Lehrpreis der Fachhochschule Köln: Studierende lernen das Forschen
Ein Planspiel zur Entwicklung eines Arzneimittels, ein Seminar zur Stärkung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Köln-Mülheim und ein Praxismodul zur Produktentwicklung im Bereich Fahrzeugtechnik und Mobilität haben den mit jeweils 3.000 Euro dotierten Lehrpreis der Fachhochschule Köln gewonnen.
Mit einem Sonderpreis wurde das Schreiblabor von zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen ausgezeichnet. Der Lehrpreis der Fachhochschule Köln wird für herausragende, bereits erprobte Lehrkonzepte vergeben, bei denen das Forschende Lernen im Mittelpunkt steht. Die Preise wurden im Rahmen des 5. Tages der exzellenten Lehre der Hochschule verliehen.
Die heute mit dem Lehrpreis ausgezeichneten Konzepte zeigen auf herausragende Weise, wie die Lehre an Hochschulen in Zukunft immer häufiger aussehen wird: Die Lehrenden beteiligen ihre Studierenden am Prozess des Forschens oder passen die Lernsituation an reale Forschungsprozesse an,
sagt Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin für Lehre und Studium. "Besonders wichtig war uns bei der diesjährigen Preisvergabe, dass das Forschende Lernen in den Konzepten zum Tragen kam. Die Studierenden sollen ihre Fragestellungen selbstständig erarbeiten und den Forschungsprozess eigenständig strukturieren. Das erfordert eine intensive Kommunikation zwischen Professorinnen und Professoren sowie den Studierenden", so Heuchemer weiter.
Lehrpreis der Fachhochschule Köln
Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin für Lehre und Studium (4.v.r.), mit dem Lehrendenteam "Pharmazeutische Chemie" (Bild: Heike Fischer/FH Köln)
v.l. Fabian Bongertz, Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Prof. Dr. Michael Frantzen (Bild: Heike Fischer/FH Köln)
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Planspiel Pharmevolution
Für sein Planspiel Pharmevolution wurde das Lehrendenteam "Pharmazeutische Chemie", koordiniert von Prof. Dr. med. Yvonne-Beatrice Böhler von der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften, ausgezeichnet. Das Pflichtmodul für das fünfte Semester des Bachelorstudiengangs Pharmazeutische Chemie macht den kompletten Forschungs- und Entwicklungszyklus eines Arzneimittels für Studierende greifbar. Die teilnehmenden Studierenden konkurrieren in zwei Pharma-Spin-Off-Unternehmen um den Forschungsauftrag für ein neues Arzneimittel. Pharmevolution gibt konkrete Antworten auf die Frage: Wie forscht die pharmazeutische Industrie?
Die Studierenden simulieren theoriegeleitet die Entwicklungsstufen eines Arzneimittels vom Wirkstoff bis zur Marktreife und wenden dabei Wissen aus den Bereichen Pharmazeutische Chemie und Analytik, Bio-Pharmazeutische Chemie, Pharmazeutische Technologie und Pharmamanagement an. Das Planspiel ist ein offenes Lehrsetting, in dem die Studierenden ihre Aufgabenplanung und -umsetzung selbstständig organisieren. Dabei lernen die Studierenden unter anderem die gegenseitigen Abhängigkeiten der verschiedenen Stufen des Entwicklungsprozesses kennen, wie sie in der pharmazeutischen Industrie Alltag sind.
Seminar "Praxisforschung – Empowerment von Jugendlichen mit Migrationshintergrund"
Jugendliche mit Migrationshintergrund sind in vielen Fällen strukturell benachteiligt. Um ihnen zu mehr Selbstbestimmung über das eigene Leben zu verhelfen, haben Studierende unter der Leitung von Prof. Dr. Schahrzad Farrokhzad vom Institut für interkulturelle Bildung und Entwicklung, unterstützt von einer Tutorin, im einsemestrigen Seminar "Praxisforschung – Empowerment von Jugendlichen mit Migrationshintergrund", die Lebenswelten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Köln-Mülheim erforscht. Zugleich suchten sie nach Handlungsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit, um deren gesellschaftliche Teilhabe zu erhöhen.
