CFP "Jugend in Migrationsgesellschaften" - Internationale Migrationskonferenz 2023
Vom 14.-16. Juni 2023 findet die 23. Internationale Migrationskonferenz zum Thema "Jugend in Migrationsgesellschaften" am Campus Süd der TH Köln statt. Organisiert wird die Tagung u.a. von der Kompetenzplattform für Migration, interkulturelle Bildung und Entwicklung (KOPF) der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften.
CFP zum Konferenzthema «Jugend in Migrationsgesellschaften / Youth in Migration Societies»
Mit dem Thema „Jugend in Migrationsgesellschaften“ wird der Fokus auf das Aufwachsen Jugendlicher unter den Bedingungen einer Gesellschaft gerichtet, deren Mitglieder sich zunehmend und konfliktreich bewusst werden, dass sie in einer Migrationsgesellschaft leben, das heißt in einer pluralistischen Gesellschaft, in der Ein- und Auswanderung zur Normalität gehören. Dies ist eigentlich nichts Neues, Migration ist auch historisch betrachtet der Normalfall ebenso wie die Tatsache, dass durch Migration weltweite Zusammenhänge und Vernetzungen entstehen, die sich im Verlauf der Geschichte häufig verdichtet haben. Relativ neu ist, dass der Normalfall inzwischen mehr oder weniger als solcher wahrgenommen und – das gehört dazu – Gegenstand von Auseinandersetzungen ist.
Gegenstand der Tagung sind Untersuchungen, die Makro-, Meso- oder Mikroperspektiven des Aufwachsens Jugendlicher in Migrationsgesellschaften vorstellen. In den Blick genommen werden sollen strukturelle Rahmenbedingungen, institutionelle Ein- und Ausgrenzungen, subjektive Verortungen sowie individuelle Handlungs- und Deutungsmuster Jugendlicher – auch in sozialen Netzwerken. Darüber hinaus sind die Spannungsverhältnisse von Interesse, die sich zwischen strukturellen Rahmungen, institutionellen Ein- und Ausgrenzungen und den Interaktionen der Jugendlichen mit anderen Personen und Gruppen aus ihren sozialen Netzwerken (z.B. Familie, Peers) ergeben.
Makroperspektive
Strukturelle Rahmenbedingungen sind Produkte diskursiv geprägter und in gesellschaftlichen (z.B. politischen, medialen, alltagsbezogenen) Aushandlungsprozessen entwickelter Narrative rund um das Thema „Jugend in Migrationsgesellschaften“. Sie beziehen sich z.B. auf Aspekte wie Globalisierung, Pluralisierung, Individualisierung, soziale Ungleichheiten und strukturelle Benachteiligungen, auch solche, die im Zusammenhang mit Ideologien der Ungleichwertigkeit stehen (z.B. Rassismus). Dazu gehört auch der Blick auf rechtsstaatliche Verhältnisse.
Mesoperspektive
Auf institutioneller Ebene sollen Rolle und Bedeutung von Institutionen und die mit der institutionellen Verfasstheit korrespondierenden Ein- und Ausgrenzungen thematisiert werden. Hier können zum Beispiel Einrichtungen wie Schule und Berufsausbildungsstätten, für die Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit relevante Vereine, Verbände oder Beratungsstellen betrachtet werden. Fokussiert werden kann auch auf die Auseinandersetzung Jugendlicher mit schulischen und ausbildungsbezogenen Anforderungen, die Wahrnehmung von Angeboten der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit, die Rolle anderer Bereiche der Jugendhilfe und die Beeinflussung Jugendlicher durch, aber auch deren Einflussnahme auf soziale Medien. Hierbei spielen auch Programmatiken und Leitbilder von Institutionen unter Bedingungen einer Migrationsgesellschaft eine Rolle (z.B. diversitätsbewusste Organisationsentwicklung) und ob und inwiefern sie sich im Sinne der Sicherstellung gleichberechtigter Teilhabemöglichkeiten auf Bedingungen einer Migrationsgesellschaft (nicht) eingestellt haben.
Mikroperspektive
Hier geht es bspw. um Prozesse des Aufwachsens Jugendlicher in Interaktion mit Personen und Gruppen in sozialen Netzwerken (z.B. Familie, Peers), um Prozesse der Selbstverortung, die Entwicklung von Identitätskonzepten und damit verbundene Wertevorstellungen, Handlungs- und Deutungsmuster und um die Rolle, die das Aufwachsen unter Bedingungen einer Migrationsgesellschaft spielen kann. Im Fokus sind hier insbesondere Praxen der Alltagsbewältigung in sozialen Netzwerken.
Makro-, Meso- und Mikroperspektive, intersektionale Perspektive, nationale und/oder interna- tionale Perspektive – Spannungsverhältnisse und Widersprüche
Von besonderem Interesse sind Beiträge zu den Spannungsverhältnissen, Widersprüchen und produktiven Konvergenzen, die sich aus dem Zusammenwirken der Makro-, Meso- und Mikroperspektive ergeben. Beiträge zu intersektionalen Perspektiven auf das Aufwachsen Jugendlicher (z.B. Intersektionen zwischen Migrationsgeschichte und Geschlecht) auf der Makro-, der Meso- und auch der Mikroebene sind für die Konferenz von Bedeutung sowie Beiträge, in denen Untersuchungen zu nationalstaatlich gebundenen oder auch internationalen Perspektiven auf Jugend in der Migrationsgesellschaft vorgestellt und diskutiert werden.
CFP offener Teil: Aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen im Kontext von Migration
Im offenen Teil der Internationalen Migrationskonferenz, können Studien zu aktuellen Herausforderungen im Kontext von Migration vorgestellt werden. Von besonderem Interesse sind interdisziplinäre und internationale Untersuchungen zu Bildung, Partizipation, Marginalisierung oder Erinnerungskulturen. Der Fokus kann dabei auch auf Fragen im Zusammenhang mit (neuen) Minderheiten gerichtet sein, also auf Personen und Gruppen, die zwar keine unmittelbare oder sogar keine Migrationserfahrung haben, aber dennoch in öffentlichen Diskursen oder in den sozialen Medien als Migrantinnen und Migranten stigmatisiert werden. Ebenso möglich sind Arbeiten zu Global Citizenship und Global Citizenship Education, entnationalisierende und auf nachhaltige Entwicklung und Friedensbildung orientierte Ansätze für Migrationsgesellschaften.
Zu beiden Teilen der Konferenz sind theoretische wie empirische Beiträge aus aktuellen, internationalen und international vergleichenden Studien, insbesondere aus Ländern des globalen Südens, willkommen, ebenso wie Beiträge zu aktuellen Migrations- und Fluchtbewegungen (z.B. aus der Ukraine).
Oktober 2022