Prof. Dr. Ute Barbara Schilly

Prof. Dr. Ute Barbara Schilly

Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation (ITMK)

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Projekt „Klexikon“

Artikel für das Kinderlexikon „Klexikon“ schreiben. Das war unsere Aufgabe in der Projektwoche. Was einfach klingt, wird in der Umsetzung problematisch: Welche Wörter können benutzt werden? Welche Bilder können wir verwenden? Und wie müssen wir unsere Sätze strukturieren, damit schon Sechsjährige sie verstehen? Mitten im 4. Semester hieß es nochmal back to the basics. Je simpler desto besser.

Die Idee hinter dem Klexikon ist es, eine Wikipedia für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren zu erstellen, in der alltägliche Begriffe altersgerecht erklärt werden. Zudem sollen Kinder vor Inhalten geschützt werden, die sie im Internet an anderen Stellen finden können und die für sie häufig ungeeignet sind. Tabus soll es aber keine geben; selbst Themen wie Sexualität, Kriege oder Drogen werden hier behandelt.

Schreiben für Kinder – einfach kann ganz schön kompliziert sein

Die Zusammenarbeit im Klexikon funktioniert ein wenig anders als in der Wikipedia. Während es dort in erster Linie um Korrektheit und Sorgfalt geht, ist es im Klexikon wichtiger, alles simpel und für Kinder verständlich auszudrücken. Wenn ein Artikel fertig ist, müssen drei andere Autoren des Klexikons ihr „JA“ geben, damit der Artikel übernommen und für Kinder zugänglich hochgeladen wird. Bevor das geschieht, werden häufig noch Kleinigkeiten diskutiert, die zum Beispiel inhaltlicher oder grammatikalischer Natur sein können. Bringt ein Begriff eine sehr komplexe Erklärung mit sich, so kann sich die Diskussion über den Artikel durchaus länger hinziehen, um alle Sichtweisen zu beleuchten. So wird dafür gesorgt, dass Informationen fehlerfrei und kindgerecht sind. Fertige Artikel können jederzeit bearbeitet werden, sodass eine Überprüfung auch später noch stattfinden kann.

Am Beispiel „Seepferdchen“

Um das einmal anschaulich darzustellen, hier ein Artikel, der während der Projektwoche von einer Studentin verfasst wurde:

Seepferdchen
Seepferdchen sind Fische. Sie kommen nur im Meer vor, da sie Salzwasser zum Leben benötigen. Die meisten Arten leben im Pazifischen Ozean.
Das Besondere an Seepferdchen ist ihr Äußeres. Ihr Hinterleib sieht aus wie der eines Wurmes. Obwohl sie zu den Fischen zählen, haben Seepferdchen keine Flossen, mit denen sie schwimmen. Sie bewegen sich durch Bewegungen mit ihrem Schwanz durch das Wasser. Sie halten sich besonders gerne im Seegras auf, denn daran können sie sich mit ihrem Schwanz festhalten. Ihr Kopf ähnelt dem eines Pferdes. Wegen dieser Kopfform hat das Seepferdchen seinen Namen bekommen.
Ungewöhnlich ist bei den Seepferdchen auch, dass die Männchen trächtig sind und nicht die Weibchen. So nennt man das, wenn Tiere schwanger sind. Das Männchen brütet in seiner Bruttasche bis zu 200 Eier aus. Nach etwa zehn bis zwölf Tagen zieht sich das Männchen ins Seegras zurück und bringt die kleinen Seepferdchen zur Welt. Diese sind von da an auf sich allein gestellt.

Der Artikel veranschaulicht sehr schön, was uns ziemlich schnell klar wurde: Relativsätze sind kompliziert und für Kinder nur schwer zu verstehen. Daher haben wir uns auf Hauptsätze beschränkt und beinahe nur dann eine Ergänzung hinzugefügt, wenn diese mit „weil“ oder „denn“ eingeleitet wurde. Begründungen sind schließlich besonders für Kinder notwendig, um die Information anschaulich darzustellen.
Eine besondere lexikalische Schwierigkeit taucht in diesem Artikel auf: Wissen Kinder schon, was „trächtig“ bedeutet? Wir haben mit mehreren Studierenden entschieden, dass es besser ist, dies kurz zu erklären, da Kinder das Wort wahrscheinlich nicht kennen.
So galt es, für uns ganz alltägliche Begriffe zu überdenken und gegebenenfalls zu vereinfachen.
Ein anderes Kriterium, das beim Schreiben von Artikeln unbedingt zu beachten ist, ist die Fülle an Informationen. Während bei Wikipedia der lateinische Name, alle bekannten Seepferdchenarten sowie das Jahr ihrer Entdeckung aufgelistet sind, muss man sich im Klexikon fragen, was für Kinder wirklich interessant ist. Hier ist es zum Beispiel viel wichtiger zu erwähnen, dass Seepferdchen auch Fische sind, obwohl sie ganz einzigartig aussehen.

Gut betreut

Am ersten Projekttag war der Journalist und Mitbegründer des Klexikons Michael Schulte zu Gast und gab uns eine Einführung. In den folgenden Tagen beantwortete er unsere Fragen jeden Tag 90 Minuten lang per Skype. Er half uns besonders, wenn es um das Einfügen von Bildern ging und erklärte uns, dass wir nicht einfach beliebige Bilder aus dem Internet für unsere Artikel verwenden dürfen, sondern am besten nur solche, die von der Wikimedia-Community zur Verfügung gestellt werden, der das Klexikon angehört.

Fazit: Spannendes Projekt – einige machen weiter

Für uns Studierende war das Projekt sehr spannend. Wir hatten die Möglichkeit, die in unserem Studium aus allen Blickwinkeln beleuchtete Sprache zielgruppenspezifisch einzusetzen und erste eigene Erfahrungen als Autoren zu sammeln. Darüber hinaus gab es einen Einblick in die Welt der Online-Medien, in der manche von uns zukünftig vielleicht noch häufiger unterwegs sein werden.

Am Ende der Projektwoche bekam Michael Schulte sehr positives Feedback für das von ihm und Ziko van Dijk gegründete Klexikon. Viele von uns hatten in der Woche viel Freude daran, ihren Beitrag zu dieser ganz speziellen Enzyklopädie zu leisten und einige wollen auch in Zukunft weiter Artikel verfassen, um die ehrenamtliche Gemeinschaft des Klexikons zu verstärken. Einige Studierende haben das Projekt sogar schon weiterempfohlen und wir hoffen natürlich, dass sich zukünftig noch viele fleißige Schreiberlinge finden werden, die mit dem Geist der Zeit gehen und das Internet auch für Kinder zu einem zugänglichen Ort machen, an dem beinahe alle ihre Fragen beantwortet werden können.

Text: Mirka Dickmann, Studentin des Bachelorstudiengangs Mehrsprachige Kommunikation, 4. Semester

Mai 2015

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