Kompetenzen für die Online-Beratung stärken
Der digitale Wandel verändert auch die Soziale Arbeit. Immer mehr Menschen suchen online nach Hilfe und Orientierungsangeboten. Um Studierende der Sozialen Arbeit auf diese Veränderungen vorzubereiten, soll die Online-Beratung durch ein Lehrprojekt dauerhaft in den Bachelor- und Masterstudiengängen etabliert werden. Darüber hinaus bieten digitale Formate mehr Barrierefreiheit.
Beratungskompetenz ist integraler Bestandteil im Studium der Sozialen Arbeit auf Bachelor- und Master-Niveau an der TH Köln. Bislang stand dabei vor allem die persönliche Beratung von Angesicht zu Angesicht im Mittelpunkt. Dabei sind situatives Handeln und eine schnelle Reaktion gefragt. Durch digitale Medien hat sich das verändert. Online-Plattformen, textbasierte Mailberatung, Messenger oder Video-Chats: Seit Beginn des 21. Jahrhunderts findet Beratung zunehmend zeitlich entzerrt und räumlich getrennt statt.
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„Die textbasierte Mailberatung eignet sich besonders gut für den Einstieg in die Beratung, weil die Studierenden im zeitversetzten Modus mehr Zeit für eine Reaktion haben und sich stärker auf den Sachinhalt konzentrieren können. Nonverbale Aspekte wie Mimik, Gestik, Stimmlage, Sprechtempo, Raumgestaltung oder Aussehen bleiben vorerst außen vor“, sagt Dr. Claudia Roller vom Institut für die Wissenschaft der Sozialen Arbeit.
Beratungsplattform zum Üben
Im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit, in dem an der TH Köln jährlich 420 Studienplätze vergeben werden, und im Masterstudiengang „Beratung und Vertretung im Sozialen Recht“, den jährlich 70 Studierende antreten, wurden digitale Instrumente bereits punktuell vermittelt und diskutiert. Mit dem neuen Studieninhalt Online-Beratung sollen diese Kompetenzen nun weiterentwickelt und gefestigt werden.
Im kommenden Semester werden zunächst drei Fachveranstaltungen angeboten, in denen digitale Beratung explizit Gegenstand sein wird. Beratungskompetenz aufbauen heißt Fallverständnis stärken, komplexe Probleme erfassen und sich diesen durch Fragen annähern. Das üben die Studierenden etwa anhand von Rollenspielen und Übungsmails, die ausgewertet und für die Lösungsansätze erarbeitet werden. Mit Hilfe einer digitalen Beratungsplattform, die für das Projekt in einer Übungs-Version zur Verfügung steht, lernen die Studierenden sich in einer virtuellen Beratungsumgebung zu organisieren und auch anonymisiert zu beraten. Die Lehrenden bereiten sich unter anderem in Workshopformaten auf die Online-Lehre vor.
Online-Beratung ermöglicht mehr Barrierefreiheit
Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeitswelt der Studierenden der Sozialen Arbeit, sie ermöglicht auch mehr Barrierefreiheit. „Online-Beratung als ortsunabhängiges Angebot ist sowohl für mobilitätseingeschränkte Beraterinnen und Berater sowie für Ratsuchende eine inklusive Alternative sein. Im Rahmen des Projektes werden Tools zur Kompensation von Sprachbarrieren über Vorlese-, Spracheingabe-, und Übersetzungsfunktionen für das Beratungshandeln erprobt und soweit möglich eingesetzt“, sagt Roller. Als weitere inklusive Maßnahme werden Lehr- und Lernmaterialien für den neuen Studieninhalt barrierearm umgestaltet.
Das Lehrprojekt „Sozial_Digital: Online-Beratung in der Sozialen Arbeit“ wird im Programm „Curriculum 4.0.NRW“ für drei Jahre gefördert. Die Finanzierung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Digitalen Hochschule NRW dient der „Gestaltung von Hochschulcurricula für die digitale Welt“.
Oktober 2020