Jens Waldoch – Vom Studierenden zum Leiter des Ausbildungszentrums Oberhausen

Als Jens Waldoch im Jahr 2006 sein duales Bauingenieur-Studium aufnahm, konnte er nicht ahnen, dass er zehn Jahre später den Aufbau eines der modernsten Ausbildungszentren Deutschlands verantwortlich betreuen und anschließend leiten würde.

Jens Waldoch Jens Waldoch (Bild: Berufsförderungswerk der Bauindustrie)

Dabei hätte es auch ganz anders kommen können, denn nach dem Zivildienst hatte sich Jens Waldoch für eine Ausbildung zum Betriebswirt beim Baukonzern Hochtief Construction AG beworben. Doch der Ausbilder war angesichts von Waldochs vielfältigen Ferienjobs auf dem Bau der Meinung, dass ein duales Studium im Baubereich wesentlich besser zu ihm passen würde. Der gebürtige Gelsenkirchener ließ sich überzeugen und schrieb sich zum dualen Bauingenieur-Studium mit Vertiefungsrichtung Baubetrieb an der TH Köln – damals noch Fachhochschule Köln – ein.  Neben den Tagen im Hörsaal lernte er zusammen mit seinen KommilitonInnen zunächst drei Tage pro Woche am Ausbildungszentrum Kerpen. Hier absolvierte Jens Waldoch im Rahmen des dualen Studiums seine dreijährige Ausbildung zum Zimmerer. In den Semesterferien war dann Arbeit auf der Baustelle angesagt. Jens Waldoch ist von seiner Studienwahl überzeugt: „Das duale Studium Bauingenieurwesen verbindet in idealer Weise Theorie und Praxis und gibt einem das erforderliche Rüstzeug für die berufliche Zukunft.“ Ein besonderes Highlight im Studium war das fünfmonatige Praktikum in Katar, bei dem er erste praktische Erfahrung als Bauleiter sammeln konnte – und das auf einer Baustelle, die für mitteleuropäische Vorstellungen gewaltig war: „Es gab fünf Bauabschnitte, allein mein Abschnitt war 1285 Meter lang. Ich wurde schon etwas ins kalte Wasser geworfen, habe dadurch aber gelernt, selbstständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen,“ resümiert Jens Waldoch diese ungewöhnliche Auslandserfahrung, die andererseits perfekt zu ihm passt, ist er doch in seiner Freizeit ein leidenschaftlicher Globetrotter.

Aber so sehr es ihn in die Ferne zieht, so sehr ist er auch seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, verbunden. Auf Vermittlung von Prof. Dr. Knud Sauermann vom Institut für Baubetrieb und Vermessung machte er die Kernsanierung eines Baukomplexes der Ruhr-Universität Bochum zum Thema seiner Diplomarbeit und wurde anschließend von der ausführenden Firma Hochtief übernommen. Nach mehreren Jahren als Bauleiter in Düsseldorf und Bochum ergab sich dann im Jahr 2016 eine neue Chance: Das Berufsförderungswerk der Bauindustrie NRW plante ein neues Ausbildungszentrum (ABZ). Am Standort Oberhausen konnte eine bestehende Immobilie erworben werden, die fast perfekt den Anfordernissen entsprach. Bei der Kernsanierung und dem Umbau zum Ausbildungszentrum fungierte Jens Waldoch als Bauherrenvertreter und nach zwei Jahren Bauzeit und einer Investition von 27 Millionen Euro konnte der Komplex als modernstes Ausbildungszentrum der Bauindustrie in Deutschland im Mai 2019 feierlich eröffnet werden. Leiter wurde derjenige, der schon den Umbau verantwortete: Jens Waldoch.

Als Leiter des Ausbildungszentrums trägt Jens Waldoch die Gesamtverantwortung. Etwa 40 Mitarbeiter sind in Oberhausen tätig, ein Großteil in der Ausbildung. Daneben gibt es die Verwaltung, eine Kantine und ein Gästehaus. Hier stellt das Berufsförderungswerk günstige Übernachtungsmöglichkeiten bereit, denn viele der täglich etwa 200 bis 300 Azubis, die sich je nach Fach und Lehrjahr im Ausbildungszentrum wochenweise abwechseln, kommen von außerhalb. Alle Berufe der Bauindustrie sind vertreten: Vom Straßen-, Gleis und Kanalbauer über Maurer und Feuerungs- und Schornsteinmaurer (als einzige Ausbildungsstätte in Deutschland) bis hin zu Baugeräteführern und Industriemechanikern. Aber auch Kaufleute und dual Studierende werden am ABZ in Oberhausen ausgebildet, ebenso gibt es Weiterbildungsangebote für Vorarbeiter und Poliere.

Jens Waldoch mit Ministerin Ina Scharrenbach Jens Waldoch mit Ministerin Ina Scharrenbach (Bild: Berufsförderungswerk der Bauindustrie)

Corona machte natürlich auch vor dem ABZ nicht Halt, aber nach zweimonatiger Schließung ab März 2020 konnte die Ausbildung mit Einschränkungen wieder aufgenommen werden. Als Leiter führt Jens Waldoch auch Besucher durch das Ausbildungszentrum – und die kommen reichlich: Neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von anderen Bildungsstätten und Vertretern von Berufsschulen und Firmen, die sich den neuesten Stand in der Ausbildung anzuschauen möchten, waren auch hochrangige Politikerinnen und Politiker in Oberhausen zu Gast: So führte Jens Waldoch Ministerin Ina Scharrenbach sowie die Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart und Lutz Lienenkämper durch das Ausbildungszentrum. Jens Waldochs Begeisterung für seine Aufgabe ist deutlich zu spüren. Und seine Herkunft möchte er auch nicht verleugnen, wie man an seinem Zungenschlag feststellt: Als „authentischer Ruhrpott-Typ“ wurde er einmal von einem Gast bezeichnet – und das wohl völlig zu Recht!

Brückenbau in Ruanda Brückenbau in Ruanda (Bild: privat)

Seine spannendste Baustelle liegt aber ganz weit weg: Im Rahmen eines Hilfsprojekts der Organisation „Bridges to Prosperity“ wurde Jens Waldoch gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern von seinem damaligem Arbeitgeber Hochtief freigestellt, um in Ruanda unentgeltlich eine Brücke zu bauen. Dort kamen die Kinder in der Regenzeit nicht zur Schule und ihre Eltern nicht zum Markt: Von der neuen Brücke profitieren viele Menschen, die Dankbarkeit war groß. Und nun hilft Jens Waldoch im ABZ Oberhausen mit, jungen Menschen eine Brücke ins Berufsleben zu bauen!

Dezember 2020

Studierende mit einem Vermessungsgerät (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)

Bauingenieurwesen (Bachelor)

Die Umwelt gestalten: Das ist Aufgabe von Bauingenieurinnen und Bauingenieuren. Sie planen, berechnen und konstruieren Gebäude, Brücken, Tunnel, Wasserstraßen, regeln Bauabläufe oder entwickeln Verkehrsmodelle. Das Grundstudium vermittelt dafür die bauspezifischen Grundlagen und Methoden. Angeboten wird der Studiengang von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik.

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