Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften

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Prof. Dr. Sefik Tagay

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Angewandte Sozialwissenschaften
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Prof. Dr. Tagay betreut erfolgreich Promotion zu Traumatisierung und Ressourcen bei Flüchtlingen

Aktuell betreut Prof. Dr. Sefik mehrere Doktorand*innen der Universität Duisburg-Essen. Am 23.08.2021 hatte sein Doktorand Janis Mienert (Psychologie) sein Rigorosum. Seine Promotion zum Thema „Trauma, psychische Belastungen und Ressourcen bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“ wurde insgesamt mit der Note „magna cum laude“ (1) bewertet.

Rigorosum, Janis Mienert, Universität Duisburg-Essen, 23.08.2021 Rigorosum, Janis Mienert, Universität Duisburg-Essen, 23.08.2021 (Janis Mienert (li.), Prof. Dr. Matthias Hartmann) (Bild: Sefik Tagay)

Laut WHO sind derzeit mehr als 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht; unter ihnen befinden sich auch mehrere Millionen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF). Ein Teil von ihnen ist über verschiedene Fluchtwege auch hier in Deutschland angekommen. In der vorgelegten Dissertation von Janis Mienert war es das Ziel, die Trauma- und PTBS-Prävalenz bei dieser vulnerablen Gruppe zu bestimmen. Darüber hinaus wurden Prädiktoren der PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) und das Ausmaß der psychischen Belastung untersucht. Außerdem wurde die Frage der Ressourcenausstattung (ERI-KJ, ERI-UMF) im Zusammenhang mit Traumasymptomatik (ETI-KJ) und psychischer Belastung (SCL-27) systematisch beleuchtet.

In der Dissertationsarbeit wurden 66 männliche UMF im Alter von 13 bis 17 (M=16,50; SD=0,80) Jahren aus verschiedenen Clearingstellen in NRW untersucht. Die untersuchten UMF stammten aus Afghanistan (43.9%), Guinea (25.8%), Syrien (22.7%) und dem Irak (7.6%). 93.8% geben als Konfession den Islam an, an zweiter Stelle folgt das Ezidentum mit 4.6% und das Christentum mit 1.5%. Die Mehrheit der UMF war drei Monate oder weniger auf der Flucht (56.1%), rund 20% waren mehr als 6 Monate auf der Flucht.

Prof. Dr. Habil. Sefik Tagay Prof. Dr. Habil. Sefik Tagay (Bild: Sefik Tagay)

Nahezu alle untersuchten UMF berichteten von mindestens einem potentiell traumatischen Ereignis, die durchschnittliche Anzahl potentiell traumatischer Ereignisse lag bei 4.81, was ausgesprochen hoch ausfällt. Mehr als ein Drittel (36,5%) erfüllte die Kriterien einer PTBS und ist damit gut vergleichbar mit der bestehenden Literatur. Erwartungskonform fiel die PTBS-Symptomatik signifikant höher aus als bei einer gesunden Kontrollgruppe, auch im Vergleich zu einer klinischen Referenzgruppe. Im Sinne der Dosis-Wirkungs-Hypothese zeigte sich eine enge positive Korrelation zwischen Anzahl traumatischer Ereignisse und PTBS-Symptomatik. Ebenso fiel die psychische Belastung (SCL-27) signifikant stärker aus als in der Referenzgruppe. Erwartungskonform zeigten sich eine negative Korrelation zwischen Trauma-Symptomatik und Ressourcenausstattung (ERI-UMF, ERI-KJ). Als signifikante Prädiktoren für die PTBS-Symptomatik (ETI-KJ) erwiesen sich die Anzahl traumatischer Ereignisse, soziale Unterstützung sowie Autonomie und Kraft durch die Religion.

Die Befunde weisen zum einen auf die massive Traumatisierung und psychische Belastung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge hin und zum anderen auf die protektive Bedeutung von personalen, sozialen und strukturellen Ressourcen hin, die dazu beitragen können, die psychische Belastung zu reduzieren.

August 2021

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