Im Ausland promovieren – Ethische Aspekte bei MÜ mit LLM

Portrait von Monja Jannet (Bild: Monja Jannet, Absolventin)

Monja Jannet, Absolventin des Masterstudiengangs Fachübersetzen am Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation, setzt ihren akademischen Weg an der Dublin City University fort – und zwar mit einer Promotion im Bereich der maschinellen Übersetzung. Wir haben sie interviewt:


Frau Jannet, wo promovieren Sie und wann haben Sie mit Ihrer Promotion angefangen?

Ich promoviere am Institut School of Applied Language & Intercultural Studies der Dublin City University in Dublin, Irland, und habe im Oktober 2023 mit meiner Promotion angefangen.

Was haben Sie davor studiert (BA, MA) und wo?

Vor der Promotion habe ich den Bachelor Mehrsprachige Kommunikation und den Master Fachübersetzen am Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation an der TH Köln jeweils mit den Fremdsprachen Englisch und Französisch studiert.

Promovieren Sie im Rahmen eines Stipendiums? Wenn ja, welches?

Meine Promotion läuft insgesamt vier Jahre lang und wird in dieser Zeit von der Dublin City University und dem ADAPT Centre mit einem Stipendium gefördert. Bei dem irischen Forschungsinstitut ADAPT arbeiten Forscher*innen verschiedener irischer Universitäten und aus unterschiedlichen Fachgebieten an vielfältigen Projekten im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Können Sie uns einen Überblick über Ihr Promotionsvorhaben geben und erklären, warum Sie sich für dieses spezielle Forschungsthema entschieden haben? Inwiefern unterstützt Ihr Forschungsthema die Entwicklung Ihres Fachgebiets? Was sind Ihre Ziele?

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT und nachfolgenden Tools sind die auf künstlicher Intelligenz basierenden Large Language Models in aller Munde. Die Fähigkeiten dieser großen Sprachmodelle wurden bereits in den verschiedensten Anwendungsbereichen von Medizin bis Mathematik getestet. Auch das Übersetzen von Texten in andere Sprachen ist eine der Aufgaben, für die Large Language Models genutzt werden können.

Ich promoviere im Bereich der maschinellen Übersetzung mithilfe von Large Language Models. Im Rahmen meiner Promotion beschäftige ich mich mit dieser neuen Technologie und deren Übersetzungsfähigkeiten. Konkret interessiere ich mich für ethisch relevante Aspekte beim maschinellen Übersetzen mit Large Language Models. Viele von uns haben nicht nur die überraschend positiven Seiten der Technologien erlebt, sondern haben sich möglicherweise auch schon Gedanken über problematische Aspekte der künstlichen Intelligenz gemacht. So gibt es aktuelle Forschung, die sich mit ethischen Fragestellungen rund um das Thema künstliche Intelligenz und Übersetzen beschäftigt.

Im Rahmen meiner Promotion konzentriere ich mich konkret auf ethische Aspekte, die beim maschinellen Übersetzen mit Large Language Models aufkommen können. Das Thema meiner Promotion interessiert mich besonders, da es sich mit Large Language Models um eine neue Technologie handelt, die erst vor Kurzem die Öffentlichkeit erreicht hat. Aufgrund der Aktualität von Large Language Models können die Auswirkungen auf Nutzer*innen und ganze Gesellschaften noch nicht zuverlässig bestimmt werden. Welchen ethischen Aspekten werden professionelle Übersetzer*innen, Kund*innen, Studierende und Akademiker*innen im Übersetzungsbereich in Zukunft bei der Arbeit mit Large Language Models begegnen? Diese Neuheit von LLMs macht das Thema besonders spannend für mich.

Es motiviert mich, mein Fachgebiet, die Translationswissenschaft, dabei zu begleiten, neue Technologien nicht nur so effizient wie möglich in Übersetzungsprozesse einzubinden, sondern auch herauszufinden, wie künstliche Intelligenz möglichst verantwortungsvoll von verschiedenen Akteur*innen in der Welt des Übersetzens genutzt werden kann.

Was waren die ausschlaggebenden Faktoren für Sie, sich für eine Promotion zu entscheiden?

