„Resiliente Kreislaufwirtschaft 5.0 im globalen Kontext“
Das Forschungsclusters Circular Transformation Lab und Lehr- und Forschungszentrum :metabolon sind Mitinitiatorinnen einer deutschlandweiten DKN Arbeitsgruppe
Die Menschheit verbraucht jedes Jahr mehr Ressourcen, als die Erde hergibt. Der Erdüberlastungstag lag im Kalenderjahr 2024 noch mal einen Tag früher als 2023, nämlich am 1. August 2024. Bezogen auf Deutschland fiel der Stichtag bereits auf den 2. Mai. Um unsere endlichen natürlichen globalen Ressourcen zu schonen, wäre daher eine konsequentere Transformation notwendig: Weg von den linearen Strukturen des Produzierens, Konsumierens und Wegwerfens hin zu einer Kreislaufwirtschaft.
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden, um den Lebenszyklus der Produkte zu verlängern. So, wie sich die „Industrie 4.0“ nach Willen der EU zu 5.0 transformieren soll, will auch die Kreislaufwirtschaft eine neue Evolutionsstufe nehmen und sich um den Aspekt der Nachhaltigkeit erweitern. Das heißt Digitalisierung, gesellschaftliche Transformation und internationale Zusammenarbeit sollen zukünftig bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft immer mitgedacht und eingebettet werden.
Dieses Ziel verfolgt auch die neu gebildete Arbeitsgruppe „Resiliente Kreislaufwirtschaft 5.0 im globalen Kontext“ des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DKN). Deren aktuell neun Mitglieder kommen aus sieben Einrichtungen und Hochschulen in Deutschland: Das Forschungsclusters Circular Transformation Lab sowie das Lehr- und Forschungszentrum :metabolon der TH Köln (Prof. Dr. Christian Wolf und Dr. Himanshu Himanshu), das Wuppertal Institut (Prof. Dr. Henning Wilts und Giacomo Sebis), die TU München (Prof. Dr. Magnus Fröhling), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Prof. Dr. Anna-Kathrin Hornidge), Universität Bremen (Prof. Dr. Raimund Bleischwitz) und TU Hamburg (Prof. Dr. Kerstin Kuchta) sowie der Bergische Abfallwirtschaftsverband BAV (Monika Lichtinghagen-Wirts).
Derzeit würden die globalen Schlussfolgerungen des Konzepts einer resilienten Kreislaufwirtschaft 5.0 nicht weit genug gedacht werden, lautet das Urteil der beteiligten Wissenschaftler*innen. Auch wenn die jahrzehntelang etablierte Produktion von ressourcen- und abfallintensiven Prozessen immer weiter intensiviert wird: Vor allem für die Länder auf der Südhalbkugel habe es erhebliche Folgewirkungen, wenn Stoffflusssystemen einmal zurückgehen werden. Gleiches gilt für den Export von Abfällen zum Recycling. Es fehle bislang an konkreten Kriterien zur Bewertung solcher „Spillover-Effekte“, die durchaus negativ ausfallen können. Zum Beispiel, wenn die Anforderungen an eine digitalisierte Kreislaufwirtschaft dazu führen würde, dass sich der deutschen bzw. europäischen Markt abschotten würde.
Im Fokus der Arbeitsgruppe stehen daher unter anderem folgenden Fragen: Wie sieht eine resiliente Kreislaufwirtschaft 5.0 aus, die auch global zur Nachhaltigkeit beiträgt? Welche Funktionen und Strukturelemente sind dazu erforderlich? Und wo besteht Forschungsbedarf?
Erste Antworten möchte die Arbeitsgruppe in den kommenden zwei Jahren finden, als Grundlage zur Etablierung einer Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ein großes Anliegen der Forscher*innen ist dabei, möglichst viele Nachwuchswissenschaftler*innen einzubeziehen.
November 2024