Für eine inklusive Verwaltung
Die Stadt Köln möchte ihre Kundenzentren barrierefreier machen – dazu soll das Pilotprojekt INSGES*AMT beitragen, an dem die TH Köln beteiligt ist. Bei einer Vor-Ort-Begehung war auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker anwesend, um sich über die Projekterfahrungen zu informieren.
Ein neuer Personalausweis, ein Antrag für den Kitaplatz, die Ummeldung des neuen Wohnsitzes… Es gibt viele Anlässe, zu denen Kölner Bürger*innen die Kundenzentren aufsuchen oder online nutzen. Aber wie können z.B. blinde Menschen den Fotoautomat für das erforderliche Passbild nutzen? Wie sollen Personen mit Lernschwierigkeiten die mehrseitigen Formulare ausfüllen oder Rollstuhlnutzer*innen von der Haltestelle zum Eingang des Kundenzentrums kommen?
Die Beispiele verdeutlichen nur einige Schwierigkeiten, die sich bei Besuchen in städtischen Kundenzentren auftun können. Die Stadt Köln möchte ihre Kundenzentren und Dienstleistungen barrierefreier machen und damit auch die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Bundesteilhabegesetzes vorantreiben. Dazu soll das Pilotprojekt „INSGES*AMT – Inklusive Service-Gestaltung im AMT“ beitragen. Es wird vom Büro der Behindertenbeauftragten der Stadt Köln in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZsL) Köln und Mitarbeitenden der TH Köln durchgeführt.
Ausgewählte Kundenzentren in den Stadtteilen Chorweiler, Mülheim, Nippes und Lindenthal werden auf Barrieren für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen überprüft. Fachbüros für Leichte Sprache, Grafik, Architektur und IT-Gestaltung erarbeiten gemeinsam mit einen Expert*innengremium, bestehend aus Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, in Workshops und Erkundungen vor Ort Lösungsansätze. Auch Mitarbeiter*innen verschiedener Kundenzentren bringen ihre Erfahrungen aus der täglichen Beratungspraxis ins Projekt ein.
Anfang April 2024 fand die Auftaktveranstaltung mit ca. 25 Teilnehmenden statt. Von Mai bis Ende Juli beschäftigten sich Arbeitsgruppen mit einzelnen Aspekten von Barrierefreiheit und erprobten vor Ort in den Kundenzentren Lösungsideen. Auf dieser Basis werden dann in der letzten Projektphase konkrete Maßnahmenpakete weiter ausgearbeitet und durch das Expert*innengremien überprüft. Bei einer dieser Vor-Ort Begehungen im Juli war auch die Oberbürgermeisterin Henriette Reker anwesend um sich über die Projekterfahrungen und Fortschritte von INSGES*AMT zu informieren.
Für Kölner Kundenzentren sollen so praktische Lösungen vor Ort entstehen. Zudem liefert das Projekt allgemeinere Anregungen für ko-kreative Planungsprozesse mit Menschen mit Behinderungserfahrungen, die zum Projektabschluss veröffentlicht werden.
Das Projekt INSGES*AMT ist ein weiteres Beispiel für transferorientierte Teilhabeforschung an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften. Das Team von Ein*Ort für Inklusives Wissen der TH Köln ist dabei maßgeblich beteiligt. Das Projekt wird von Yasemin Aslanhan koordiniert und von Prof. Dr. Matthias Otten wissenschaftlich geleitet.
Eindrücke aus dem Projekt
September 2024