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Vier Preise für transformatives Lehren und Lernen

Eine Gruppe von Menschen schaut lächelnd in die Kamera. (Bild: Thilo Schmülgen / TH Köln)

Die TH Köln gilt bundesweit als Pionierin in der Entwicklung und Gestaltung innovativer hochschuldidaktischer Konzepte. Die wegweisenden und zukunftsorientierten unter ihnen zeichnet die Hochschule jährlich mit dem Lehrpreis und erstmalig auch mit dem Studienpreis aus, die jetzt im Rahmen des Tags für die exzellente Lehre verliehen wurden. Jeder der vier Preise ist mit je 5.000 Euro dotiert.

„Die permanente Weiter- und Neuentwicklung von Lehr- und Studienarrangements gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer Hochschule. Denn die uns umgebende Welt und die relevanten Fragestellungen unserer Zeit werden zunehmend komplexer und erfordern vielschichtige Antworten. Dies muss sich in der Art und Weise niederschlagen, wie wir Kompetenzentwicklung ermöglichen. Unsere Studierenden werden künftig in vielen Berufsfeldern in interdisziplinären Teams arbeiten. Darauf bereiten wir sie schon in ihrer Studienzeit vor“, sagt Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Präsidentin der TH Köln.

Die Natur macht es vor: Trinkwasser aufbereiten

In der Kategorie „Idee“ des Lehrpreises gewinnt ein Team um Prof. Dr. Miriam Sartor vom Lehr- und Forschungszentrum (LFZ) :metabolon. Unter dem Titel „Von der Natur Umwelttechnik lernen“ sollen Studierende der Ingenieurwissenschaften ein tieferes Verständnis für die Vorgänge in der Natur erlangen, um auf dieser Basis nachhaltige umwelttechnische Prozesse zu entwickeln.

Eingereicht wurde dazu das Fallbeispiel der Trinkwasseraufbereitung. Hierbei sollen Studierende künftig die natürliche Versickerung des Wassers und die Grundwasserneubildung mit der technischen Trinkwassergewinnung vergleichen. Dabei werden die natürlichen Stofftransport- und Austauschprozesse im Boden erlernt und auf eine Trinkwasseranlage übertragen. Mit Hilfe von am LFZ :metabolon verfügbaren Materialien wird eine entsprechende Maschine aufgebaut.

Zugang zu Kultur für alle

Der Lehrpreis in der Kategorie „Entwurf“ geht an Prof. Dr. Laura Popplow und Prof. Dr. Lasse Scherffig von der Köln International School of Design für ein Lehrprojekt, das Menschen mit Behinderung in den Designprozess einbezieht und bereits einmal umgesetzt wurde. Dafür arbeiteten die Professor*innen mit Un-Label e.V. zusammen, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für einen inklusiven und barrierefreien Zugang zu kulturellen Veranstaltungen einsetzt und den Kontakt zu Betroffenen herstellte.

Als Einstieg in die Projektphase brachten diverse Expert*innen den Studierenden verschiedene Arten von Behinderung und die damit verbundenen Herausforderungen näher. Anschließend konzentrierten sich die Studierendengruppen auf Aspekte der Barrierefreiheit wie Hören, Sehen und Leichte Sprache sowie die Frage, wie kulturelle Veranstaltungen in Bezug darauf partizipativer gestaltet sein können.

Brücke über den Rhein

Mit dem Thema Hybride Raumforschung gewannen Prof. Dr. Nadine Zinser-Junghanns und ihr Team von der Fakultät für Architektur den Lehrpreis in der Kategorie „Validierte Entwicklung“. Das Konzept verknüpft mehrere Module des Masterstudiengangs Architektur über zwei Semester. Die Studierenden erleben dabei einen ganzheitlichen Lernprozess von der theoretischen Fundierung bis zur praktischen Anwendung und suchen mit neuesten Technologien nach nachhaltigen Lösungen für Raum und Objekt.

Als Praxisbeispiel diente etwa im Sommersemester 2024 die Gestaltung einer Rad- und Fußgängerbrücke über den Rhein, die den Ubierring mit dem Deutzer Hafen verbindet. Die dabei entwickelten Entwürfe fungierten nicht nur als Verkehrsweg, sondern als hybrider Ort mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Nutzungen.

Studierende gestalten ihre Praktika neu

Die Gewinner*innen des Studienpreises sind Simon Boes, Anton Güthenke und Laura-Marie Richardt, die am Campus Gummersbach studieren. Dort stellten sie fest, dass es im Grundstudium zahlreiche Laborpraktika gibt, die mit Schritt-für-Schritt-Arbeitsanweisungen organisiert sind und kein kreatives Forschen erlauben. Um hier Abhilfe zu schaffen, schrieb Richardt ihre Bachelorarbeit über die Optimierung des Optiklaborpraktikums und entwickelte gemeinsam mit Güthenke eine Vorgehensweise, die Studierende schrittweise an das offene Experimentieren heranführt.

Güthenke kreierte zudem ein Modul für die Mechanik, in dem Gruppen in einem Wettbewerb Brücken bauen und so die Inhalte vertiefen und anwenden. Boes passte das Praktikum in der Elektrotechnik an und führte ein Selbstlernlabor ein, in dem die Studierenden Lücken in den Lehrinhalten selbstständig schließen können. Zukünftig soll es einen „Light up the Room“-Contest geben, bei dem die Teilnehmenden ein Lichtkonzept für einen kleinen Raum gestalten, aufbauen und testen.

Keynotes, Fishbowl und Safari

Der Tag für die exzellente Lehre 2024 stand unter dem Motto „Transformatives Lernen für nachhaltige gesellschaftliche Lösungen“. Die Veranstaltung begann mit den Keynotes von Prof. Dr. Mandy Singer-Brodowski zu „Transformatives Lernen für nachhaltige gesellschaftliche Lösungen?!“ sowie Dr. Ivo van den Berk zu „Handlungsspielräume für Transfer ermöglichen“. Es folgte eine Fishbowl-Diskussion zu transformativem Lernen, Zukunftskompetenzen in der Lehre und der co-kreativen hochschulweiten Entwicklung von Kriterien für die Lehr- und Studienpreisvergabe. Nach den Preisverleihungen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, bei der REDiEE-Safari Lehrkonzepte und Tools des Projekts „Roll-out, Empowerment, Design in Engineering Education“ kennenzulernen.

September 2024

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