Im Ausland promovieren – Gender Bias bei maschineller Übersetzung
![Absolventin Janiça Hackenbuchner (Bild: Janiça Hackenbuchner) Absolventin Janiça Hackenbuchner (Bild: Janiça Hackenbuchner)](/mam/bilder/hochschule/fakultaeten/f03/fittosize_358_201_cb3a4210515be82004f3ba0d8008c1bf_hackenbuchner_picture_teaserformat.jpg)
Janiça Hackenbuchner, ITMK-Absolventin, promoviert seit November 2023 an der Universität Gent. Nach ihrem Bachelorstudium in Liberal Arts and Sciences an der Amsterdam University College in den Niederlanden und einem Master in Fachübersetzen an der TH Köln widmet sie sich nun in ihrer Forschung dem Thema Gender Bias in der maschinellen Übersetzung. Wir haben sie interviewt:
Frau Hackenbuchner, welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Promotion?
Ich untersuche, welcher Kontext zu Gender Bias in der MÜ führen kann. Mein Fokus liegt dabei auf Kontexten, in denen das Geschlecht im Ausgangstext nicht markiert ist. Ich frage mich, welcher Inhalt in solchen Fällen die MÜ dazu veranlasst, ein bestimmtes Gender zu übersetzen. Basierend auf diesen Erkenntnissen möchte ich ein Sprachmodell trainieren.
Warum haben Sie sich für dieses Forschungsthema entschieden?
Ich habe bereits meine Masterarbeit zu dem Thema geschrieben. Seitdem ich bei Prof. Ralph Krüger einen Sprachtechnologiekurs mit Jupyter Notebooks beleget hatte, interessiere ich mich sehr für die Sprachtechnologie. Als Forschung für meine Masterarbeit nahm ich an einem "Artificially Correct" Hackathon des Goethe-Instituts teil, wo wir eine Plattform zum Thema Gender Bias entwarfen. Wir gewannen den Hackathon und ich arbeitete mit einer Teamkollegin weiter an dem Projekt. Daraufhin organisierten wir gemeinsam mit anderen Forscherinnen in dem Feld den ersten internationalen Workshop zum Thema "Gender Inclusive Translation Technologies" (GITT). Ich war von dem sozial-problematischen Thema in der Sprachtechnologie fasziniert. Ich merkte, dass wir in dem Feld noch viel zu verstehen und zu verbessern hatten, weshalb ich darin gerne promovieren wollte.
Warum haben Sie sich für eine Promotion im Ausland entschieden?
Ein Teammitglied aus dem Hackathon-Projekt, Joke Daems, hat kurz davor eine Stelle als "Assistant Professor" an der Universität Gent angetreten, woraufhin wir schnell beschlossen hatten, dass ich dort eine Promotion beginnen könnte. Zusammen mit einem technisch versierten Kollegen im gleichen "Language and Translation Technology Team" in Gent bewarben wir uns mit meiner Projektidee bei FWO (Research Foundation Flanders) für ein Stipendium. Nach erfolgreichem Erhalt des Stipendiums war klar, dass ich für meine Promotion nach Gent ziehen würde.
Welche Herausforderungen sind Ihnen bisher in Ihrem Forschungsprozess begegnet und wie gehen Sie damit um?
Die erste Herausforderung war die Projektbewerbung, inklusive Vorstellungsgespräch, für das umkämpfte FWO-Stipendium. Das bedeutete viel Arbeit und Vorbereitung. Seit Beginn meiner Promotion bin ich tatsächlich noch nicht vielen Herausforderungen begegnet. Kleinere "Herausforderungen" für mich persönlich sehe ich zum Beispiel in der Sicherstellung, dass ich mich organisatorisch an alles halte (Data Management Plan rechtzeitig fertigstellen u. s. w.). Die Forschungsarbeit an sich kann natürlich auch eine Achterbahn sein, mal hat man mehr Motivation oder die Dinge funktionieren besser, mal weniger. Wenn man im Großen und Ganzen das mag, was man tut, überwiegt am Ende immer das Gefallen an der Promotion.
Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zeit nach der Promotion?
Ich würde ganz gerne in der Wissenschaft bleiben, mich für ein PostDoc (oder Ähnliches) bewerben. Am liebsten würde ich mich wieder für ein FWO-Stipendium – oder sonst auf andere Stellen oder Stipendien – bewerben. Mal schauen, wie es in ein paar Jahren aussieht.
Was würden Sie den Studierenden raten, die über eine Promotion nachdenken?
Meine Ratschläge wären: gut darüber nachzudenken, ob einen eine Promotion bzw. das Thema genug interessiert, um sich damit jahrelang auseinandersetzen zu wollen, und sich außerdem zu überlegen, ob man sich auf eine feste Projektstelle oder ein Stipendium bewirbt. Ich persönlich liebe die Freiheit eines Stipendiums, was wiederum mehr Verantwortung und Kreativität erfordert. Ich würde unbedingt raten, sich ein gutes Betreuerteam zu suchen; man wird über die Jahre viel mit diesen Menschen zusammenarbeiten und viel Unterstützung (oder auch Zuspruch) von ihnen brauchen.
Februar 2025