Zwischenbilanz: Rekonstruktives Forschen in Zeiten einer Pandemie
Bericht zur Jahrestagung des Netzwerks für Rekonstruktive Soziale Arbeit am 26. März 2021 an der TH Köln.
Sich während der Online-Tagung im Jahr 2021 inhaltlich mit der Pandemie zu beschäftigen, lag nahe: Seit Februar 2020 hat die massenmedial gestützte Wissenschaftsorientierung der Gesellschaft deutlich zugenommen. Diese hat jedoch einen Bezug zu Forschungstraditionen, die gerade nicht in rekonstruktiven Forschungslogiken und rekonstruktivem Denken verankert sind. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen vor allem Disziplinen und ihre Forschungsergebnisse, die einer naturwissenschaftlichen Forschungstradition verpflichtet sind. Grund genug für uns, im Rahmen der Tagung darüber nachzudenken, wie rekonstruktive Sozialforschung die Krise reflektiert.
Netzwerks für Rekonstruktive Soziale Arbeit
Annähernd 90 Teilnehmende haben sich am 26. März virtuell getroffen. Prof. Dr. Franz (ASH Berlin) und Prof. Dr. Unterkofler (HS München) stellten forschungsethische Überlegungen im Kontext der Pandemie vor. M. A. Annemarie Müller (HS Emden-Leer) zeigte in ihrem Beitrag zum Krisenbegriff, welche Metaphern, die auf das Auftreten der Pandemie bezogen sind, sich in der Berichterstattung der Tagesthemen rekonstruieren ließen. Prof. Dr. Matthias Otten (TH Köln) lieferte mit seinem Beitrag Anregungen zu der Frage, wie sich „gesellschaftliche Entscheidungssehnsucht“ im Sinne einer klaren Handlungsorientierung für die Praxis durch wissenschaftliche Erkenntnis und rekonstruktive Erkenntnisarbeit miteinander in Kontakt bringen lassen – eine Anforderungsdynamik, die das Verhältnis und Wissenschaft und Gesellschaft in der Pandemie insgesamt kennzeichnet und die sich insbesondere für rekonstruktive Erkenntnisarbeit herausfordernd darstellt.
Am Nachmittag stellte Prof. Dr. Cosimo Mangione (TH Nürnberg) erste Ergebnisse seiner Forschung mit erdbebenerfahrenen Forschenden in Italien vor und zeigte, wie sich Kollektiverfahrungen des Desasters und Forschungsprozesse rekonstruktiv miteinander verbinden lassen. In insgesamt drei Panels – „Forschung in und zur Pandemie“ wurden Erkenntnisse aus der Lehr- und Studierendenforschung (Prof. Dr. Michaela Köttig, UAS Frankfurt, Prof. Dr. Frank Sowa, TH Nürnberg), aus der Drittmittelforschung (Prof. Dr. Michael May, HS Rhein-Main) und aus Qualifikationsforschungen (M. A. Meike Haefker, Dr. Christin Schörmann) vorgestellt und diskutiert. Mit der Mitgliederversammlung des Netzwerks klang die Tagung aus.
Mai 2021