Reallabor für Klima- und Umweltschutz
Sich die Natur sowie kulturhistorische und landschaftliche Sehenswürdigkeiten zu erwandern oder zu erradeln, wird immer beliebter, nicht erst seit der Corona-Krise. Tourismusverbände und Gemeinden setzen dabei zunehmend auf nachhaltigen Tourismus, und damit verbunden verstärkt auf Umwelt- und Naturschutz. Doch wie ist es um die Natur in den einzelnen Gemeinden konkret bestellt?
Am Institut für Technologie und Ressourcenmanagement in den Tropen und Subtropen (ITT) lernen die Studierenden im Modul „Umweltmonitoring“, mit welchen Verfahren und Instrumenten man den Zustand der Natur bestimmen kann.
Untersuchungen an der Erft
In diesem Semester gehen die Exkursionen an die Erft und ihre Zuläufe. Die Erft ist ein rund 107 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins und dient als Reallabor des ITT. Die Studierenden sollen bei ihren Untersuchungen herausfinden, ob der Fluss und seine Nebengewässer in einem guten ökologischen Zustand sind, oder ob nachgebessert werden muss. „Vereinfacht gesagt wollen wir uns ein Bild machen, wie naturbelassen diese Fließgewässer sind“, sagt Modulkoordinator Dr. Georg Lamberty. Denn wenn Gewässer durch Ortschaften fließen, ihre Ufer verbaut sind oder Wehre ihre Durchgängigkeit beeinträchtigen, hat das Einfluss auf die Ökologie.
Am Boden und aus der Luft
In welchem Maß ist also das Gewässersystem Erft vom Faktor Mensch betroffen? Die Exkursionsgruppen, die diese Frage beantworten soll, setzt sich aus Studierenden der drei Masterstudiengänge zusammen, die das ITT anbietet: Integrated Water Resources Management, Natural Resources Management and Development sowie Renewable Energy Management. Die Studierenden untersuchen die Hydromorphologie, also die Gestalt des Gewässers und seiner Ufer. Neben dieser Kartierung des Bachlaufs kommen auch Drohnen zum Einsatz, die aufschlussreiche Luftbilder liefern. Außerdem zeigen Lamberty und seine Institutskolleginnen und -kollegen den Studierenden, wie man die Wasserqualität und -quantität misst. Durch die zuletzt sehr trockenen Sommer wird die Wasserverfügbarkeit auch in unseren gemäßigten Klimaregionen zunehmend zu einem Problem.
An den Ergebnissen der Untersuchungen des ITT ist auch der Erftverband interessiert. Ziel ist, dass die Studierenden zum Semesterabschluss ihre Auswertungen und Handlungsempfehlungen mit den Akteuren vor Ort diskutieren.
Wissenstransfer für die Region
Die Untersuchungen an der Erft sind ein Beispiel dafür, wie die TH Köln Lernumgebungen gestaltet: Nicht das Labor ist der Ort, an dem Realität simuliert wird, die Realität selbst wird als Labor verstanden, in dem sich die Studierenden den Umgang mit Forschungsmethoden, mit der Sammlung, Aufbereitung und Nutzung von Daten selbst erschließen und im Austausch mit der Gesellschaft in konkreten Nutzen verwandeln. Den Ideen-, Wissens- und Technologietransfer will die TH Köln durch eine enge Kooperation mit dem Naturpark Rheinland weiter vertiefen, in studentischen Arbeiten, in gemeinsamen Förderprojekten, mit Reallaboren und Citizen Science-Initiativen.
Für Georg Lamberty ist die Arbeit im Reallabor außerdem nicht nur eine Möglichkeit, den Studierenden die Messverfahren nahe zu bringen, sondern auch die Natur selbst. „Einige unserer internationalen Studierenden kommen aus geografischen Regionen, in denen die Umwelt eher als lebensfeindlich wahrgenommen wird. Der eine oder die andere macht gerade zum ersten Mal die Erfahrung, wie es ist, mit blanken Füßen in einem Bachbett zu stehen. Wenn die Studierenden dadurch einen neuen Zugang zur Natur erhalten, ist das für mich immer ein schönes Erlebnis.“
Juli 2020