Ich habe mich bereits während meines Bachelor- und Masterstudiums für das wissenschaftliche Arbeiten interessiert. Im Studium hat es mir vor allem gefallen, Haus- und Abschlussarbeiten zu schreiben. Nach meinem Studienabschluss wollte ich gerne tiefer in das wissenschaftliche Arbeiten einsteigen und eigene Forschungsprojekte durchführen. Zudem schließt mein Promotionsthema inhaltlich gut an das Thema meiner Masterarbeit an, die ich am ITMK zu ethischen und soziologischen Aspekten des maschinellen Übersetzens verfasst habe.

Warum haben Sie sich für eine Promotion im Ausland entschieden?

Ich habe mich aus mehreren Gründen für eine Promotion im Ausland entschieden. Einerseits fördert das Leben im Ausland internationale Kompetenzen. Durch die Promotion an einer irischen Universität habe ich die Möglichkeit, sowohl das akademische System als auch das Alltagsleben in einem anderen Land kennenzulernen. Dies ist insbesondere für ein Berufsleben als Wissenschaftler*in von Vorteil, da Forschungsprojekte häufig in Kooperation mit Kolleg*innen von Universitäten auf der ganzen Welt durchgeführt werden.

Insbesondere für Studierende kommunikationswissenschaftlicher Fächer, wie sie am ITMK angeboten werden, bietet eine Promotion im Ausland die Möglichkeit, kulturelle und Sprachkompetenzen auszubauen und damit gegebenenfalls an Studieninhalte aus vorherigen Bachelor- und Masterstudiengängen anzuschließen.

Vor allem im europäischen Ausland gibt es zudem zahlreiche Universitäten, die aktiv im Translationsbereich forschen und spannende Projekte für Promovierende anbieten.

Auch für die persönliche Entwicklung ist es sehr spannend, im Ausland zu leben und eine andere Kultur kennenzulernen. So habe ich die Möglichkeit, Erfahrungen sammeln, die mir bei der Entscheidung helfen können, ob ich langfristig im Ausland leben möchte.

Welche Herausforderungen sind Ihnen bisher in Ihrem Forschungsprozess begegnet, und wie gehen Sie mit diesen um?

Am Anfang des Forschungsprozesses bin ich vor allem mit Herausforderungen bezüglich der Eingrenzung des Promotionsthemas konfrontiert. Da ich mich auf eine ausgeschriebene Promotionsstelle mit bereits festgelegtem Oberthema beworben habe, stand der grobe Themenbereich meines Projekts von Anfang an fest. Eine anfängliche Herausforderung bestand allerdings darin, das Thema so einzugrenzen, dass konkrete Forschungsfragen formuliert werden konnten, die ich im Rahmen meiner Promotion beantworten möchte.

Zur Bearbeitung meines Promotionsthemas greife zudem ich auf Erkenntnisse und Methoden verschiedener Fachgebiete (Translationswissenschaft, Übersetzungstechnologien und Philosophie/Ethik) zurück. Aus dieser interdisziplinären Ausrichtung ergibt sich als weitere Herausforderung, dass ich mich in Inhalte aus mir neuen Gebieten einarbeiten und Methoden anwenden muss, mit denen ich noch nicht vertraut bin. Zum Beispiel plane ich im Rahmen meiner Promotion, Interviews mit Akteur*innen aus der Übersetzungsbranche durchzuführen. In der Vorbereitung werde ich mich in sozialwissenschaftliche Grundlagen zum Thema qualitativer Forschungsmethoden einarbeiten.

Eine weitere grundsätzliche Herausforderung besteht in meinem Fall darin, meine Doktorarbeit in einer Fremdsprache (Englisch) zu verfassen. Das wissenschaftliche Schreiben auf Englisch kann zwar eine Herausforderung darstellen, es ist aber vorteilhaft, Forschungsergebnisse auf Englisch ausdrücken zu können. Wissenschaftler*innen veröffentlichen ihre Erkenntnisse häufig in internationalen Fachzeitschriften und präsentieren sie auf internationalen Konferenzen. Auf Englisch verfasste Arbeiten können einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.

Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zeit nach der Promotion?

Ich befinde mich zwar noch am Anfang meiner Promotion, im Moment könnte ich mir aber sehr gut vorstellen, im Anschluss weiter eine akademische Laufbahn zu verfolgen. Für Promovierte gibt es die Möglichkeit, nach erfolgreichem Abschluss der Promotion eine so genannte Post-Doc-Stelle anzutreten, bei der ich gerne eigenständig weitere Forschungsprojekte durchführen würde.

