Interview: Promovendin Celia Norf

Celia Norf ist seit Februar 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr und promoviert in der Abteilung für Technik- und Umweltsoziologie der Universität Stuttgart.

Ihre Promotion wird betreut von Prof. Dr. Dr. h.c. Ortwin Renn (Universität Stuttgart), voraussichtlicher Zweitgutachter ist Prof. Dr.-Ing. Alexander Fekete (TH Köln). Ihr Thema: „Vulnerabilität und Resilienz als Trends in der Risikoforschung“.

Promovendin Celia Norf vor ihrem Beitrag zum Posterwettbewerb. Promovendin Celia Norf vor ihrem Beitrag zum Posterwettbewerb. (Bild: Celia Norf)

Ich untersuche… die Trend-Konzepte „Vulnerabilität“ und „Resilienz“. In der Risikoforschung, wie auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen, entwickeln sich manche Konzepte zu Trends und bestimmen den wissenschaftlichen und praktischen Diskurs. In meiner Doktorarbeit analysiere ich, WIE die Konzepte Vulnerabilität und Resilienz  in der Risikoforschung und ihrer Anwendung zu Trends geworden sind. Ein genaueres Verständnis dieser Entwicklung ermöglicht darüber hinauseine bessere Bewertung der Konzepte selbst.

Was bedeuten „Vulnerabilität“ und „Resilienz“?
Das Konzept der Vulnerabilität besagt: Ein Ereignis, z.B. ein Erdbeben oder ein Sturm, kann zwar der Auslöser für eine Katastrophe sein, aber es sind die gesellschaftlichen Bedingungen, die darüber bestimmen, ob dieses Ereignis zu einer Katastrophe wird oder nicht. Es geht also, wenn man Sussman, O’Keefe  und Wisner folgt, um „den Grad, in welchem verschiedene Teile der Gesellschaft verschiedenartig einem Risiko ausgesetzt sind. Im Rahmen des Resilienz-Konzept wird diskutiert, wie Risiko und Unsicherheit (langfristig) begegnet werden kann: Reichen die Maßnahmen der Prävention und Reaktion aus, die bisher angewendet wurden? Und wenn sie nicht ausreichen: Welche Kapazitäten und Fähigkeiten müssen ergänzt oder gestärkt werden, damit ein System diese Risiken und Unsicherheit „verkraften“ kann?

Meinen fachfremden Freunden sage ich inzwischen, ... dass ich untersuche, wie bestimmte Konzepte in Forschung und Praxis zu Trends werden und wie man als Wissenschaftler oder Politiker entscheiden kann, ob man auf den Zug mit aufspringt oder nicht.

Das Thema ist knifflig, weil ... ich Erkenntnisse sowohl aus der Risikoforschung und ihren verschiedenen Subdisziplinen, als auch der Trend- und Zukunftsforschung zusammenbringe. So entwickle ich Kriterien für die Analyse und Bewertung der Trends in der Risikoforschung.

Daran zu forschen lohnt sich, weil … wissenschaftliche und politische Akteure ein verbessertes Verständnis von Trend-Konzepten erhalten und sie zweckorientierter analysieren und bewerten können. Für die Politik ist das zum Beispiel bei der Erarbeitung von Strategien wichtig: Politiker müssen bewerten, ob angesichts neuer Konzepte Strategiepapiere neu entwickelt oder alte überarbeitet werden müssen. Oder ob es sich vielleicht doch um „alten Wein in neuen Schläuchen“ handelt und kein Handlungsbedarf besteht.
Wissenschaftler haben in vielen Fällen bessere Chancen, dass ihre Forschungsprojekte gefördert werden, wenn sie in Trend-Bereichen forschen. Sie müssen daher entscheiden, ob und wie sie bei der Formulierung von Forschungsanträgen auf die Entwicklung von Trends Rücksicht nehmen.  Beide Gruppen hoffe ich, mit den Ergebnissen meiner Doktorarbeit unterstützen zu können.

An meiner Arbeit fasziniert mich, … wie Forschung und ihre Anwendung im Zusammenspiel „funktionieren“.

Erste Auszeichnung
Celia Norfs Ansätze wurden beim Treffen des Graduierten-Netzwerks „Zivile Sicherheit“ von einer Fachjury als einer von drei herausragenden Posterbeiträgen ausgezeichnet. Mit dem Graduierten-Netzwerk  unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Sicherheitsforschung und veranstaltete in Berlin das zweite Netzwerk-Treffen im Rahmen der Konferenz „Grenzenlose Sicherheit?“ des Fachdialogs Geistes- und Sozialwissenschaften. Bei diesem Treffen stellten 45 Nachwuchswissenschaftler ihre Arbeit über ein Poster und eine passende Kurzpräsentation vor.

September 2015

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