Maßnahmen reichen nicht aus, um Frauen und Männer im Wissenschaftssystem gleichzustellen
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gibt eine Stellungnahme zu Frauen in der Wissenschaft heraus und empfiehlt Maßnahmen in vier Bereichen
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In ihrer beratenden Funktion von Politik und Öffentlichkeit zeigt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Entwicklungen der Gleichstellung von Frauen und Männern im deutschen Wissenschaftssystem auf und leitet Handlungsempfehlungen ab.
Die Arbeitsgruppe der Leopoldina kommt zu dem Schluss, dass das deutsche Wissenschaftssystem nach wie vor von Männern dominiert wird und Frauen insbesondere in Führungspositionen eklatant unterrepräsentiert sind. Die bisherigen Mittel und Maßnahmen haben die Situation etwas verbessert, reichen aber nicht, um das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft zu erreichen. Die Arbeitsgruppe sieht durch die Nichterreichung der Gleichstellung nicht nur ein Problem der Gerechtigkeit, sondern auch eine Gefahr für die Zukunft der deutschen Wissenschaft.
Um der Unterrepräsentanz von Frauen in der Wissenschaft zu begegnen, schlägt die Arbeitsgruppe Veränderungen in vier Bereichen vor: Strukturen verändern, Frauen ermächtigen, Frauen sichtbar machen und Fortschritte dokumentieren und überprüfen. Sie plädiert dafür die Vergabe von institutionsgebundenen Mitteln und persönlichen Leistungszulagen an der Erreichung von Gleichstellungszielen zu orientieren, mehr unbefristete Stellen zu schaffen und das Kaskadenmodell in der Gleichstellungspolitik zu überdenken. Angesichts der geringen Zahl an Frauen, die nach der Promotion im Wissenschaftssystem verbleiben, rät die Arbeitsgruppe Frauen ab der Postdoc-Phase durch Maßnahmen wie der materiellen Unterstützung von jungen Familien oder karriererelevante, wiederkehrende Termine in Kernzeiten zu verlegen und Teilzeitstellen zu reduzieren, da diese zu dauerhaften Karrierenachteilen führen.
Um Frauen sichtbarer zu machen, sollen u.a. wissenschaftliche Konferenzen mit geringer Präsenz von Frauen nicht mehr finanziell unterstützt werden. Ebenfalls wird empfohlen die Fortschritte genau zu dokumentieren und Kategorien wie Familienstand, Alter, Region u.v.m. zu erfassen, um zielgenauere Gleichstellungsmaßnahmen initiieren zu können.
September 2022