Goldita Nasta – Erfahrung an junge Menschen weitergeben
Der Maschinenbau gilt gemeinhin als Männerdomäne. Hier viel zu erreichen, war für eine Frau in den 1970er und 80er Jahren wohl noch schwieriger als heute. Goldita Nasta, Absolventin der Konstruktionstechnik, hat es geschafft – mit Zielstrebigkeit und der Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden und aus Fehlern zu lernen.
So hatte sie als Abteilungsleiterin zeitweise 175 Mitarbeiter*innen im Team. Heute ist sie im Rentenalter und nicht minder aktiv: Als Mediatorin und Mentorin gibt sie ihre Erfahrungen an junge Leute weiter.
Goldita Nasta wurde in Rumänien geboren und studierte nach ihrem Abitur einige Semester Metallurgie an der Technischen Hochschule Bukarest, bevor sie im Jahr 1970 nach Deutschland kam – der Liebe wegen. Nach ihrer Hochzeit arbeitete sie zunächst als Technische Zeichnerin in Köln. Wegen der fehlenden Sprachkenntnisse traute sie sich nicht sofort ein Studium aufzunehmen. Doch als ihr Deutsch immer besser wurde, bewarb sich für einen Studienplatz: 1974 nahm sie ihr Studium der Konstruktionstechnik auf – als einzige Frau in ihrem Semester. Nachteile hat sie deswegen nicht erfahren: „Wir haben uns im Studium gegenseitig unterstützt. Ich hatte meine Stärke in der Theorie, Mathematik fiel mir leicht, meine Kommilitonen halfen mir bei den praktischen Aufgaben“, sagt sie. Unterstützung erfuhr sie auch vom Dekanat, wovon sie heute mit Dankbarkeit berichtet: „Um das Studium zu finanzieren, hatte ich einen sehr anstrengenden Nebenjob. Als der Dekan davon erfuhr, wurde mir ein Leistungsstipendium bewilligt“. Dass sie den dafür nötigen guten Notenschnitt vorweisen konnte, war natürlich ihr eigener Verdienst. Später half Goldita Nasta, die als rumänische Staatsangehörige keinen BaföG bekommen konnte, als Tutorin jüngeren Semestern in dem Fach, das ihr am meisten lag: der Mathematik.
Nach erfolgreichem Diplom fand sie gleich eine Stelle als Konstruktionsingenieurin. Noch in der Probezeit wurde sie schwanger, doch ihre Leistungen waren so überzeugend, dass sie schließlich mehrere Jahre in dem Betrieb blieb. Bei ihrer nächsten beruflichen Station hatte sie die Teamleitung des Konstruktionsbüros inne. „Hier habe ich neben viel fachlichem Wissen gelernt, was gutes Leadership heißt, wie man seine Mitarbeiter*innen wertschätzend behandelt und nicht zuletzt, wie man verhandelt“, sagt sie. Nachdem das inhabergeführte Unternehmen durch einen großen Konzern übernommen worden war, geriet der Geschäftszweig in Schieflage – Goldita Nasta verlor ihre Stelle. Die dreijährige Phase der Arbeitslosigkeit – in einer Zeit, in der Ingenieur*innen nicht gerade gesucht waren – nutzte sie, um sich fortzubilden. Den Wiedereinstieg schaffte sie, indem sie ihre Bewerbungsstrategie änderte und aktiv auf Firmen zuging. Bei ihrem neuen Arbeitgeber stieg sie dann von der Gruppen- zur Abteilungsleiterin und zum Mitglied der Geschäftsleitung auf. „Im Management bin ich richtig aufgeblüht“, sagt sie. Was ihr besonders am Herzen lag: Die Erhöhung der Frauenquote, die Unterstützung von Migrant*innen und Freiräume zu schaffen, um neue Dinge auszuprobieren. Der Eintritt in die Rente war für sie der Beginn einer neuen Ausbildung: An der Universität zu Köln machte sie einen Abschluss als geprüfte Mediatorin. „Junge Menschen als Mentorin zu beraten und ihnen eine Perspektive zu bieten, ist für mich sehr motivierend. Ich möchte die Bedeutung von Weiterbildung und Vernetzung vermitteln und Selbstvertrauen aufbauen, damit man die Stärke hat, nach Krisen wieder aufzustehen.“, sagt sie. Dass man es schaffen kann, dafür ist Goldita Nasta selbst das beste Beispiel.
März 2022