Nachgefragt bei Prof. Dr. Thomas Gartzen

Porträt Thomas Gartzen (Bild: privat)

Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme, Professur für Fertigungssysteme


Studium Maschinenbau (Schwerpunkt Fertigungstechnik) an der RWTH Aachen; Management und Entrepreneurship an der FH Aachen

Promotion „Diskrete Migration als Anlaufstrategie für Montagesysteme “ an der RWTH Aachen

Berufliche Stationen (u. a.)

  • Gruppenleiter der Fachgruppe Montageorganisation am Lehrstuhl für Produktionsmanagement, WZL der RWTH Aachen
  • Oberingenieur am Lehrstuhl für Produktionssystematik, WZL der RWTH Aachen
  • Geschäftsführer der DFA Demonstrationsfabrik Aachen GmbH
  • Geschäftsführer der European 4.0 Transformation Center GmbH, Aachen

Als Kind habe ich schon in der Grundschule „Ingenieur“ als Berufswunsch in die Poesiealben geschrieben, meist grammatikalisch falsch und ohne wirklich zu wissen, was diesen Beruf ausmacht. Über die jugendliche Leidenschaft für Automobile habe ich dann später tatsächlich zum Maschinenbau gefunden.

Das Beste an meinem Studium war die Freiheit, nach dem Abitur zum ersten Mal selbstbestimmt und eigenverantwortlich durch das Leben gehen zu können. Zusätzlich machten die fachliche Breite der Fertigungstechnik und ihre Schnittstellen zu anderen Disziplinen wie der Betriebswirtschaft für mich dabei immer den besonderen Reiz aus.

Die Industrie 4.0 in Deutschland birgt ein enormes Potenzial für die Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie. Nicht zuletzt in Krisenzeiten sehen wir, dass Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse digital vernetzt abgebildet haben, resilient auf solche Umstände reagieren können.

Mein fachliches Steckenpferd ist die digitale Transformation der produzierenden Industrie und welchen Einfluss die Digitalisierung und Vernetzung zukünftig auf die Gestaltung und den Betrieb von Produktionssystemen hat.

Ich möchte einen Schwerpunkt setzen in der anwendungsnahen Forschung und Kooperation mit der Industrie. Die digitale Vernetzung und Abbildung von Fertigungssystemen schafft hier spannende neue Möglichkeiten. Diese Erkenntnisse möchte ich unmittelbar in die Lehre einfließen lassen, um die Studierenden optimal für den Einstieg in die Berufswelt von morgen vorzubereiten.

Ich würde gerne herausfinden, wie wir neue digitale Technologien dazu nutzen können, industrielle Arbeitswelten humanzentrierter, effizienter und nachhaltiger zu gestalten.

Der beste Ort für kreative Ideen ist immer dort, wo man mit unterschiedlichen Menschen gut ins Gespräch kommt. Die besten Ideen entstehen meist, wenn über den eigenen fachlichen Tellerrand hinausgeguckt wird und unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen.

Die letzten guten Bücher, die ich gelesen habe, sind „Subscribed“ von Tien Tzuo und die Science-Fiction-Novelle „Der Lebenszyklus von Software-Objekten“ von Ted Chiang. „Subscribed“ ist ein spannendes Buch für jeden, der die neuen Geschäftsmodelle der digitalen Transformation verstehen möchte, um sie auf unsere etablierte Industrie zu übertragen. Ted Chiangs Novelle wirft einen unkonventionellen Blick auf künstliche Intelligenz, die in der realen Welt Bewusstsein entwickelt, und geht der Frage nach, welche Rolle solche Wesen in der Gesellschaft einnehmen würden.

Dezember 2020

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