Prof. Dr. Amelie Duckwitz

Prof. Dr. Amelie Duckwitz

Informations- und Kommunikationswissenschaften

Ein Beitrag von

Philipp Hambach

Team Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Influencer*innen und KI: Was ist noch echt?

KI generierte Frau (Bild: © ink drop – stock.adobe.com)

Influencer*innen sind fester Bestandteil des digitalen Alltags. Inspiration für Kochen oder Mode, Tipps und Tricks im Alltag oder Unterhaltung – die Gründe diesen zu folgen sind dabei sehr vielfältig. Doch was wäre, wenn sich hinter einem Account kein echter Mensch verbirgt, sondern eine Künstliche Intelligenz?

Über das neue Phänomen der KI-Models bzw. virtuellen Influencer*innen haben wir mit Prof. Dr. Amelie Duckwitz gesprochen.

Was sind KI-Models bzw. virtuelle Influencer*innen?

Es handelt sich dabei um ein durch Künstliche Intelligenz generiertes Modell eines Menschen. Anhand von bild- und textbasierten Daten hat das Programm gelernt, was Influencer*innen erfolgreich macht. Hierbei werden Faktoren wie Schönheitsideale, Herkunft und Interessen der erfolgreichen realen Vorbilder imitiert.

Die Profile, die von diesen KIs entwickelt werden, können dabei einen sehr menschlichen Eindruck erwecken, denn die geposteten Bilder sind nicht immer auf den ersten Blick als künstlich generiert zu erkennen. Auch pflegen viele dieser Models den Kontakt mit ihren Follower*innen. Die KI kann so trainiert werden, dass sie die passenden Antworten auf gängige Kommentare liefert, ohne dass ein Mensch beteiligt ist.

Künstlich generierter Mann auf Berg KI-generiertes Bildmaterial ist von der Wirklichkeit kaum zu unterscheiden. (Bild: © Oleksii – stock.adobe.com)

Was unterscheidet KI-Models von realen Influencer*innen?

Der Hauptunterschied liegt wahrscheinlich in der Authentizität. Echte Influencer*innen geben in ihren Beiträgen eine ganze Reihe von Authentizitätshinweisen, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen und die soziale Bindung zu ihren Follower*innen zu stärken. So hat man herausgefunden, dass ein Account immer wieder persönliche Inhalte posten sollte, um dem Algorithmus gerecht zu werden und die organische Reichweite zu steigern. Viele Influencer*innen bedienen sich hierbei auch gesellschaftlichen Trends. Sich in einem Post ungeschminkt zeigen, erhöht die Glaubwürdigkeit.

Das sind Aspekte, die wir auch im echten Leben als Authentizitätshinweis wahrnehmen. Auch hier spielen wir immer eine Rolle, ob im Beruf oder im privaten Umfeld. Wenn wir dabei etwas Persönliches einfließen lassen, dann wirken wir glaubwürdiger. Das funktioniert bei KI-Models noch nicht so gut. Grundsätzlich ist jedoch denkbar, dass künstliche Intelligenzen auch hier besser werden.

Warum folgen Menschen den KI-Models?

Generell folgt man Influencer*innen, weil hierdurch unterschiedliche Mediennutzungsbedürfnisse befriedigt werden. Wir wollen abschalten, uns inspirieren lassen oder eine Konsumentscheidung treffen. Darum folgen wir Influencer*innen, die uns ähnlich sind oder die einen Lebensstil führen, den wir selbst gerne hätten.

Ich denke, bei KI-Models steht die Inspiration im Vordergrund, zum Beispiel zu Mode, Sport und Lifestyle. Es ist aufgrund der gesammelten Daten möglich, dass eine KI die Mediennutzungsbedürfnisse besser abdeckt. Bei informativen Accounts ist davon auszugehen, dass die KI die richtigen Inhalte anschaulich präsentiert und somit das thematische Interesse der Nutzer*innen bedient. Da in sozialen Netzwerken unfassbar viele Inhalte vorgeschlagen werden, werden viele Nutzer*innen vermutlich nicht bemerken, ob es sich um eine künstliche Intelligenz handelt.

Werden KI-Models echte Influencer*innen verdrängen?

Im Laufe der Jahre hat sich die Branche unglaublich schnell professionalisiert und monetarisiert. Influencer*innen sind zu Meinungsführern geworden, die wir um Rat fragen und die unsere Haltung beeinflussen können. Einige Kritiker*innen argumentieren jedoch, dass Überprofessionalisierung und übermäßige Werblichkeit dem Influencer*innen-Marketing schaden und seine Glaubwürdigkeit beeinträchtigen.  

Tatsächlich schließen Unternehmen immer mehr Kampagnen und Werbedeals mit Influencer*innen ab, die oft nur an einer schnellstmöglichen Bühne interessiert sind. Dadurch werden viele Kanäle zunehmend werblicher und riskieren, ihre Follower*innen langfristig zu verlieren, da sie nicht mehr die Inhalte bieten, die sie ursprünglich erfolgreich gemacht haben. Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich KI-Models sein werden und ob sie auch Kooperationen eingehen werden. Dabei ist die Benutzerfreundlichkeit und die technische Performance der KI von entscheidender Bedeutung.

Ich glaube nicht, dass KI-Models die realen Influencer*innen vollständig verdrängen werden. Sie könnten jedoch – je nach Zielgruppe – eine Alternative darstellen. Die Influencer*innen, die sich auf ihre Branchenkenntnisse konzentrieren sowie, professionell und kontinuierlich an ihrer Glaubwürdigkeit arbeiten, werden langfristig erfolgreicher sein. Die Entwicklung steht hier aber noch am Anfang und es wird sich zeigen, wie sich die Dynamik zwischen KI-Models und realen Influencer*innen gestaltet.

September 2023

Prof. Dr. Amelie Duckwitz

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Philipp Hambach

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