"Jedes Mal etwas Positives mitnehmen"

Lennart Schwark (Bild: Lennart Schwark)

Lennart Schwark, Absolvent der TH Köln, hat im Team emiigo gegründet: eine Online-Suchmaschine für lokal verfügbare Produkte. Im Interview spricht er darüber, wie sein BWL-Studium auf die Gründung vorbereitet hat, wie wichtig der Rückhalt von Mentor*innen und Familie ist und welches die nächsten großen Schritte von emiigo sind.

Du hast eine Minute im Fahrstuhl mit einem möglichen Geldgeber. Wie lautet Euer Elevator Pitch?

Menschen recherchieren heutzutage überwiegend online und entscheiden sich dort für Produkte. Erst danach wird überlegt, wo man das Produkt kaufen kann. Für den Einzelhandel ist ein eigener Online-Shop oder Webauftritt aber oft zu zeitaufwändig und das Können fehlt.

emiigo übernimmt diese Arbeit und kombiniert den gewohnten Online-Komfort mit dem praktischen lokalen Einzelhandel. Produkte werden online gesucht und auf einer Karte wird direkt angezeigt, welches Geschäft in der Nähe das Produkt vorrätig hat. Nutzer*innen verzichten auf nichts, denn auch eine Lieferung per Lastenrad wird über Kooperationspartner angeboten.

Ein Blick zurück: Wie seid Ihr auf die Idee für emiigo gekommen?

Wir waren als Konsument*innen selbst auf der Suche nach einer entsprechenden Lösung. Kein Anbieter konnte die Frage „Wo kann ich Produkt XY in meiner Nähe kaufen?“ einfach beantworten. Dadurch haben wir emiigo komplett aus Sicht der Endnutzer-Perspektive aufgebaut. Wir konnten den Bedarf sowohl bei den Endkonsument*innen, als auch dem Handel selbst frühzeitig validieren. Unterstützung für emiigo erhalten wir durch das Gründerstipendium.NRW und die Aufnahme in die Accelerator Programme des DIGITALHUB Bonn sowie den CyberLab Karlsruhe.

Plötzlich warst Du kein Student mehr, sondern ein Unternehmer. Inwiefern hat die Dich die TH Köln auf dieses neue Leben vorbereitet?

Wenn man sich die Historie der TH Köln ansieht, erkennt man, dass Unternehmertum fest in der Philosophie verankert ist. Mit meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre am Schmalenbach Institut für Wirtschaftswissenschaften habe ich diesen Spirit mit aufgenommen. Allerdings bin ich erst nach meinem Abschluss als Gründer aktiv geworden, sodass die TH Köln erst jetzt bei der Umsetzung unterstützt. Im Rahmen des Gateway-Programms leisten dabei alle Kölner Hochschulen einen wichtigen Beitrag, um Gründungen zu fördern. Im Besonderen lässt sich das Modul „Data Science meets Entrepreneurship“ nennen, welches von Prof. Dr. Annette Blöcher und Prof. Ragna Seidler-de Alwis gehalten wird. Auf das Gelernte greife ich täglich zurück.

Was war Euer größter Rückschlag?

Ganz im Ernst, so einen richtigen Rückschlag hatten wir noch nicht. Allerdings hätten wir uns von einigen Personen deutlich mehr Unterstützung gewünscht.

Wie bist Du damit umgegangen?

Ich glaube, die Kunst ist es, daraus trotzdem jedes Mal etwas Positives mitzunehmen. Wenn jemand zum Beispiel deinen Letter-of-Intent unterzeichnet, weißt du, dass das, was du aktuell machst, für diesen Kunden gereicht hat. Bekommst du in einem Meeting mit jemandem eine eher neutrale oder ablehnende Rückmeldung, kann man diese aber auch gleichzeitig als Feedback nutzen für das nächste Gespräch. Viel wichtiger ist es also herauszufinden, was zu einem Rückschlag oder einer Absage geführt hat, um dies in die Weiterentwicklung einfließen zu lassen.

Wichtig ist es zudem, ein Umfeld zu haben, welches abfedern kann und bei Bedarf Ratschläge gibt. Unsere Mentor*innen aus den Accelerator-Programmen und unser Unterstützer*innen-Kreis gehören genauso dazu wie Familie und Freunde. Mit diesem Rückhalt entwickeln wir emiigo.

Was würdest Du jemanden mit auf den Weg geben, der überlegt, selbst zu gründen?

Gründe nie nur um des Gründungswillen. Klar, die Startup-Szene leuchtet, macht Spaß, lockt mit coolen Coworking-Spaces und einem unbeschreiblich tollen Feeling, doch was bringt es, wenn das Produkt nicht zum Markt passt?

Lies das Buch „Lean-Startup“ von Eric Ries, schau was es zu deiner Idee bereits am Markt gibt und dann leg los! PS.: Wer das Buch nicht lesen will hier die Quintessenz: Build-Measure-Learn und in vielen kleinen Schleifen wiederholen.

Lennart Schwark Lennart Schwark vor dem Gebäude der TH Köln in der Claudiusstraße 1. (Bild: StartUpLab@TH Köln)

April 2022


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