Kölner COVID-19 Pandemiestudie (KCP)

Prof. Dr. Sefik Tagay untersucht zusammen mit Studierenden der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften in einer mehrstufigen Studie, wie Studierende die COVID-19 Pandemie erleben. Im Interview berichtet Prof. Tagay über erste Ergebnisse und lädt alle Studierenden der TH Köln ein, für den zweiten Teil der Studie an einer Umfrage teilzunehmen.

Prof. Tagay, wie lauten die ersten Ergebnisse der Studie?

Tagay: Zunächst haben wir Studierende an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften nach Einflüssen der Online-Lehre im Sommersemester 2020 auf ihr Studium gefragt. 59 Prozent der Studienteilnehmer*innen geben an, aufgrund der Online-Lehre weniger Motivation für das Studium zu haben. Die überwältigende Mehrheit (82 Prozent) wünscht die Präsenzlehre wieder zurück. Dazu passt das Ergebnis, dass 86 Prozent vor allem den fehlenden Austausch mit Mitstudierenden und 73 Prozent den fehlenden Austausch mit Lehrenden als zentrale Nachteile der Online-Lehre angeben.

Interessant fällt das Ergebnis auf die Frage aus, welche Lehrformate sich die Studierenden wünschen: 60 Prozent bevorzugen eine Kombination von Präsenz- und Online-Lehre, eine reine Online-Lehre wird lediglich von rund 10 Prozent befürwortet und die restlichen 30 Prozent wünschen sich eine reine Präsenzlehre.

Besonders bedenklich finde ich, dass 50 Prozent der Studierenden angeben aufgrund der Online-Lehre weniger Struktur in ihrem Studium und ihrem Lernen zu haben, was wiederum die Studium- und Lernmotivation vermutlich negativ beeinflusst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die COVID-19 Pandemie in Verbindung mit der Online-Lehre die Tagesstruktur der Studierenden erheblich verändert.

Ein besonders erfreuliches Ergebnis des Online-Semesters 2020 ist, dass die Lehrenden mit 83 Prozent insgesamt als sehr unterstützend erlebt werden; ebenso schätzen rund 90 Prozent der Studienteilnehmer*innen die Maßnahmen der TH Köln zur COVID-19 Pandemie als nachvollziehbar ein.

Warum erweitern Sie jetzt den Kreis der Befragten um Studierende anderer Fakultäten?

Tagay: Je nach Studiengang unterscheiden sich die Studierenden stark, zum Beispiel in der Soziodemografie, wie etwa in der Geschlechterverteilung. Inwiefern das zu spezifischen Unterschieden aber auch zu fakultätsübergreifenden Gemeinsamkeiten führt, interessiert uns bei dem Vergleich. In STUDIE-2 möchten wir möglichst viele Studierende auch der anderen Fakultäten unserer Hochschule befragen.

Darüber könnten wir wichtige Erkenntnisse gewinnen, die für die weitere Konzeption unserer Lehre, für gesellschaftliche Herausforderungen, zum Beispiel Fragen der Gesundheit, sowie für vielfältigen Wissenstransfer von Nutzen sein könnten. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn wir von allen Fakultäten ausreichend große Fallzahlen zusammenbekommen, um valide Vergleiche vornehmen zu können.

Und wie geht es dann weiter?

Tagay: Köln gilt nach Berlin und München mit seinen 24 Hochschulen als drittgrößter Bildungsstandort in Deutschland. In STUDIE-3 möchten wir daher Studierende auch der anderen Hochschulen in Köln einladen, an unserer Umfrage teilzunehmen. Mit den Ergebnissen der STUDIE-3 werden wir dann sehr differenziert hochschulübergreifend die Situation der Studierenden in der Pandemie abbilden können.

September 2020

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