Was treibt Sie an? Interview mit Prof. Dr. Ramchandra Bhandari
Prof. Dr. Ramchandra Bhandari ist Professor für Renewable Energy Systems an der Fakultät für Raumentwicklung und Infrastruktursysteme. Dort arbeitet er an der Förderung erneuerbarer Energien und der Ökobilanzierung von Energiesystemen. Für seine wissenschaftliche Leistung erhält Prof. Dr. Bhandari nun den Forschungspreis der TH Köln. Im Interview spricht er über seine Arbeit und seine Motivation.
Herr Bhandari, im Wintersemester 2005/06 haben Sie an der TH Köln Ihren Master in Renewable Energy Management begonnen. Rund siebeneinhalb Jahre später traten Sie Ihre Professur an der Hochschule an. Wie haben Sie diesen Perspektivenwechsel erlebt?
Ich arbeite heute mit Kolleginnen und Kollegen zusammen, bei denen ich früher selbst noch im Hörsaal saß – das ist natürlich erst einmal ungewöhnlich, war und ist aber auch eine wertvolle Erfahrung. Darüber hinaus bringt es in der Lehre viele Vorteile mit sich, wenn man beide Seiten kennt. Es hilft mir sehr, dass ich die Rahmenbedingungen, Erwartungen und Möglichkeiten der Studierenden sehr gut kenne. Dieses Wissen kann ich in meine Arbeit einbinden.
Seit 2015 wurden 17 Lehr- und Forschungsprojekte von Ihnen durchgeführt, Sie haben rund 30 Veröffentlichungen publiziert und betreuen derzeit neun Promovierende. Wie schaffen Sie das?
Das ist natürlich nicht einfach, aber ich habe ein gutes Team hinter mir – das ist sicherlich die wichtigste Komponente. Dazu zählen vor allem die Studierenden sowie die Doktorandinnen und Doktoranden, die mich bei Forschungsprojekten unterstützen. Auch die Kooperationspartner, mit denen ich zum Teil schon lange zusammenarbeite, leisten tolle und verlässliche Arbeit. Nicht zuletzt sind es aber auch Präsidium und Verwaltung der Hochschule, die vieles möglich machen und ohne die es letztlich nicht weitergehen würde. Nur dank dieser Rahmenbedingungen kann ich mich in vielerlei Hinsicht wissenschaftlich entfalten.
Warum haben Sie sich für den Bereich erneuerbare Energien und Umwelt entschieden?
Das war in erster Linie eine persönliche Entscheidung. In meiner Heimat Nepal sind heute etwa 85 Prozent der Haushalte an das Stromnetz angeschlossen – zu meiner Zeit waren es gerade einmal 50 Prozent und ich selbst bin ohne Zugang zu Strom aufgewachsen. Das hat mein Interesse an der Thematik geweckt. Darüber hinaus hat mich auch Deutschland sehr geprägt, vor allem mit Blick auf mein Umweltbewusstsein. Während meines Masterstudiums an der TH Köln habe ich zudem viel Praxiserfahrung sammeln dürfen. Das alles hat mich letztlich motiviert, im Bereich erneuerbare Energien und Umwelt zu forschen und an Lösungen für globale Probleme zu arbeiten.
Wie kam es zu Ihrem Forschungsschwerpunkt Afrika?
Der erste Kontakt mit Afrika kam eher zufällig zustande, als ich im Jahr 2013/14 auf ein ausgeschriebenes Projekt in Algerien aufmerksam geworden bin. Die grundsätzliche Motivation, Energienetze in Afrika zu entwickeln und zu optimieren, liegt sicherlich in meiner Biografie. In vielen Ländern dort ist die Anbindung an das Stromnetz noch schlechter als damals in Nepal. Mein Ziel ist es daher, Lösungen zur Verbesserung dieser Situation zu entwickeln. Durch die persönliche Nähe zu diesem Thema bereitet es mir sehr viel Freude, wenn ich einen Beitrag zum Fortschritt in diesen Ländern leisten kann.
Alle von Ihnen durchgeführten Lehr- und Forschungsprojekte fanden mit internationalen Kooperationspartnern statt. Wie wichtig ist eine solche fachliche Vernetzung für die Forschung?
Ohne diese Vernetzung geht es gar nicht. Es gibt sicherlich auch wichtige Themen im Bereich Energie und Umwelt, die nur lokal betrachtet werden können. Zahlreiche Fragestellungen rücken allerdings globale Aufgaben in den Fokus. Um diese zu meistern sowie Optimierungspotenziale auszumachen und zu entfalten, ist ein Wissensaustausch durch Lehr- und Forschungsprojekte mit internationalen Kooperationspartnern meines Erachtens unerlässlich.
Woran forschen Sie in zehn Jahren?
Das ist schwer zu sagen. Vor zehn Jahren hätte ich sicherlich nicht gedacht, dass der Stand der Technik im Bereich der erneuerbaren Energien heute dort ist, wo er ist. Diese Entwicklung wurde extrem beschleunigt. Das hat einerseits natürlich mit dem technologischen Fortschritt zu tun, vor allem aber auch mit einem wachsenden Umweltbewusstsein. Dadurch wurde eine Nachfrage geschaffen, die wiederum die Produktion entsprechender Technologien angekurbelt hat. Mit Blick auf diese Entwicklung kann man durchaus annehmen, dass fossile Energien in den kommenden Jahren stetig abgebaut werden und es immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien geben wird. Daran könnte ich in Zukunft forschen. Aber vermutlich werde ich auch in zehn Jahren noch einmal überrascht werden, was sich bis dahin getan haben wird.
Februar 2021