Welche Ratschläge würden Sie Studierenden geben, die eine Promotion in Erwägung ziehen (z. B. in Bezug auf Vorbereitung, Themensuche, Selbstmotivation und das Durchhaltevermögen)?

Studierende, die sich für eine Promotion interessieren, können sich bereits im Studium in Richtung Wissenschaft orientieren. Stehen gerade geeignete Forschungsprojekte am ITMK an, gibt es unter Umständen die Möglichkeit, als Studierende*r in das Projekt eingebunden zu werden und eine kleine Rolle beim Forschen zu übernehmen. Auf diese Weise erhält man einen guten Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten und könnt gegebenenfalls Kontakte zu Forschenden knüpfen.

Entscheidet man sich für eine Promotion, steht am Anfang die Suche nach einem geeigneten Promotionsthema. Dazu gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Je nachdem, ob man sich (wie in meinem Fall) für auf eine Stelle mit bereits festgelegtem Thema bewirbt oder ein eigenes Thema vorschlägt, kann die Themensuche unterschiedlich aufwendig ausfallen. Es kann in jedem Fall hilfreich sein, sich bereits während des Studiums zu überlegen, welcher Bereich der Translationswissenschaft oder angrenzender Fachgebiete einen besonders interessieren. Hat man schon im Laufe des Studiums eine Leidenschaft für ein bestimmtes Themengebiet gefunden, bietet es sich an, die Abschlussarbeit zu nutzen, um sich schon einmal etwas tiefer in das Thema einzuarbeiten. Auf diese Weise besteht gegebenenfalls die Möglichkeit, das Thema in einer anschließenden Promotion weiterzuführen oder sogar eine Zusammenarbeit mit den betreuenden Professor*innen des ITMK anzuschließen. Unabhängig davon, wie ihr auf euer Promotionsthema stoßt, könnt ihr euch bei der Themeneingrenzung von euren betreuenden Professor*innen unterstützen lassen, die euch Tipps dazu geben können, welches Thema sich in welcher Form für eine Promotion eignet.

Im Rahmen einer Promotion arbeitet man mehrere Jahre lang an einem umfangreichen Projekt. Wer Bedenken hat, wie man die Selbstmotivation über einen langen Zeitraum aufrechterhalten kann, könnte sich zum Beispiel über eine strukturierte Promotion informieren. Im Gegenteil zur klassischen Individualpromotion nimmt man hierbei neben dem eigenständigen Forschen und Schreiben an der Doktorarbeit zusätzlich an Vorlesungen und Kursen der jeweiligen Universität teilnimmt. Dies kann einen klareren Rahmen für das Promotionsvorhaben bieten und Motivation und Durchhaltevermögen stärken.

Ich habe mich für eine Individualpromotion entschieden und obwohl ich mich erst im ersten Jahr meiner Promotion befinde, kann ich aus meiner bisherigen Erfahrung berichten, dass die Zeit der Promotion sehr schnell vergehen kann. Häufig beschäftigen sich Promovierende nicht ausschließlich mit dem eigenen Promotionsprojekt, sondern können über Kontakte zu anderen Wissenschaftler*innen des Fachgebiets an interessanten Forschungsprojekten und Kooperationen teilnehmen. Der Alltag als Doktorand*in bietet Abwechslung, zum Beispiel, wenn man zu Konferenzen reisen und Forschungsergebnisse präsentieren kann. Solche Erfahrungen können sich ebenfalls positiv auf Motivation und Durchhaltevermögen auswirken.

Bei der organisatorischen Vorbereitung auf eine Promotion im Ausland solle man beachten, dass ausländische Universitäten einen offiziellen Nachweis über Kenntnisse der jeweiligen Landes-/Arbeitssprache verlangen können. Studierende sollten also damit rechnen, im Rahmen der Vorbereitung auf eine Promotion im Ausland einen separaten Sprachtest in der jeweiligen Arbeitssprache zu absolvieren. Dies kann auch für Studierende mit abgeschlossenen Bachelor- und Masterstudiengängen am ITMK gelten, obwohl wir aufgrund unseres Studiums bereits über Sprachkenntnisse verfügen.

Juni 2024


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