Neue Karrierewege

Professoralen Nachwuchs gewinnen, die Diversität des akademischen Personals stärken, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördern – das Projekt PLan_CV hat sich hohe Ziele gesteckt. Prof. Dr. Stefan Herzig, Präsident der TH Köln, zieht nach einem Viertel der Projektlaufzeit eine Zwischenbilanz.

PLan_CV ist vor anderthalb Jahren gestartet. Welche Meilensteine wurden bisher erreicht?

In allen Bereichen des Gesamtprojekts hat sich seit Förderbeginn viel getan. Im Teilprojekt Rekrutierung haben wir das Programm Working@TH Köln aufgebaut. Es soll die Karriere an einer Hochschule verstärkt ins Bewusstsein unserer Studierenden rücken. Die Weichen für eine akademische Laufbahn werden früh gestellt, und es gibt Studierendengruppen, die dabei nicht berücksichtigt werden. Diese Diversitätslücke wollen wir schließen. Das Programm ermöglicht es Studierenden, drei Monate lang als studentische Hilfskräfte von Lehrenden ein Forschungsprojekt beidseitiger Wahl zu bearbeiten. Bei den Tandembeschäftigungsverhältnissen haben wir das Ziel von 20 Vertragsabschlüssen mit Praxispartnern erreicht. Auch die Einstellungsprozesse sind auf einem guten Weg; viele Tandembeschäftigte haben ihre Stellen schon angetreten. Wir haben mit großer Freude festgestellt, dass die Beschäftigungsverhältnisse sowohl im Hinblick auf unsere Fachdisziplinen als auch im Spektrum der Branchen und Tätigkeitsfelder so vielseitig sind, wie wir es uns gewünscht hatten. Von den klassisch ingenieurwissenschaftlichen
Feldern bis hin zu den Kulturwissenschaften haben wir Partnerschaften geschmiedet, um jungen Menschen eine aussichtsreiche Karriereoption zu bieten.

Und es wurden bereits zwei Schwerpunktprofessuren besetzt.

Das ist korrekt, und zwar mit Prof. Dr. Philipp Schaer und Prof. Dr. Isabel Zorn. Den Schwerpunktprofessuren sind Postdoc-Stellen zugeordnet, deren Inhaberinnen und Inhaber, genauso wie die Tandembeschäftigten, vom Projekt in ihrer Entwicklung unterstützt werden. Dazu haben wir ein Programm zur Flankierung des Karrierewegs aufgelegt, das jetzt implementiert werden soll. Zu guter Letzt bereiten wir die Gründung einer Kooperationsplattform vor. Es zirkuliert gerade ein erster Satzungsentwurf unter den Gründungsmitgliedern.

Ein Projektziel ist die Vernetzung der TH Köln mit Partnern aus der Praxis. Warum ist das wichtig?

Der Weg zur Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften sieht normalerweise vor, zuerst Erfahrungen in der Wissenschaft zu sammeln und vielleicht zu promovieren. Dann folgt eine Zeit in der Praxis, um im Anschluss diese beiden Qualifizierungsperioden gemeinschaftlich bei einer Professur zum Tragen zu bringen. Das scheint uns nicht mehr die beste Option zu sein. Wir wollen eine engere und verstetigbare Verbindung von Praxis und Forschung zum Wohl der Lehre, und das idealerweise schon in der Qualifizierungsphase. Auf dieser Idee basieren die Tandembeschäftigungsverhältnisse. Sie sollen Menschen während und nach der Promotion eine Perspektive bieten, die mit einem Handschlag der Partner beginnt. Es gibt ein gemeinsames Ziel: die Qualifizierung des Kandidaten oder der Kandidatin. Natürlich werben sowohl Hochschule als auch Unternehmen so gut wie möglich für den eigenen Bereich, aber am Ende sollen die Beschäftigten selber die Wahl zwischen Wissenschaft und Praxis haben – oder mit einer Tandemprofessur den Spagat zwischen beiden halten. Ergebnisoffenheit auf der einen und langjährige Beschäftigungsgarantien auf der anderen Seite, das ist im Grunde genommen die Quadratur des Kreises, die wir leisten wollen und die anscheinend auch gut gelingt.

Woran machen Sie den Erfolg von PLan_CV fest?

Langfristig messen wir uns an der Zufriedenheit und am Erfolg der auf diese neuartige Weise Beschäftigten: Sind sie in ihrer Stelle richtig verortet? Erlangen sie die angestrebte Karriereposition, sprich: eine Professur bei uns oder einer anderen Hochschule für angewandte Wissenschaften, oder eben eine entsprechende Führungsposition auf der Praxisseite? Darüber hinaus wäre es ein positives Signal, wenn andere Hochschulen wahrnehmen, dass unser Konzept gut ist und auch dann eine Perspektive bietet, wenn keine Bundesmittel mehr zur Förderung zur Verfügung stehen. Bei PLan_CV geht es nicht nur um unseren eigenen Nachwuchs, sondern generell um Nachwuchs für akademisch qualifizierte Führungspositionen überall. Und wenn andere Hochschulen vielleicht unseren Ansatz kopieren, dann haben wir etwas erreicht.

November 2022

Ein Artikel aus dem Hochschulmagazin inside out #61 (2022)


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