Mit Handfeger und Laserscanner
In einem interdisziplinären Lehrprojekt der Universität zu Köln und der TH Köln entwickeln Studierende in Xanten ein 3D-Dokumentationssystem für die Archäologie.
Kellen, Schaufeln, Hammer und Handfeger gehören zum Werkzeugkasten von Archäologinnen und Archäologen im Feldeinsatz. Doch immer öfter kommen bei Ausgrabungen modernste digitale Technologien zum Einsatz. Bei der Ausbildung seiner Studierenden will das Archäologische Institut der Universität zu Köln neue Wege gehen – und greift dabei auf das Know-how des Instituts für Informatik am Campus Gummersbach (Prof. Dr. Horst Stenzel) zurück. Gemeinsam mit Dipl.-Ing. Sabrina Geiermann, Expertin für dreidimensionale Vermessungstechniken am Archäologischen Institut der Uni Köln und am Institut für Baubetrieb und Vermessung der TH Köln, entwickeln sie Möglichkeiten einer digitalen Grabungsdokumentation.
Bildergalerie
Im niederrheinischen Xanten betreibt die Uni Köln seit drei Jahren eine Lehrgrabung im Archäologischen Park. (Bild: Sabrina Geiermann/Universität zu Köln)
Zur Dokumentation werden die Grabungsprozesse fotografiert, je nach Sonnenstand helfen Schirm und Planen für eine gleichmäßige Ausleuchtung. (Bild: Sabrina Geiermann/Universität zu Köln)
Informatikstudierende vom Campus Gummersbach begleiten den Grabungsprozess und arbeiten an einem digitalen dreidimensionalen Dokumentationssystem. (Bild: Sabrina Geiermann/Universität zu Köln)
Im niederrheinischen Xanten betreibt die Uni Köln seit drei Jahren eine Lehrgrabung im Archäologischen Park. Dort befindet sich die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana, die in nachantiker Zeit nicht überbaut wurde. Eine nahezu einzigartige Gelegenheit für angehende Archäologinnen und Archäologen, eine römische Stadt mit all ihren Facetten zu erforschen. Seit 2018 werden die Grabungsarbeiten durch die Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert. Die finanzielle Unterstützung ermöglicht den Projektpartnern, weitere Forschungsfragen zu stellen: Parallel zu den archäologischen Untersuchungen wollen sie die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten einer 3D-Vermessung und -Dokumentation ausloten. Welchen Mehrwert hat diese Arbeit? Für die Bedarfsbestimmung eines digitalen dreidimensionalen Dokumentationssystems muss ein Leitfaden entwickelt werden, wie man digitale Grabungen erfasst.
Praktische Feldarbeit: "Aus erster Hand lernen"
Eine Aufgabe für Studierende der Bachelor- und Masterstudiengänge Informatik: Lukas Büscher, Jörn Richter und Semiya Pape haben im ersten Schritt vier Wochen lang den Grabungsprozess in Xanten begleitet: „Wir haben dabei aus erster Hand gelernt, wie eine archäologische Feldarbeit verläuft: Vom Graben, Vermessen über Waschen und Dokumentieren“, berichten sie. Gleichzeitig konzipierten und testeten sie neue Methoden einer dreidimensionalen Erfassung von Funden und Erdschichten. Aus den Erkenntnissen der Grabungen und den allgemeinen Anforderungen, die Archäologen an eine Dokumentationsstruktur stellen, haben die drei Studierenden ein Konzept entwickelt, wie moderne Technologien hilfreich sein können. Dieser „Leitfaden einer digitalen 3D-Dokumentation eines Grabungsschnittes“ soll im kommenden Sommersemester in einem „Guided Project“ am Institut für Informatik weiterentwickelt und auf seine Anwendung und Effizienz geprüft werden. Im nächsten Schritt soll das 3D-Dokumentationssystem noch um ein Analysetool erweitert werden.
Gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung
Die Fritz-Thyssen-Stiftung fördert das Forschungsprojekt insgesamt zwei Jahre. Das interdisziplinäre Projekt leitet Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb vom Archäologischen Institut der Universität zu Köln. Unterstützt wird das Team vom Archäologischen Park Xanten (Dr. Martin Müller, Dr. Norbert Zieling), vom Institut für Informatik (Prof. Dr. Horst Stenzel) und vom Institut für Baubetrieb und Vermessung (Prof. Dr.-Ing. Knud Sauermann) der TH Köln sowie von der Universität Basel – Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (Dr. habil. Sabine Deschler-Erb) und Scandric I 3D Solution aus Bochum.
Dezember 2018