beim Forschenden Lernen geübt.

+Ich empfehle Forschendes Lernen, weil...

... es Studierende vor ebenso große Herausforderungen stellt wie Lehrende – und erst da wird die Sache für uns wirklich spannend. Beide Gruppen sind gefordert, sich auf einen Prozess einzulassen, der bestenfalls teilweise vorhersehbar ist, und einander auf Augenhöhe zu begegnen. Dienstleitungserwartungen seitens der Studierenden werden ebenso unterlaufen wie trichterförmig angelegte Vermittlungsformen seitens der Lehrenden – für die Hochschullehre scheint uns das überaus sinnvoll .


Mehr Informationen zum Konzept

+Was ist das Writing Lab?

Das Writing Lab wurde 2013 als Kooperationsprojekt zwischen der Köln International School of Design (KISD) und dem Cologne Institute of Conservation Sciences (CICS) gegründet und wird mittlerweile in mehreren Fakultäten der TH Köln eingesetzt. Es umfasst sowohl semesterbegleitende Schreibkurse, als auch individuelle Schreibberatungen für Studierende sowie Beratungs- und Team-Teaching-Angebote für Lehrende, die ihre Lehre schreibintensiv(er) zu gestalten suchen.

+Didaktische Prinzipien

Die Angebote des Writing Labs gründen auf drei didaktischen Prinzipien:

Arbeit am konkreten Projekt: Die Kursangebote des Writing Labs sind als Begleitangebote für Projekte, Seminare und Prüfungsphasen konzipiert, so dass die Studierenden inhaltlichen und methodischen Input direkt am eigenen Projekt erproben können.

Schreiben als »soziale Praxis«: Studierende betrachten das Schreiben häufig als eher einsamen Akt, der ein Talent erfordert, das sie selbst nicht zu besitzen glauben. Das Writing Lab rückt daher die sozialen und kommunikativen Seiten des Schreibens in den Vordergrund, wobei das Lesen und Überarbeiten bereits geschriebener Texte eine ebenso große Rolle spielt wie Feedbackprozesse und -praktiken.

Visualisierung von Schreibprozessen und -methoden: Das Writing Lab wurde für Studierende entwickelt, die sich selbst eher einer visuellen, denn einer verbalen Kultur verpflichtet sehen und sich selbst häufig als wenig schreibaffin einschätzen. Dieser Selbsteinschätzung begegnet das Writing Lab mit einer konsequenten Visualisierung seiner Inhalte und Methoden und setzt insbesondere die Metaphorik der »Insel der Forschung« ein, um Schreibprozesse und -aktivitäten zu veranschaulichen.

+Weiterführende Literatur

Mai, Vanessa; Meinhardt, Daniela: »Schreibprozesse visualisieren mit der ‚Insel der Forschung’.« Erscheint in: Christian Wymann (Hg.): Wissenschaftliches Lesen und Schreiben vermitteln. Eine didaktische Handreichung für SchreibberaterInnen und Lehrende. Leverkusen: Barbara Budrich 2019 (im Druck).

Mai, Vanessa; Meinhardt, Daniela: »Schreiben im Design. Gestaltend schreiben und schreibend gestalten mit dem Writing Lab.« In: Birgit S. Bauer, Daniela Hensel (Hg.): Designlernen Diskurs, Praxis und Innovation in der Designlehre. München 2018, 31-40.

Mai, Vanessa; Meinhardt, Daniela: »I‘m not a pencil, I‘m a lab. Forschend lernen mit dem Schreiblabor.« In: Brigitte Berendt, Hans-Peter Voss und Johannes Wildt (Hg.): Neues Handbuch Hochschullehre. Berlin 2017, Griffmarke G 4.12, 91-108.

Varianten und Umsetzung
Veranstaltung KISD, Bachelor »Integrated Design« Bachelor »Maschinenbau« und »Mobile Arbeitsmaschinen«
Semester 3.-7. 7.
Anzahl Studierende 30 60
Creditpoints 2 4
Inhalte Der Kurs bietet einen Rahmen, der selbstgesteuerte Lern und Arbeitsprozesse über alle Phasen des Forschenden Lernens hinweg schreibdidaktisch begleitet und regelmäßiges Feedback gewährleistet. Über ein Semester hinweg erarbeiten sich die Studierenden ein Abstract, eine Arbeitsgliederung, eine Bibliographie und einen Zeitplan zum eigenen Projekt und können die Bearbeitungszeit auf dieser Grundlage als »forschende Schreibzeit« nutzen.

 
Das Bachelorseminar begleitet Studierende in der Studienabschlussphase bei der Erarbeitung und Verschriftlichung ihrer Wahlprojekte oder Bachelorarbeiten.

Die Studierenden verfassen Projektskizzen und geben sich untereinander Feedback. Dabei trainieren sie schriftliche und mündliche Präsentationsformen, Vortragsweisen, Diskussions- und Feedbackkultur.

Februar 2018

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