Die Studierenden des fünften Semesters im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit entwickelten selbstständig qualitative Forschungsdesigns, die sie auch eigenständig umsetzten. Insgesamt fünf Forschungsvorhaben wurden verwirklicht: eine Wirkungsanalyse des Mentoringprojektes "Me 4 You – Mentoring for Youngsters", drei Befragungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei unterschiedlicher Schwerpunktsetzung und die Recherche nach Empowermentprojekten der Sozialen Arbeit, um Good Practice-Beispiele zu identifizieren. Im Seminar waren Studierende aus Familien verschiedenster Herkunftsregionen vertreten. Migrations- und Integrationsfragen wurden kontrovers diskutiert.
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Die Pressemitteilung vom 9. Juni 2015 als PDF lesen.
Produktentwicklung im Bereich Fahrzeugtechnik und Mobilität
Prof. Dr. Michael Frantzen vom Institut für Fahrzeugtechnik erhält den Lehrpreis für ein Praxismodul im Fach Vehicle Concepts & Integration im Masterstudiengang Automotive Engineering. Inspiriert durch reale Industrieprozesse entwickelte Frantzen mit einem interdisziplinären Team aus Hochschul- und Industrievertretern das Educational Product Development System (EPDS) für Lehrveranstaltungen im Bereich der Fahrzeugtechnik und Mobilität – eine vereinfachte Darstellung der realen Produktentwicklung, mit der die Studierenden auf die Abläufe im industriellen Alltag vorbereitet werden.
Im Mittelpunkt von EPDS stehen Projektplanung, Marktforschung, Konzept- und Designreife sowie Konstruktion eines Produktes aus dem Bereich Fahrzeugtechnik und Mobilität. Hinzu kommen Vorträge von Fachleuten aus der Industrie. Die Kooperation mit Industriepartnern und Dozenten anderer Hochschulen ermöglicht es, dass zu jedem Bereich ein technischer Spezialist vorträgt. Die Zusammenführung der Teilbereiche führt zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Forschungs- und Entwicklungsprozesses.
Sonderpreis für das Schreiblabor
Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Vanessa Mai vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft und Daniela Meinhardt von der Köln International School of Design (KISD) erhalten den mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis für ihr Projekt "Augen auf und ab auf die Insel. Das Schreiblabor". Trans- und interdisziplinäre Projekte erfordern es, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Wissenschaftssprache ihrer Partner kennen. Solche Projekte geraten jedoch schnell an ihre Grenzen, wenn den Studierenden buchstäblich die Worte fehlen, um ihre Erkenntnisse in einen Diskussion einzubringen.
Das Schreiblabor bereitet Studierende auf das wissenschaftliche Arbeiten vor und stellt dabei den gesamten Schreibprozess in den Mittelpunkt. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Kurses können Studierende Schwächen des eigenen Schreibstils identifizieren und Gegenstrategien anwenden sowie als Rezipient oder Produzent mit wissenschaftlichen Texten umgehen. Das Schreiblabor, das bislang den Studierenden der Fakultät für Kulturwissenschaften vorbehalten war, soll künftig in Kooperation mit dem Zentrum für akademische Qualifikation und wissenschaftliche Weiterbildung (ZaQwW) für alle Studierenden geöffnet werden.
Lehrpreis der Fachhochschule Köln
Mit dem in diesem Jahr zum dritten Mal ausgelobten Lehrpreis möchte die Fachhochschule Köln herausragende und innovative Lehrleistungen sichtbar machen und das besondere Engagement von Einzelnen und Teams würdigen. Der Lehrpreis betont die Bedeutung der Lehre für die Bildung des akademischen Nachwuchses und zeigt, wie viele gute Konzepte in der Lehre an der Fachhochschule Köln entwickelt werden. Der Lehrpreis 2015 wurde für herausragende erprobte Lehrkonzepte vergeben, die das Forschende Lernen in besonderer Weise fördern. Die Lehrenden beteiligen mit diesen Konzepten ihre Studierenden am Prozess der Wissenschaft, beziehungsweise passen die Lernsituationen der Studierenden an die Prozesse des Forschens im jeweiligen Fach oder in interdisziplinären Settings an.
Juni 2015