Gastprofessor aus Südamerika forscht zum Thema Laub am Campus Leverkusen
Prof. Dr. Leonardo Clavijo aus Uruguay ist für zwei Monate zu Gast an der TH Köln am Campus Leverkusen gewesen. Hier arbeitete er, zusammen mit Prof. Dr. Stéphan Barbe von der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften, an einem Projekt zur Herstellung von Pellets aus Laub.
Wie sind Sie auf das Thema Laubbäume gekommen?
Clavijo: Ich habe Prof. Dr. Stéphan Barbe über Kollegen als Gastprofessor an unserer Universidad de la República in Uruguay kennengelernt. Er hat uns im Bereich Filtration unterstützt. Wir haben bei unserer Zusammenarbeit festgestellt, dass wir viele Ähnlichkeiten im Bereich der Forschung haben und wollten gerne ein Projekt zusammen machen. Deutschland ist eines der waldreichsten Länder in der Europäischen Union mit vielen Laubbäumen. Prof. Barbe hat sich überlegt, was man aus den Blättern als Biomasse machen könnte. Unsere Idee war es, daraus Pellets zum Heizen für die Industrie oder den Hausgebrauch herzustellen.
Was machen Sie genau mit dem Laub?
Clavijo: Das Problem ist, dass Blättern zur Verarbeitung zu Pellets die Stabilität fehlt. Deshalb haben wir darüber nachgedacht, ob Lignine, eine Substanz, die jedem Holz seine Festigkeit verleiht und ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Papier ist, als Zusatz für die Pellets genutzt werden können, um sie für den Handel stabiler zu machen. Lignine sind feste Biopolymere, die in die pflanzliche Zellwand eingelagert werden, die Verholzung der Zelle bewirken und damit die Festigkeit von pflanzlichen Geweben.
Dann würde aus den vielen Blättern in Deutschland etwas Sinnvolles entstehen?
Clavijo: Ja, das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle. Indem man Lignine für die Industrie nutzbar macht, würde man eine viel höhere Wertschöpfung für die Ressource Holz erreichen. Außerdem ist es nachhaltig, etwas aus Bäumen als nachwachsender Rohstoff zu gewinnen. Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Jetzt müssen wir herausfinden, ob sich Produktion und Verkauf von Pellets auch lohnen.
Was ist im Vergleich zu Uruguay anders?
Clavijo: Es gibt am Standort Leverkusen im CHEMPARK eine Menge Chemieunternehmen. In Uruguay sieht man nicht so viele Unternehmen auf einem Platz. Interessant ist auch, dass die verschiedenen Unternehmen hier zusammenarbeiten und füreinander Dinge herstellen. Bei uns ist das, was produziert wird, immer ein sehr großes Geheimnis. Außerdem ist man in Uruguay viel konservativer. Bis man neue Innovationen zulässt, kann das Jahre dauern. Wir sind in Uruguay nicht so risikofreudig.
Und wie haben Sie sich in Deutschland zurechtgefunden?
Clavijo: Das Arbeitsleben ist kaum anders, doch es gibt hier schon verschiedene, kulturelle Eigenarten. Die Leute auf der Straße haben immer versucht, mir zu helfen. In Uruguay wäre es den Leuten eher egal, sobald ein Fremder nicht die gleiche Sprache spricht. Außerdem gibt es hier so viele verschiedene Sorten von Kartoffeln und Brot. Das ist großartig. Bei uns gibt es nur eine Sorte Weißbrot. Mein Lieblingsbrot in Deutschland ist das Schwarzbrot.
Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten für Ihr Projekt ein?
Clavijo: Wir haben festgestellt, dass das Projekt möglich und durchführbar ist, deshalb wollen wir damit weitermachen. Ich werde das Projekt auf jeden Fall in Uruguay weiterverfolgen.
Wie sehen Sie im Rückblick Ihre Forschungszeit an der TH Köln am Campus Leverkusen?
Clavijo: Ich bin im positiven Sinne sehr überrascht. Alle waren sehr nett und hilfsbereit. Es herrscht hier eine sehr familiäre Atmosphäre. In diesem Team zu arbeiten, das war einfach perfekt. Wir hatten alle ein gemeinsames Ziel. Das Wichtigste war für mich jedoch die Erfahrung, dass wir unsere Ideen miteinander austauschen konnten und zusammen etwas Interessantes geschaffen haben. Ich komme sehr gerne wieder hierher.
(Interview: Viola Gräfenstein)
Infos:
Prof. Dr. Leonardo Clavijo lehrt an der Universidad de la República Uruguay. Der Chemieingenieur forscht im Bereich Forstwirtschaft.
Dezember 2017